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Gut Ding Braucht Weile

Gut Ding braucht Weile

Die verschiedenen Innsbruck Feuerwehrfahnen waren an dieser Stelle schon mehrfach Thema, so etwa hier oder hier. Allerdings tauchen immer wieder neue Quellen auf, fördern Recherchen für Festschriften neue Erkenntnisse zu Tage, sodass uns der Stoff zu diesem speziellen Aspekt des Feuerwehrwesens nicht so schnell ausgehen wird.

Auf unserem Titelfoto, das vermutlich anlässlich der 50-Jahr-Feier der FF Hötting im Jahr 1924 am Höttinger Kirchplatz aufgenommen wurde, ist die Fahne gut zu erkennen. Auf dem Fahnenblatt findet sich die Aufschrift „Freiwillige Feuerwehr Hötting 1876 [sic]“. Die Jahreszahl bezieht sich dabei weder auf die Gründung, noch auf das Jahr der Fahnenweihe. Wie aus einem alten Kassabuch hervorgeht, zahlte die Höttinger Feuerwehr im Jahr 1876 tatsächlich 80 Gulden [rund 1.200 Euro] an eine Frau Oberdanner „für [das] Anfertigen einer Fahne“. (Möglicherweise handelt es sich bei der erwähnten Frau Oberdanner um jene Maria Oberdanner, die um 1883 im Haus Hötting-Nr. 286 wohnte). Im Jahr darauf konstituierte sich dann ein Komitee, das die feierliche Fahnenweihe organisieren sollte, die für den Mai 1877 angesetzt war. Allerdings kam es dann doch nicht dazu. Warum? Das lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Fest steht aber, dass Fahnen im 19. und frühen 20. Jahrhundert innerhalb des Feuerwehrwesens nicht unumstritten waren. So lieferte sich etwa der umtriebige Salzburger Feuerwehrfunktionär Franz Josef Hlawna (1861-1916) im Jahr 1902 eine erbitterte mediale Auseinandersetzung mit dem Österreichischen Feuerwehr-Reichsverband und dessen Vorsitzenden Reginald Czermack (1847-1929) über die „Fahnenfrage“. Diese Kontroverse war durch das Rundschreiben Nr. 147 des Reichsverbandes angestoßen worden, in dem es mit Blick auf den demnächst in Salzburg stattfindenden VII. Österreichischen Feuerwehrtag u.a. hieß: „In Gemäßheit [sic] früherer Beschlüsse österreichischer Feuerwehrtage sind Fahnen nicht mitzunehmen.“ Diese Bestimmung brachte Hlawna in Harnisch. In der Zeitschrift Feuerwehr-Signale legte er im Ende Oktober 1902 noch einmal eindringlich seinen Standpunkt dar:

Ein beliebtes Schlagwort unserer Zeit ist der Ausspruch: „Für Feuerwehren sind die Fahnen unnütz“ und gleich in einem Atem lobt man unsere Organisation nach militärischem Muster; daß aber gerade beim Militär die Fahne als heiligstes Zeichen der Einigkeit, des Kampfes und des Sieges hochgehalten wird, paßt wenig zur Devise: „Dem Fahnenunwesen ist zu steuern.“
Wer die Land- und Gebirgsverhältnisse aus eigener Erfahrung kennt, ist mit wenig Ausnahmen anderer Meinung, denn hier bildet die Fahnenführung tatsächlich ein förderndes Mittel zum Zwecke der Feuerwehrhebung.
Es wird noch lange dauern bis die ländliche Bevölkerung die Feuerwehr als hervorragendsten Verein ihrer Gemeinde ansieht, selbst wenn sie die besten Löschmaschinen besitzt und bereits viele Brände bewältigt hat. Warum? – Weil die guten Leute unsere freiwillige Retterschar bei jeder Ausrückung – sei es bei reichs- oder lokalpatriotischen Anlässen – immer nur als Anhängsel der fahnenführenden Vereine zu sehen bekommen und das degradiert die Feuerwehr. Es darf daher nicht verwundern, wenn unsere salzburgischen Feuerwehr-Hauptleute diesen Schein der Unmündigkeit abzustreifen trachten und nicht bloß bei den Löschaktionen, sondern auch bei festlichen Gelegenheiten ihres Heimatsörtchens nach außen hin das Bild der Selbständigkeit darstellenwollen. Welches Zeichen könnte aber diesem Zwecke besser dienen, als die Fahne?

Feuerwehr-Signale, 20.10.1902, 4-5.

Letztlich konnten sich Fahnen im Feuerwehrwesen durchsetzen. Allerdings soll es auch heute noch Feuerwehren geben, die sich standhaft einer Fahne verweigern. Ob sich nun in Hötting im Frühjahr 1877 auch Widerstände gegen eine Feuerwehrfahne formiert haben, ist nicht bekannt. Jedenfalls verstrichen 18 Jahre, ehe im Juni 1894, im Rahmen der 20-Jahr-Feier der Feuerwehr, die Feuerwehr-Fahne schließlich doch noch geweiht werden sollte. Mehr darüber lesen Sie hier demnächst.

(Titelfoto: Privatsammlung Kurt Klieber)

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