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Hoher Besuch In Dreiheiligen

Hoher Besuch in Dreiheiligen

Vor kurzer Zeit gelangte ein besonderes Gästebuch zu uns ins Stadtarchiv, das wir Ihnen heute vorstellen möchten. Angelegt wurde es anlässlich des Besuches von Kaisern Maria Anna (sie war mit Ferdinand I., den der Volksmund auch als „Gütinand, der Fertige“ kannte) in der „Industrie Anstalt zu Dreyheiligen“ am 13. August 1838.

Zehn Jahre später, im Mai 1848, verließ die kaiserliche Familie in einer Nacht- und Nebelaktion das revolutionäre Wien, um sich in Innsbruck niederzulassen. Während des knapp dreimonatigen Aufenthaltes stattete auch Erzherzogin Sophie, deren Sohn Franz Joseph noch im selben Jahr den Thron besteigen sollte, der Industrieanstalt einen Besuch ab, wie das Gästebuch zeigt.

Erzherzogin Sophie trug sich unterhalb von Bernhard Galura, Fürstbischof von Brixen und Alois I. Röggl, Abt von Wilten, ins Gästebuch ein.
Erzherzog Carl Ludwig, der von 1855 bis 1861 als Statthalter in Tirol amtierte, trug sich am 22. Feber 1860 gemeinsam mit seiner Stiefgroßmutter Caroline Auguste (dritte Frau von Kaiser Franz I. (II.) in das Gästebuch ein.
Der vorletzte Eintrag stammt von Erzherzogin Maria Josepha (Mutter des Erzherzog Carl Franz Joseph, der von 1916 bis 1918 als letzter Kaiser und König die Doppelmonarchie regieren sollte) und ihrer Obersthofmeisterin Carla Gräfin Attems.
Mit dem Besuch des Statthalters Franz Graf Merveldt, der am 7. März 1902 offenbar gemeinsam mit dem Korpskommandanten Erzherzog Eugen erschienen war, enden die Eintragungen im Gästebuch.

In den 64 Jahren, die zwischen dem ersten und dem letzten Eintrag liegen, wurde nur 18 Personen die Ehre zu Teil, sich in diesem Gästebuch zu verewigen.

Wenn Sie sich schon gefragt haben sollten, wo die Rätselfrage bleibt – hier ist sie: Wir wüssten von Ihnen gerne, wo genau sich die Industrieanstalt in Dreiheiligen befand und was dort produziert wurde.

Viel Vergnügen!

(StAI, Cod-2092)

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Die Industrieanstalt war eine Handarbeitsschule in Dreiheiligen, geläufiger ist der Name „Industrieschule“. 1859 war u.a. Fräulein Franziska von Preu als Lehrerin an der Industrieschule in Dreiheiligen tätig.

    Am 13. August 1838 besuchte Kaiser Ferdinand zuerst das Landesmuseum und anschließend
    „verfügten sich Seine Majestät in das
    Provinzial-Strafarbeitshaus, und widmeten
    diesem wichtigen Institute der strafenden und bessernden
    Gerechtigkeit Allerhöchstihre landesväterliche Aufmerksam-
    keit bis ins kleinste Detail. Seine Majestät äußerten sich
    zufrieden gegen die leitenden Beamten der Anstalt, wel-
    che den Organismus derselben zu erläutern das Glück
    hatten, und tröstend gegen jene Sträflinge, die der aller-
    höchsten Gnade empfohlen worden waren.

    Zu gleicher Zeit hatten Ihre Majestät die Kaiserin
    die Industrieschule zu Dreiheiligen und
    die Kleinkinderwart-Anstalten daselbst und in der Anger-
    zell mit Allerhöchstihrem Besuche beglückt, die Einrich-
    tung dieser Anstalten prüfend gewürdigt, die Schüler-
    innen und kleinen Kinder mit mütterlicher Liebe ermun-
    tert, und an die Aermsten aus jenen, welche mit kind-
    lichen Anreden die Landesmutter begrüßen durften, Ge-
    schenke zurückgelassen.“

    1. Zu der von Ihnen erwähnten Maria Franziska Barbara von Preu zu Korburg und Lusenegg liegen mir folgende biographische Eckdaten vor:

      Sie wurde am 3. Dezember 1809 in Sterzing als Tochter des Leopold und der Elisabeth von Preu zu Korburg und Lusenegg geboren, war – wie von Ihnen erwähnt – zunächst Lehrerin an der Industrieschule zu Dreiheiligen und ab 1859 gräfl. wolkenstein’sche Stiftsdame.

      Sie wurde als „sehr groß, sehr mager, sehr korrekt – eine richtige alte Stiftsdame“ beschrieben und starb „nach langer mit christlicher Geduld ertragener Krankheit […]“ am 28. November 1884 in Innsbruck (begraben am 30. November 1884 am Westfriedhof Arkade 41).

      1. Über Ihre Tätigkeit an der Industrieschule berichtete der Bote von Tirol am 1. Feber 1836:

        „Lehrerin dieser Anftalt ist das Fräulein Franziska von Preu, welche mit lobenswerther Unverdrossenheit
        und unermüdlichem Fleiß die Schülerinnen im Arbeiten unterrichtet, die Beschäftigung derselben leitet, und das Vertrauen und die volle Zufriedenheit des Ausschusses sich erworben hat. Ihr ist als Lehrgehilfin Karolina Pold beigegeben.“

        1. Vielen herzlichen Dank für diese aufschlussreichen Informationen, lieber Herr Egger!
          So fügt sich ein Mosaikstein zum anderen… Der Übertritt ins Wolkenstein´sche Damenstift 1859 fällt zeitlich wohl genau mit dem Austritt aus der Industrieschule zusammen. Meine diesbezügliche Quelle waren die Innsbrucker Nachrichten vom 6. Juli 1860, welche berichten:

          „Dem 26sten Rechenschaftsbericht des Innsbrucker Frauen-Vereines
          für Kinderwartanstalten und Industrieschulen für das Verwal­-
          tungsjahr vom 1. April 1859 bis 1. April 1860, vorgelesen in der Sitzung
          vom 15. Juni, entnehmen wir Folgendes: „Im Allgemeinen kann bemerkt
          werden, daß ungeachtet der so ungünstigen Verhältnisse des verflossenen Jahres
          die Theilnahme an diesen Vereinsanstalten keine wesentliche Veränderung er­-
          litten hat. Im Lehrpersonale ist die Veränderung vorgefallen, daß durch den
          Austritt des Fräuleins Francisca v. Preu die Stelle der ersten Lehrerin an
          der Industrieschule zu Dreiheiligen in Erledigung kam. Diese Stelle erhielt
          die bisherige zweite Lehrerin Antonia Straub, und zur zweiten Lehrerin an
          die Stelle der Straub wurde Caroline Bachmann ernannt.“

  2. 1834 besuchten 87 Mädchen die Industrieschule in Dreiheiligen, wovon
    23 im Nähen,
    18 im Spinnen,
    6 im Beuteltuch-Nähen und
    40 im Stricken unterrichtet wurden.

  3. Mehr zur Geschichte der Industrieschule von Dreiheiligen findet sich auch im Tiroler Anzeiger vom 19. Mai 1934, Seite 8ff.

    Demnach war die Industrieschule ursprünglich im Widum von Dreiheiligen untergebracht. Später erhielt die Industrieschule aufgrund Platzmangels Räume im Schulhaus zugewiesen.

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