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Heute Garantiert Tödlich!

Heute garantiert tödlich!

Ein paar Schulfreundinnen, die wohl auf dem nicht ganz direkten Heimweg von der Fischerschule sind. Vielleicht sind zwei sogar auf beiden Aufnahmen zu sehen. Der Standort ist die Kreuzung Andreas-Hofer-Straße mit dem Südring. Wenn man sich heute dorthin stellt, dann nur für eine Kurzzeit-Belichtung, weil dann ist man platt. Ich hoffe, die drei Mädchen sind heute gesetzte Damen. Offen bleibt die Frage, wo das Eis herkommt. Wo gab es denn in der Gegend Eis? Beim Rohrer?

Aber ich hoffe, dass wir die ein oder andere Erzählung aus längst vergangenen Tagen zu lesen bekommen. Das Hotel Veldidena müsste doch was hergeben. Oder schwarzfahren in der 1-er, die hier mit offenen Türen um die Kurve biegt. Lustig ist wie im Hintergrund zwei Mander der IVB das Haltestellentaferl montieren oder gar putzen sieht. In das Geschäft des Franz Roher – oder was daraus geworden ist – soll angeblich wieder ein Lebensmittelhändler einziehen. Halt einer mit tausenden Filialen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)

Dieser Beitrag hat 18 Kommentare
  1. So wie es aussieht, sehen wir auf beiden Fotos den Triebwagen Nr. 19 ex Zürich 147, der Teil der hier https://innsbruck-erinnert.at/innsbruck-setzt-auf-mobilitaet/ gezeigten Lieferung gewesen sein dürfte, weil diese gemeinsam angeliefert wurden (einer der beiden hinteren – die peniblen Schweizer:innen haben die Fahrzeuge ja vielleicht aufsteigend nummeriert verladen, dann wäre es der letzte der vier, ganz hinten).
    Laut Kreutz ging der Triebwagen am 18.1.1956 in Betrieb.
    Ebenfalls gebraucht aus Basel kam Beiwagen Nr. 153, zu sehen im ersten Bild. So einen haben wir leider nicht mehr in Innsbruck. Vielleicht gelingt es ja eines Tages, das letzte verbleibende IVB-Exemplar aus dem Verkehrsmuseum in Ferlach zurückzukaufen, das wäre eine sehr wertvolle Ergänzung des historischen Fuhrparks. In der Praxis waren diese Beiwagen mit ihrer in der Mitte liegenden einzigen Schiebetür nicht sehr effizient, der Fahrgastwechsel dauerte dadurch länger als bei allen anderen Fahrzeugen.
    Der beiwagen am zweiten Bild ist ein original Innsbrucker „Stadtbeiwagen“.
    Jetzt kommt aber das wirklich Gute: mit dem Triebwagen Nr. 19 kann am Freitag wieder gratis mitgefahren werden, freitags und Samstags, wenn die „Christkindlbahn“ unterwegs ist. Die besteht aus Tw 19 und dem ex Meraner Bw 147.
    Die Monteure am ersten Bild bringen möglicherweise gerade die damals neuen Linientafeln an der Haltestelle an.
    Zur Datierung: ich würde am ehesten auf Sommer 1956 oder 1957 tippen. Die Neuverlegung der Gleise wegen Baues der Konzertkurve mit Abriss des Westbahnhofviadukts scheint noch nicht sehr lange zurück zu liegen, da der Asphalt um den Gleisbogen auf beiden Bildern noch etwas dunkler ist. Die offenen Türen ebenfalls auf beiden Bildern lassen auf Sommerhitze schließen.

  2. Ich glaub eher an die Demontage der alten Haltestellentafel. Die neue lag damals – wie das Kindermotiv heute unmöglich – direkt hinter der Kurve auf dem separaten Gleiskörper. Die alte Position der Haltestelle lag ja schon außerhalb der Gleisstrecke. Dieser Gleiskörper war damals anscheinend gerade im Rohbau.

    Über Schwarzfahren weiß ich nichts zu berichten, die Schaffner („Conducteur“ nannte sie meine Großmutter) paßten – abgesehen vom damals sowieso selbstverständlichen Anstand der Passagiere – sehr genau auf. Vielleicht, daß man auf einer Plattform unbehelligt eine Station weit gratis fahren konnte. Bei den späteren Garnituren mit dem hinten thronenden Schaffner war es dann ganz aus. Deshalb hieß es auch in völlig falsch verwendetem Deutsch „rückwärts einsteigen!“, also mit dem Rücken voraus.

    Vom Veldidena ist mir nur die Einrichtung als Unterschriftenstelle für das Volksbegehren bekannt, welches die Abschaffung des neunten Schuljahres forderte, und damit auch Erfolg hatte.

    Interessant das im Hintergrund sichtbare Lebensmittelgeschäft, welches laut Aufschrift einem Franz Leiner o.ä. gehört hat. Ich habe diesen Laden als anonymen Laden der Konsumkette in Erinnerung. Jedenfalls diente es als Ersatz für den vermutlich wie das Haus von Bomben zerstörten Kiosk. Davor wieder einmal zur Erinnerung an eine verlorengegangene Technik ein auf dem Pedal auf der Gehsteigkante abgestelltes Fahrrad.

    P.S.: Die Szene wäre heute nicht tödlich, weil absolut unmöglich. Bis dorthin kämen sie garnicht. Selbst wenn es die Kinder schafften, dann wäre ein Auto zwischen ihnen und dem Fotografen. Außerdem ist dort kein Zebrastreifen, also relativ sicher (Sarkasmus off)

  3. Jaaa, am 13.6.1950 (da sind wir nämlich „eingezogen“ in der A.-Hofer-Str.) wurde das Geschäft an der Ecke Egger-Lienz-Straße noch von der Witwe Pichler geführt. Eine Kriegerswitwe, die Frau Koller, hat ihr beim Bedienen der Kundschaft geholfen. Man mußte ja jeden Tag um „Milch und Brot“ gehen – mit der Milchkanne, in welche die Milch , je nachdem wieviel gebraucht wurde, mit einem silbergrauen „Schöpfer“ mit langem Henkel, (ein Liter- oder Halbliter- oder Viertellitermaß) hineingeschöpft wurde. Es gab auch Schnittmarmelade, die man von einem großen „Würfel“ abgeschnitten und in ein Papierl verpackt gereicht bekam. Und natürlich die Grundnahrungsmittel Mehl, Zucker, Grieß, Nudeln….usw. Eine einfache Versorgung mit dem Nötigsten halt.
    Aber es gab ja noch mehr Geschäfte in der Umgebung: die noch junge Witwe Schubert , A.Hofer-Str.40, oder den Tinkhauser, Egger-Lienz-Str.10, nach 2 Jahren von einer Frau Reinhart übernommen, oder – aber das war schon etwas Besseres! – der Harrasser am Sonnenburgplatzl, dazu noch die Metzgerei Geier und die Bäckerei Pohler.
    Der Franz Rohrer war, hieß es zumindest, ein Neffe der Wwe Pichler. Er hat das Geschäft übernommen, als die Regale immer leerer geworden sind bei der Wwe Pichler – und auch die Frau Koller, die Kriegerswitwe, die im Geschäft geholfen hatte, habe „nie koa Geld nit g’sechn!“ (wurde im Wohnblock gemunkelt).
    Herr Rohrer versprach, das werde jetzt anders werden, was am Anfang auch stimmte. Aber schon bald hieß es: „Mehl isch grad ausgangen – Zucker krieg mer morgen“ usw.
    Dann war es eine Weile leer… und dann kam halt der Konsum. Nette, freundliche Verkäuferinnen – und es gab alles für den täglichen Bedarf.
    Aber das ganze Lokal war nicht größer als – sagen wir – 5x5m! So trat „der Konsum“ an die angrenzende Wohnpartei in der Andreas-Hofer-Straße 55, die BB-Beamtenswitwe Therese S. mit behindertem Sohn und über 80-jähriger bettlägeriger Mutter heran…. und die Bahn hätte ihr eine Wohnung im Haus Sonnenburgstraße 20 gegeben, 2.Stock, Klo gemeinsam. Mehr kann ich zum Lebensmittelhandel an dieser Ecke nicht sagen.
    Nun zum Hotel Westbahnhof. „Früher hats ‚Veldidena‘ g’hoaßn!“ sagte meine Mutter beim Einzug 1950. Da war, soviel ich mich erinnere, noch die Wwe Barwig Chefin. In den Zimmern waren Angehörige der französischen Besatzung untergebracht.
    Mein Onkel, der uns 1950 beim Übersiedeln half, trat damals ans Fenster, drehte sich zu uns um und meinte: „Aber die Aussicht isch schön!“, denn am Fenster von Zimmer 1 im 1. Stock des Hotels rührte gerade in einer am Fensterbrett stehenden Salatschüssel eine junge Frau im Bikini den Salat um…
    Wann die beiden Ehepaare Hochreiter (Söhne vom „Speckbacher“, Maximilianstraße, das Hotel übernommen haben, wüßte ich nicht mehr. Die grüne eckige Glashaube über der Eingangsstiege kam weg, dafür wurde ein flacher Schild (aus Eisenbeton?) drüber angebracht, 50-er Jahre Stil, ebenso wie die kleine angebaute Veranda an der Südostseite. Drinnen gabs dann ein paar schöne Bilder, eine moderne Sitzgarnitur im Eingangsbereich des Hotels usw.
    In den Kellergewölben hatte die Studentenverbindung „Brixia“ ihre Bude.
    Zum Bild: Die Tram dürfte schon noch „über die Brücke“ fahren! Denn die Haltestelle ist noch beim „Veldidena“ am Gehsteig
    Als der Südring dann offen war – und die Geleise „gradaus“ gingen Richtung Osten die Egger-Lienz-Straße hinüber – da waren eine Zeitlang die Haltestellen beider Richtungen auf einer Verkehrsinsel gegenüber dem Hauseingang Egger-Lienz-Straße 18…., weil sich damals keiner, aber schon gar keiner, vorstellen konnte, wie sehr – und vor allem wie rasch!!!!! – der Verkehr zunehmen würde… Das hätte die versierteste Kartenaufschlägerin nicht aus dem Kaffeesud herauszulesen vermocht!
    Ja, der Einsturz des Veldidena: Das Haus hatte gewaltige Kellergewölbe – und eine benachbarte Weinkellerei wollte diese übernehmen – und angeblich nochmals unterkellern – oder eine unterirdische Kellerverbindung zum Veldidena hinüber schaffen. Alle bautechnischen Gutachten und Machbarkeitsstudien hätten vorgelegen, hieß es. Und so ging man die Sache an – worauf – Rumms!!! – die Nordwestecke des so stabil gebaut scheinenden Hotels Veldidena in sich zusammenstürzte…
    Von der Andreas-Hofer-Straße 55 hatte man dann etliche Jahre einen wunderbaren freien Blick nach Westen – samt herrlichen Sonnenuntergängen.

    1. Liebe Frau Stepanek,

      Herzlichen Dank für diesen (und auch zahlreiche andere) hochinteressanten und persönlichen Kommentar!! Nur solche Erinnerungen erwecken die statischen Fotos zum Leben und geben uns „Nachgeborenen“ einen Einblick in die damalige Zeit. Danke!

      Beste Grüße,
      Lukas Morscher

  4. Entschuldigung! Ich hab das 2.Bild vor dem ersten angeschaut – und erst nach dem Scheiben das erste Bild samt Schotterbett des Tram gesehen…

    1. Danke für das viele Insiderwissen inklusive der Richtigstellung des zugegebenermaßen schwer entzifferbaren Namens über dem Lebensmittelgeschäft. Nach dem Konsum waren dort noch Geschäfte aus dem Nicht-Lebensmittelbereich etabliert, ich erinnere mich nur an einen Bäder Lamprechter, aber es gab noch andere.

      Außerdem bin ich froh, daß Sie mir die Existenz der Verkehrsinselhaltestelle am späteren Südring bestätigt haben, ich wußte es, konnte es mir aber selber fast nimmer vorstellen, und ich hatte Angst, daß mir das kein Mensch glaubt. Siehe Titel des Beitrags.

  5. Danke, Herr Morscher! Ihre Antwort hat mich 84jährige „mittlere Katastrophe“ wirklich gefreut. (Obwohl – ich fürchte! – ich gehöre eher diesbezüglich „eingebremst…)

    1. Nein, Frau Stepanek, bitte nicht einbremsen! Das sagt einer, der zwei Jahre mehr auf dem Buckel hat wie Sie! Herr Morscher wünscht sich ja auch, dass die „Nachgeborenen“ einen Einblick in die damalige Zeit erhalten!

    2. Nein, Frau Stepanek. Diese Seite lebt von Beiträgen wie Ihren! Das ist das Fleisch an den Knochen der Bilder und unserer oft etwas banalen Texten. Ich – und ich weiß, dass es vielen LeserInnen genauso geht – freuen uns immer auf die Erinnerungen, Erlebnisse und auf das Wissen der Generation 60+(+). Vieler der genannten Menschen und Geschäfte wird hier so das erste Mal seit Jahren und Jahrzehnten wieder gedacht.
      Ich freue mich schon auf die nächsten Kommentare!
      Beste Grüße,
      Lukas Morscher

  6. Nur eine kleine Ergänzung:
    I M Westbahnhofgebäude, gleich rechts vom Eingang, da gab es noch eine Ei9nkaufsmöglichkeit:
    den „Bergmann“-Kiosk, abwechselnd betrieben von der alten Frau Bergmann oder eben dem jungen Herrn Bergmann, ihrem Sohn.
    Die Familie Bergmann wohnte in der Sonnenburgstraße 21, de,m Haus mit dem gotisierenden Treppengiebel.
    Am Kiosk gab es „Reiseproviant“, also damals Brot, Worst, Kekse, Zuckerl – was es halt damals schon gab. Käse auch.
    An sowas wie ein „Frischhaltedatum“ dachte damals ohnedies niemand. Die Lebensmittelkartenjahre waren noch zu nahe…
    Aber das wäre eigentlich etwas zum Thema „Westbahnhof Innsbruck“!

    1. Liebe Frau Stepanek,

      Jetzt muss ich doch noch was nachfragen: Sie habe alle Greisslereien der Gegend erwähnt. Die einzige, die mir noch feht, ist die „Wiener Bäckerei“ in der Stafflerstraße. Haben sie dazu auch noch Erinnerungen?
      Beste Grüße,
      Lukas Morscher

  7. Bäckerei „Pohler“ Stafflerstraße 6 – eine zweite Bäckerei gabs meines Wissens nicht.
    Die hatten ein wahnsinnig gutes „Zopfbrot“, zumindeystens kam es uns damals so vor – mangels Vergleichsmöglichkeit mit dem Zopfbrot aus anderen Innsbrucker Stadtteilen (womit ich natürlich „Pradl“ meine…)

  8. …und weil wir gerade bei der „Guten alten Zeit“ sind – und noch dazu beim Thema „Bäckereien“:
    Eine Postkollegin, Tochter einer Kriegerswitwe, Wohnung Pradl Südost, hatte von 1953-1957 die Handelsakademie besucht.
    „Mei, habts ös es guat!“ sagte eines Tages eine Mitschülerin zu ihr, „ös kriegts am Ersten euer Geld und könnts es euch einteilen…“ Diese Mitschülerin sei die Tochter einer Bäckersfamilie (Geschäft in sehr guter Lage) gewesen.
    Schlußsatz meiner Kollegin : „Die Leut neiden oan wirklich ’s Schwarze unter die Nägel…!!!“

    Dieser Kommentar paßt zwar zu keinem der Bilder – aber zu der Zeit, als immer mehr Geschäfte zusperrten…..

  9. Ja, da gab es doch früher diese eisernen „Läden“, die morgens aufgesperrt und aufgeklappt wurden. Und – wenn auch etwas undeutlich – glaube ich mich zu erinnern, daß neben dem Auslagfenster der Bäckerei Pohler tatsächlich das schräggestellte Wort “ W i e n e r “ in Schreibschrift geschrieben stand.
    Wie mir Frau Margarethe Leisz , Sonmnenburgstraße 5 (+ 2.6.96) glaubhaft versichert hat, sei die Sonnenburgstraße anfangs ein „nobles Beamtenviertel“ gewesen – was heißt „Sonnenbugstraße“ – der ganze Bezirk! Denn durch den Bau der Mittenwaldbahn seien doch viele „Höhere“…usw.
    Und da mag das Wort „Wiener Bäckerei“ schon als Wort für „exquisiteste Qualität“ gegolten haben….
    Vermutlich stand es deshalb auf dem geöffneten eisernen Fensterladen!?!

  10. Auf Andreas-Hofer-Str. Nr 36 wohnte und arbeitete in ihrer Puppenklinik eine der anständigsten Menschen, die ich je kennengelernt habe, Frau Elsa Sattler.

  11. Die Professionalität der Beobachtungsgabe von Herrn Schneiderbauer (schwarzer Asphalt) grenzt schon an die des Sherlock Holmes.

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