skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Fliegeralarm! (V.)

Fliegeralarm! (V.)

Am Donnerstag, dem 16.11.1944 folgte ein neuerlicher Angriff. Diesmal war der Himmel nur leicht bewölkt und die 63 B-17 Bomber hatten klare Sicht. Sie flogen die Stadt von Südwesten an und warfen ihre Bomben in der Gegen des Hauptbahnhofes ab. Die Oberleitungen der Lokalbahnen wurden kritisch getroffen, manche der Straßenbahnen blieben aufgrund schwerer Beschädigungen an den Oberleitungen mehrere Wochen außer Betrieb. Für 24 Stunden war die ganze Stadt ohne Strom. In der Sterzinger Straße wurde ein Lagerhaus getroffen, welches in Flammen aufging – der Brand konnte tagelang nicht gelöscht werden.  

In den Innsbrucker Nachrichten wurde am 17.11.1944 wurde der Angriff nur knapp erwähnt, berichtet wurde nur von sechs Toten, obwohl der Angriff 11 Todesopfer forderte. Ausführlich geschrieben wurde jedoch auf der Titelseite der besagten Ausgabe über „die unleugbare Schuld am Bombenterror“, die natürlich bei der britischen Seite liege. Obwohl die moralische Legitimation der alliierten Bombenangriffe natürliche kontrovers war und ist, steht außer Frage, dass die deutsche Luftwaffe bereits während des Überfalls auf Polen gezielt zivile Ziele angriff. Auch im Laufe des Westfeldzuges wurde diese Strategie fortgeführt, der schwere Angriff auf Rotterdam im Mai 1940 war das wohl schrecklichste Beispiel dafür. Während der Luftschlacht um England wurden ebenfalls britische Städte schwer getroffen, eine Tatsache, über die deutsche Zeitungen, darunter auch die Innsbrucker Nachrichten, enthusiastisch berichteten. Am bekanntesten ist vermutlich der Angriff auf Coventry, der im November 1940 geflogen wurde. Die Innsbrucker Nachrichten berichteten stolz über das Bombardement, das laut deutschen Berichten 9000 Opfer forderte[1], wobei es als legitimes Ziel dargestellt wurde, aufgrund der Rüstungsindustrie, die sich dort befand (natürlich ließen sich die Angriffe auf Innsbruck auf die gleiche Weise „rechtfertigen“, da die Stadt ja ein bedeutender Transportknotenpunkt war).

(Bombenschaden Brixnerstraße Nr.2, Signatur Ph-A-7-27)

(Bombenschaden Amraserstraße 6, Signatur Ph-A-7-1)

(Sterzinger Straße mit Lagerhausruine und Bahnhofsbaracke nach dem Krieg, ca. 1950, Signatur KR-NE-2667)

(Titelbild: Sterzinger Straße Richtung Süden, links und Mitte die Trümmer des Landeslagerhauses, Signatur Ph-A-7-357)


[1] Es waren tatsächlich rund 600 Tote und 900 Schwerverletzte.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Hier ein Bild des Lagerhauses vom September 1944. Aufgenommen von einem Soldaten auf der Durchreise an die Italienfront zeigt es die enorme Größe des Gebäudes.
    https://postimg.cc/GBkN58rc

    In seinem Buch „Stadt im Stahlgewitter“ beschreibt A. Zimmermann den Innsbrucker Bombenkrieg aus der Sicht eines Luftschutzwartes in welcher Funktion er im Bahnhofsbereich eingesetzt war. Sein besonderes Sorgenkind war von Anfang an das Lagerhaus mit seinem wertvollen Inhalt, den in Sicherheit zu bringen die Behörden verschliefen oder sich weigerten, die Tatsache eines Bombenangriffs eizugestehen. Es soll dann tagelang gebrannt haben.

    Von diesem Buch gab es in den 90ern auf einmal stapelweise Angebote bei der Tyrolia, irgendwer muß ein vergessenes Depot entdeckt haben. Vielleicht die Erben.

    1. Soviel ich mich erinnern kann, war Herr Zimmermann bezüglich des Zeitpunkts des 1. Bombenangriffs irrtümlicherweise der Meinung, es sei gegen 11″ vormittags erfolgt – statt (wie mir erinnerlich) gegen 1/2 1 – und nur „Voralarm“
      (Ich besitze das Büchl nicht mehr, habs zum Zwecke einer „Maturaarbeit“ weiter verschenkt.)

      1. Richtig! „Alte Stadt im Ungewitter“ – genau dieses meine ich!

        Da sich dieser erste Bombenangriff auf Innsbruck bald zum 80. Male jährt, darf ich darauf hinweisen, daß anläßlich des 50. Jahrestages, also am 15.12.1993
        in der abendlichen Sendung „Tirol heute“ein Beitrag (von Teresa Andreae) zu sehen war.

        Sie hatte n a c h dem Ende des Gedenkgottesdienstes vor dem Innsbrucker Dom damals einige Zeitzeugen interviewt.

      2. Es heißt natürlich Ungewitter statt Stahlgewitter. Entschuldigung, ich hätt aufstehn müssen um nachzuschauen 🙂 . Das Buch wurde 1949 im Selbstverlag herausgegeben, immerhin mit vielen Fotos und einer Einschlagkarte der Bahnhofumgebung.
        Hier eine kleine Leseprobe: https://postimg.cc/zyY6xqkW

        1. Ich habe es vor über 30 Jahren gelesen und fand es damals als „Nachgeborener“ sehr interessant. Das Antiquariat Gallus hatte vor nicht allzu langer Zeit noch ein Exemplar in der Auslage – um € 20,-, wenn ich mich richtig erinnere.

  2. Gehe ich recht in der Annahme, daß es sich bei der Baracke in – oder neben – der Lagerhausruine um dieselbe Baracke handelt, die später die „Bahnhofsmission“ der Caritas Socialis beherbergt hat?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche