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Einfach Nur Nostalgisch

Einfach nur nostalgisch

Die Aufnahme ist bekannt und bereits mehrfach abgedruckt. Wir befinden uns in der Maria-Theresien-Straße vor dem „Breinößl“.

Ich möchte einmal den Blick der geneigten Leserin/des geneigten Lesers auf die mächtigen Holzstämme lenken, die in einem engen Abstand von ca. drei Metern in der Straße versenkt werden. Die Funktion dieser Masten ist (mir) nicht ganz klar. Für ein Baugerüst geht dieser „Zaun“ über zu viele Häuser. Die Schienen der Straßenbahn sind schon verlegt. Da weiter oben schon Leitungen laufen, dürfte das auch kein Grund sein. Für Fahnenmasten – Jahrhundertfeier 1909 – sind die Stämme zu mächtig. Es hat sicher eine simple Erklärung. Ich bin schon gespannt.

Recht interessant finde ich wie eine Handvoll Zimmerer in ihren Schürzen diese riesigen Stämme ohne technischen Geräten in die Vertikale bringen. [Der Zimmerer, der bei mir zu Hause den Dachstuhl errichtet hat, war nach größeren Einsätzen danach immer zwei Tage nicht besonders gesprächig…]

Es gibt auf dieser wunderbaren Aufnahme aber noch mehr zu entdecken: Haben Sie die Vogelkäfige im geöffneten Fenster im Haus Nummer 10 im vierten Stock gesehen? Nicht besonders tierfreundlich, aber immerhin war man bemüht, dem Federvieh seine Gefangenschaft mit einer interessanten Aussicht zu verschönern.

Und noch ein Kuriosum: Im Haus Nummer 14 hat jemand seine Jacke aus dem Fenster im vierten Stock gehängt. Drehen wir unsere eigenen Biographien um zehn, zwanzig [bei mir dreißig] Jahre zurück: Wenn man damals am Abend „auf ein Bier“ gegangen ist, dann war das wie in einer Selchkammer. Lunge und Kleidung wurden durch den Nebel unzähliger Zigaretten gegerbt. Wenn man dann selig nach Hause kam, natürlich spätestens um 22.00 Uhr, war eine gewisse Bettschwere nicht unüblich. Am nächsten Tag beim Aufstehen um 7.00 Uhr (oder kurz danach) roch das ganze Zimmer nach abgestandenem Rauch. Ekelhaft.

Wir können also mit diesem persönlichen Erfahrungsschatz vermuten, dass der Mann (, weil Sakko oder so), der im vierten Stock seinen Rausch ausschläft, ein geübter Ausgeher war. Nach einigen Erfahrungen war er offenbar schon so weit, dass er es schaffte, auch mit ca. 2 Promille die Jacke an dem kleinen Haken auf der Außenseite seines Fensters aufzuhängen, ohne dass sie vier Stockwerke gegen Erdmittelpunkt fiel. Respekt…

(Stadtarchiv/Stadtmuseum: Ph-26060)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Die bauhistorischen Fakten dürften wie folgt lauten:
    Das Foto zeigt den Gasthof Breinössl und das Haus links daneben vor dem Umbau. Das heutige Gebäude wurde 1907 nach Plänen von Anton Dittrich aus zwei spätgotischen Häusern errichtet.
    Das Bild ist somit auf das Jahr 1907 zu datieren und zeigt sehr wohl das Baugerüst, weil die beiden Häuser in diesem Jahr zusammengelegt wurden. Dabei wurde die Fassade in einem einheitlichen Stil neu gestaltet.

    Das Gasthaus Alt-Innsprugg wurde 1906 umgebaut und erstrahlt links im Bild bereits in neuem Glanze.

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