„Ein Präcisionswerk allerersten Ranges“
Um die Jahrhunderte von 1900 fand in den Amtsstuben und Büros der Monarchie eine kleine Revolution statt, die zwar nicht ganz vergleichbar mit der heutigen Digitalisierung der Verwaltung ist, aber die täglichen Arbeiten und Routinen doch nachhaltig veränderten: die Schreibmaschine hatte Einzug gehalten.
Dementsprechend versuchten die damaligen Schreibmaschinenproduzenten ihre eigenen Produkte an Behörden und Private zu verkaufen. Nachdem der Innsbrucker Gemeinderat im 1904 den Ankauf mindestens einer weiteren Schreibmaschine beschlossen hatte, boten die Vertreter unterschiedlicher Hersteller dem Magistrat ihre eigenen Maschinen zum Kauf an, wobei Vertreter der Firmen Adler, Underwood und Remington im Lauf des Jahres 1904 im Magistrat vorstellig wurden bzw. ihre Maschinen anboten
Die Vertreter hatten ihre jeweiligen Top-Modelle der Gemeinde angeboten und die jeweiligen Vorzüge gelobt, gestochen scharfe Buchstaben, keine bis geringe Wartungskosten, die Möglichkeit mehrere Blätter gleichzeitig zu beschreiben/vervielfältigen sowie – wen wundert es – geringe Kosten. Die Vertreter von Adler und Underwood hatten ihrer Maschinen auch jeweils zur Probe dem Magistrat überlassen, der Remington-Händler sandte ein Konvolut von Empfehlungsschreiben, in denen zufriedene Kunden über ihre Verwendung der Remington berichteten. Als weiteres Argument lieferten die Vertreter eine Liste mit, welche Behörden und Betriebe schon mit einer entsprechenden Maschine ausgestattet waren. Aus heutiger Sicht sind diese Listen sehr interessant, zeigen sie doch die Verbreitung von Schreibmaschinen, die 1904 noch recht bescheiden war.
Wie man sieht, war die Statthalterei als oberste Behörde im Land zwar mit dabei bei der Medienrevolution (dort war mindestens auch noch eine Adler in Betrieb), allerdings waren private Gewerbetreibende und Anwälte/Notare noch stärker vertreten. Ein Bild der Underwood Nr. 5 sehen Sie auf einem vom Vertreter August Salzmann mitgelieferten Prospekt.
Der Magistrat erteilte letztlich allen drei Vertretern eine Absage, die Gründe sind leider in den Schreiben nicht angeführt, und auch sonst konnte ich dazu nichts finden, daher kann man nur spekulieren, ob man im Magistrat glaubte, die Technisierung der Amtsstuben noch etwas hinauszögern zu können. Oder die Maschinen war schlichtweg zu teuer, kostete eine Maschine doch ungefähr so viel, wie ein einfacher Konzipist im Jahr verdiente.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Coml 1904)
Gut, ich hab nicht so den Blick fürs Technische – aber jene paar „alten Schlachtrösser“ an Schreibmaschinen, die 1956, als ich zur Post kam, noch brav tagaus, tagein ihren Dienst versehen haben – die sahen nicht viel anders aus… (was auch für die „Continental-Rechenmaschinen galt)
Stromlinienförmige Gehäuse in elegantem Beige und Grau erschienen damals erst langsam in den Schau- fenstern der Fachgeschäfte. Und als sie (aus budgetären Gründen natürlich seehr langsam Einzug in den Büroalltag hielten, da hieß es „Dee gehn viel z’schnell, da vertippt ma si dauernd“
Also i hab die mechanischen besser gfunden als die (späteren) elektrischen (nit zu verwechseln: mit der Elektrischen bin i immer in die Stadt gfahrn und wenn i nit selber gfahrn bin, hab i oan fahr lassen, gell ?). Da is ma a mitm Adler-2-Finger-Suchsystem nit so aufgfalln, gell ?
Da fallt ma immer der Film „Der Ladenhüter“ ein (Original „Who´s minding the store“ übersetzt „Hus mainding se Schtor“ – „Wer regt sich sich über den Store auf“). Hab die Schreibmaschinenszene jetzt genau 1.379mal gsehen und lach heut no Tränen. Mei Frau sagt immer: „Jetzt beruhig di amol, nach 40 Jahr !“ GELL ???
P.S.: Und i kenn a heut no 2 Leut im Magischtrat, die schreiben immer noch auf solchen Schreibmaschinen, weil sie sich nit umstellen können (gehn aber, glaub i, bald in Pangsion). Die sind aber a schneller wie jeder Kompjuter. Ausnahme: die 40 Blaupausen-Kopien sein natürlich nit so schnell verschickt wie des sogenannte „I-Mehl“.
Die Schreibmaschinen waren einst Wertgegenstände ersten Ranges. Ich erinnere mich, in einem der zahlreichen Bücher über den Bombenkrieg in Innsbruck gelesen zu haben, wie eines Tages vor dem Gericht Schreibmaschinen gestapelt waren, die man anscheinend in Sicherheit bringen wollte.
Ob jetzt die Geschichte mit den zwei Fossilen im Magistrat stimmt? Der Thomas flunkert gern ein bissel. Jedenfalls werden sie den Computer brauchen, um herauszufinden, wo es noch Farbbänder für die alten Andersonschen Soloinstrumente zu kaufen gibt.