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Ein Kühlender Beitrag

Ein kühlender Beitrag

In einem früheren Beitrag habe ich schon einmal das städtische Eiswerk erwähnt. Dieses stellte seit seiner Eröffnung 1901 Eisblöcke zur Kühlung von Lebensmitteln für Privatpersonen und Betriebe bereit. Das neue und besondere an dieser Anlage war, dass damit erstmals die Möglichkeit bestand, künstlich hergestelltes Eis zu vertreiben. Bis dahin waren Gewerbetreibende und die Stadtbevölkerung auf Natureis angewiesen, das in den Wintermonaten aus unterschiedlichen Gewässern – teils aus dem Inn, teils aus Teichen – gewonnen und dann eingelagert wurde. Dieses Natureis war jedoch nicht immer frei von Verunreinigungen, sodass der eigentlich gewünschte Effekt ins Gegenteil verkehrt wurde und Lebensmittel verdarben. Die Errichtung des Eiswerks um 1900 stand daher auch in engem Zusammenhang mit den Versuchen, die hygienischen Verhältnissen bei der Aufbewahrung von Fleisch zu verbessern – nicht von ungefähr befand sich die Anlage daher im Gebäude der Fleischbank am Innrain Nr. 4.

In der zeitgenössischen Presse wird dieser Hygiene-Aspekt klar angesprochen. Dort finden sich auch einige Angaben zu den technischen Details und der Leistungsfähigkeit der Anlage. Der Magistrat hatte sich die öffentliche Gesundheit einiges kosten lassen, denn mit 147.000 Kronen (laut hist. Währungsrechner der ÖNB etwa 1,3 Millionen Euro) war die Anlage nicht günstig gewesen.

Von Mai bis Oktober konnten Bewohner:innen und Gewerbetreibende nun Eis in Blockform abholen oder sich dieses gegen einen Aufpreis sogar nach Hause liefern lassen. Den Versand hatte zumindest in den Frühzeiten der Spediteur Suitner (Mentlgasse), später die Firma Menardi für die Stadt übernommen. Die Preise und Konditionen finden sich in folgenden Inseraten (die 22 Heller für einen Block entsprechen etwa 1,75 Euro). Leider habe ich keine Informationen gefunden, wie lange ein solcher Block einen Eiskasten im Durchschnitt gekühlt hat.

Das Eiswerk bestand bis in die 1950er Jahre, wie auch das Titelbild verdeutlicht. Mit der Zunahme von elektrischen Kühlschränken in Privathaushalten wurde der Service aber zunehmend unrentabel. Schon zuvor gab es zudem noch private Lieferanten, die ebenfalls Eis zu Kühlung verkauft hatte. Hier sei aber noch einmal an diese heute obsolete Praxis erinnert, die allenfalls noch durchschimmert, wenn man heute Eiswürfel im Supermarkt oder der Tankstelle kauft.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-M-7258)

(Übrigens: Wer sich für die Geschichte des Handels mit Natureis interessiert, der im 19. Jahrhundert globale Ausmaße annahm als jährlich tausende Tonnen Eis verschifft wurden, dem sei das spannende Buch von Gavin Weightman, The Frozen Water Trade ans Herz gelegt – allerdings vor allem aus der amerikanischen Perspektive)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. In einem früherenBeitrag sahen wir bereits einen künstlichen Wasserfall. Wie damals bereits von Herrn Schneider vermutet wird es sich tatsächlich um eine Eiserzeugung mit sauberen Waser handeln. Ein Sägewerk im Winter bietet sich gut an, da Zufahrt und Infrastruktur vorhanden ist. Auch nach Installation dieser hier vorgestellten Eismaschine – die bereits mit Strom vom Kraftwerk in Mühlhau angetrieben wurde – wird man in den Wintermonaten noch lange nach dieser althergebrachten Methode Eis hergestellt haben.

    https://innsbruck-erinnert.at/ein-wasserfall-im-winter/

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