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Fast Schon Wieder Heile Welt

Fast schon wieder heile Welt

Wir blättern wieder einmal in einem Photoalbum, das den Wiederaufbau in Innsbruck dokumentiert. Vor einige Rätsel haben uns die Bilder im Laufe der Zeit schon gestellt. Hier sehen wir einen Straßenzug in Innsbruck, der eigentlich schon weitgehend wiederhergestellt ist. Spuren des Krieges sind eigentlich kaum mehr zu entdecken.

Nicht nur, dass keine Menschen oder nur wenige andere Spuren menschlicher Existenz wie Fahrräder zu sehen sind, irgendwie wirkt die ganze Straße sehr steril und etwas abweisend.

Ich bin sicher, Sie, liebe Leserin, lieber Leser, genau Sie wissen schon längst, wo wir uns bewegen. Vielleicht können Sie uns noch mehr dazu erzählen?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph/A-24.372-53)

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare
  1. Wegen dieser Stille konnten wir Kinder anfangs noch mit dem Kinderroller auf der Straße fahren. Das Foto ist allerdings bald einmal nach dem Krieg entstanden. Bombentreffer gab es in der Mandelsbergerstraße keine, nur das Fischler Stöckl hats erwischt.
    Der Fotograf stand mit dem Rücken zur späteren Berufsschule, die lange Jahre als Ziegelrohbau herumgestanden ist. Damals diente sie als Kaserne für die Franzosen. Rechts sieht man ein Wachehäuschen.
    Die pompöse Betonkonstruktion über den Fenstern und Balkonen im letzten Stock besteht heute noch. Die große Auslage links gehört der Gemischtwarenhandlung der Maria Viertler, wohin ich später einkaufen geschickt worden bin. Ganz ein wenig am linken Rand sieht man dann noch mein Geburtshaus (naja, ab 1 Woche alt) Ecke Völserstraße mit dem Restaurant Niedermayr im Erdgeschoß .

    1. Ergänzend sei nochmals auf das Haus mit den Betonbaldachinen zurückgekommen. Es ist das einzige seiner Bauart nicht nur in der Straße, sondern auch in der weiteren Umgebung. Kennt jemand weitere Beispiele, vielleicht in Pradl?
      Es ist auch das einzige Haus auf dieser Straßenseite mit einer großen Durchfahrt (im Schatten schlecht zu sehen) durch die man auch zum Fischler gelangte. Auf der anderen Straßenseite gab es noch eine zweite, allerdings verschlossene Einfahrt neben dem Fleischer Faisthuber gegenüber dem Viertler. So praktisch wie selten, sie verbrauchten schließlich den Platz einer kleinen Wohnung.

      1. Sehr interessant, dieses Haus mit den Baldachinen (Mandelsbergerstraße Nr.7). Ich weiß auf die Schnelle in Pradl nichts Ähnliches. Ist das am Mittelbaldachin ein Gerüst! Oder? Auch die Hofseite ist anders wie bei den anderen Häusern: Ein weit herausgezogenes Stiegenhaus, etwa sogar mit Lift?

  2. Zur Geschichte des Hauses Mandelsbergerstraße 7 ist interessant, dass dieses um 1930 der Innsbrucker Wirtschaftsvereinigung der öffentlichen Angestellten, kurz Iwa gehörte.
    Die Iwa entstand 1920 durch die Fusion des Lebensmittellagers für Staatsangestellte mit dem Beamtenkonsumverein.
    Die Iwa betrieb für ihre Mitglieder ein Lebensmittellager, eine Textil- und Schuhabteilung, eine Bäckerei und sogar eine Gemeinschaftsküche.
    Der Realitätenbesitz der Iwa umfasste die Andreas-Hofer-Straße 15 mit Stöcklgebäude, Mandelsbergerstraße 7 mit Bäckereitrakt, 2 Stöcklgebäuden und 2000 qm !! unverbauten Grund sowie die Pradler Straße 55 samt Magazin – heute wäre das ein millionenschwerer Besitz.
    1934 musste die Iwa jedoch Ausgleich anmelden, wie diesem zeitgeschichtlich aufschlussreichen Zeitungsartikel zu entnehmen ist:
    https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19340424&query=%22MANDELSBERGERSTRA%c3%9fe+7%22&ref=anno-search&seite=5

  3. Die Architektur des Hauses Mandelsbergerstraße 7 ist für Innsbruck etwas ganz Besonderes, weshalb das Gebäude unter Denkmalschutz steht.
    Im Tiroler Kunstkataster findet sich dazu folgender Eintrag:
    „Erbaut 1907 für den Beamten-Konsumverein. Durch den deutlichen Einfluss des Wiener Jugendstils, insbesondere der Architektur Otto Wagners, bedeutendes Wohnhaus. Die sechsachsige Fassade dreigeteilt, die Außenachsen (in der rechten Einfahrtsportal) mit balkon bekrönten Breiterkern geschmückt und durch breite Pilaster abgesetzt. Darüber ein vordachartiges, an der Unterseite kassettiertes Abschlussgesims. Die Achsen im Mittelteil zu Zweiergruppen geordnet. Das hohe, leichtgeböschte Erdgeschoß mit Diamantquadern im Mittelteil und geböschter Bänderung an den Pfeilern plastisch durchgebildet. An Brüstungen und Pilastern sparsamer, secessionistisch stilisierter Stuckdekor,an den Fenstern dekorative schmiedeeiserne Blumenkörbe. Im Inneren Treppe mit Jugendstil-Schmiedeeisengeländer“ Quelle: Tiroler Kataster Inventarnummer 68846

    1. Danke, Herr Auer, für diese ausführlichen und interessanten Kommentare. Natürlich habe ich mich sofort auf den Zusammenhang mit Pradlerstraße 55 gestürzt. Hier befindet sich jetzt ja das Obst- und Gemüse Fachgeschäft Stauder, welches in meiner Zeit noch in der Pradlerstraße 4 angesiedelt war. Ich muss mich da noch etwas schlau machen.

  4. Gerne, Herr Roilo! Vielen Dank auch für Ihre Pradl-Kommentare, die immer sehr spannend zu lesen sind!

    Laut dem Innsbrucker Adressbuch von 1938 gehörte das Haus Pradler Straße 55 damals bereits einer Stauder Sophie. Vermutlich hat die Familie Stauder die Liegenschaft aus der Konkursmasse der Iwa herausgekauft oder ersteigert. Genaueres ist mir jedoch nicht bekannt.

  5. Das Haus wurde vor ein paar Jahren generalsaniert, der Anbau im Hof dürfte neu hinzugekommen sein und einen Lift enthalten.

    Gerüst oder Geländer? Gerüste waren damals eigentlich eine Rundholz oder Bretterkonstruktion. Ich tendiere eher zur Interpretation Geländer, obwohl man rechts und links spielend herunterkugeln könnte.
    Die über die Dachkante hinausragenden Rundbogenelemente wurden irgendwann einmal abgetragen. Vielleicht waren sie ein den Denkmalschutz übersteuerndes Sicherheitsproblem.

    Danke für all die Kommentare zu diesem Haus.

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