Holzhammer kommt bald
Richard Frischauf ist wieder einmal über der Stadt unterwegs, um den Zustand derselben aus manchmal atemberaubend geringer Höhe zu dokumentieren. Bei diesem winterlichen Rundflug Ende der 1970er bannt er die westlichen Ausläufer Wiltens und der Höttinger Au auf Zelluloid. Bald schon wird hier zusammenwachsen was vielleicht gar nicht zusammen gehört und das Innsbrucker Verkehrskonzept mit dem Südring seine bis heute existierende Prägung bekommen.
Das Bild zeigt an den Innufern noch unzählige Arbeitsbaracken, denen aus architekturgeschichtlicher Sicht nicht ausdrücklich nachgetrauert werden muss. Die auf der linken Innseite hier mittlerweile entstandenen Grünanlagen tragen sicher mehr zur Lebensqualität der Stadtbewohnenden bei. Gebaut wird gerade am zweiten Hochhaus in der Fischnalerstraße, etwas weiter unten am Wasser sieht man den ersten Mariahilfparkblock. Die neue Universität fehlt noch ganz, aus dem Klinikareal leuchtet schon die Chirurgie und rundherum wird sich bald noch einiges tun. Beim Beselepark werden die neuen Umkleidekabinen bald fertig.
Ein beeindruckendes Foto zur städtebaulichen Entwicklung von Wilten. So viel zum Schauen und Entdecken, vielen Dank!
Die Planungen für die Trasse der Holzhammerbrücke reichen interessanterweise bis ins Jahr 1913 zurück. Die Trasse von 1913 wurde dann 1936 vom Gemeinderat beschlossen und 1952 im Flächenwidmungsplan eingetragen. Von den ersten vorausschauenden Planungen bis zur Eröffnung hat es freilich über 70 Jahre gedauert…. Manchmal braucht gut Ding eben Weile. Dem Bau waren freilich auch etliche Anrainerproteste vorausgegangen….
Im Amtsblatt von 1974 gab es diesbezüglich sogar einen eigenen Bericht „Die Holzhammerbrücke – eine zwingende Notwendigkeit“:
http://amtsblatt.stadtarchiv-innsbruck.at/bild.php?id=4606
Das Bild dürfte Ende der 60er aufgenommen worden sein, da bereits Anfang (!) der 70er die im linken unteren Eck sichtbaren Gebäude der Fa. Huter der Überbauung mit 3 Hochhäusern weichen mußten. Die Brücke baute man dann Anfang der 80er. Jahrzehntsanfänge scheinen einen Bauimpuls auszulösen.
Man sieht auch immer noch Reste des Lagerplatzes der Fa. Neumayr in der offensichtlich gerade verbreiterten dh durchgängig gemachten Innerkoflerstraße.
Ziemlich genau in der Mitte des Bildes, oberhalb der nicht ganz klaren Ablagefläche, wahrscheinlich für Holz, die wie ein Parkplatz aussieht, sieht man das parkartige Areal der schönen Schwarzkopfvilla, die bis zum Bau der neuen Uniwüste am Innrain bestanden hat.
Leider ist das Bild vor der Karwendelbrücke abgeschnitten, sonst sähe man noch einige Datumsmarken mehr..
Eine Hilfe zur Datierung ist, dass ein Block im Mariahilfpark gerade im Bau zu sein scheint, während die anderen Blocks Richtung Universitätsbrücke noch fehlen!
Irgendwann gab es hier bereits einen Beitrag der Abrissarbeiten auf diesem Gelände.
Je länger man dieses Foto kontemplativ betrachtet, umso interessanter und spannender wird es.
Wie Herr Hirsch bereits hinwies, ist „Ende der 70er-Jahre“ als Datierung sicher zu spät.
Die von Franz Kotek geplante Wohnanlage Mariahilfpark, deren Areal man auf dem Titelfoto gut erkennen kann, wurde nämlich 1969–73 gebaut. Das Bild könnte dem Baufortschritt nach zu urteilen nahe um 1970 entstanden sein.
Ende der 70er-Jahre würden die Blocks im Mariahilfpark bereits alle fertig sein.
Der ehemalige k. k. Landeshauptschießstand in Mariahilf wurde laut diesem Beitrag im Frühjahr 1968 abgerissen. In diesem Beitrag gibt es sogar ein Foto der Abrissarbeiten:
https://innsbruck-erinnert.at/der-k-k-landeshauptschiessstand-mariahilf/
Auf diesem Luftbild von 1972 ist der Baufortschritt im Mariahilfpark schon weiter als auf dem Titelfoto, ein interessantes Vergleichsbild für die Datierung:
https://innsbruck-erinnert.at/maria-hilf-den-wohnungssuchenden/
Je öfter man das Bild betrachtet, desto mehr interessante Details fallen einem auf. So sieht man auf dem Foto noch die Schotterbänke des Inns, ich glaube sogar noch immer den Verlauf des Innrechens erkenne zu können. Bei Niedrigwasser bilden sich Wirbel um vermutlich damals noch immer im Flußgrund steckende Stümpfe der früheren Holztriftkonstruktion auf Höhe des Studentenheims flußaufwärts.
Interessant auch die Mini-Privatwälder um Häuser in der Sternwarte- (Haus 18) und Botanikerstraße (Haus 21).
Weiters sieht man den neulichen Kandidaten für die Weihnachtstankstelle, die Shell hinter der Unikreuzung zwischen den beiden Innraineinbahnen, gegenüber die Baulücke, die zur Walligarage und -Fahrschule geführt hat.
Nochmals hinüber über den Inn erblickt man gegenüber dem späteren Mariahilfpark die alte Zeile zweistöckiger Wohnhäuser. Dort werkte ein Autoelektriker mit dem Namen Eisschiel, feilte Unterbrecherkontakte, reparierte Regler und fluchte über die vertrackt eingebauten Zündkerzen französischer Autos.
In diesem „Mini-Privatwald“ Sternwartestr. 18 durfte ich mit einer Freundin spielen, die dort wohnte, sehr nah zu meinem Zuhause in der Sternwartestr. 10. Leider weis ich den Namen der Familie nicht mehr. Die Bäume waren riesig und sehr alt, auch ein kleiner Teich war in diesem damals sehr natürlich gehaltenem Grundstück. Ich glaube es war Anfang der 70er Jahre, da wurden diese Bäume gefällt und das Haus wich einem – für uns damals – scheußlichem Neubau.
Ich denke, dass 1971 ziemlich genau hinkommt, denn die Pavillons der alten Chirurgie sind bereits abgerissen, das passierte eben in diesem Jahr, aber die Baumaschinen für den Aushub der Fundamente der neuen FKK (Frauen-Kopf-Klinik) sind noch nicht aufgefahren. Sogar ein Restbestand an diversen Bäumen dieses Areals ist an der Seite der Maximilianstraße noch zu erkennen
Es gibt ein Luftbild vom 15.4.1971, welches den gleichen Bebauungszustand zeigt. Lediglich die Bäume hinter der Chirurgie, die auf dem obigen Foto noch stehen, scheinen Mitte April 71 schon gefällt worden zu sein.
https://lba.tirol.gv.at/public/bild.xhtml?id=67328
ich bin im zweiten Haus an der linken unteren Ecke der Aufnahme 1964 zusammen mit meiner Familie eingezogen, ich kann mich noch an die Baracken beim Inn genau erinnern und auch an den heutigen viel befahrenen Mitterweg, damals des „kloane Wegele“.
Wir spielten mit zahlreichen Nachbarskindern in der Gstätten, da, wo heute der Mc. Donalds steht und wo zahlreiche Autos durchrasen, es war alles Wildnis und für uns Kinder ein Paradies, es gab auch aus der Kriegszeit noch Bunker und Tunnels, die es mit Kerzen zu erkunden gab, wobei wir Kinder uns den Gefahren nicht bewusst waren, es war trotzdem abenteuerlich…
Heute ist die Höttingerau bis zum Flughafen total zubetoniert und nicht unbedingt lebenswert, Fortschritt ist eben Fortschritt…