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Ein Gefährliches Amt (V.)

Ein gefährliches Amt (V.)

Nach seiner erfolgreichen diplomatischen Mission war dem energischen Kanzler keine Rast vergönnt. Er wurde erneut an den kaiserlichen Hof entsandt, diesmal mit dem Auftrag, einen Schuldenstreit, sowie den Konflikt um die Einquartierung kaiserlichen Truppen in den Vorlanden beizulegen. In Bezug auf das letztere Anliegen, erwirkte er ein en kaiserlichen Erlass an die dortigen Truppen, der die gröbsten Probleme der Besatzung mildern sollte; dennoch blieb es ein stetiger Streitpunkt.

Ein besonders persönliches Anliegen war es Biener, seiner Erzherzogin Territorien in seiner württembergischen Heimat einzubringen. Er durchforstete zahlreiche Archive, um Ansprüche der Tiroler Habsburger zu finden und zu rechtfertigen. Unter anderem sandte er vom Archiv in Stuttgart elf Fässer (!) Akten nach Innsbruck. Obwohl er anfänglich ambitioniertere Pläne hatte, konnte er sich dennoch rühmen, mehrere kleine Gebiete für das Haus zu erwerben.

Als er 1638 von seiner diplomatischen Mission nach Innsbruck zurückkehrte, wurde er von Claudia de Medici für seine Verdienste zum Hofkanzler ernannt, nachdem sein Amtsvorgänger verstorben war. Er erhielt ein stattliches Gehalt von 1500 Gulden, dazu kamen noch ein Anteil an den Einkünften von den neuen Gebieten, die er für die Landesfürstin erworben hatte, in der Höhe von jährlich 500 Gulden, ebenso wie ein jährlicher Wohnungsbeitrag von 200 Gulden. Dies machte Biener zu dem mit Abstand am besten besoldeten Hofkanzler in der Geschichte des Landes.

Als Hofkanzler liefen nahezu alle Stränge der Macht bei ihm zusammen. Biener verlor auch keine Zeit, seine neue Position zu nutzen, um weiter gegen die Korruption zu kämpfen. Oft klagte er, dass er keine guten Sekretäre habe und deshalb ständig selbst zur Feder greifen müsse. Um zu dem Bild am Beginn der Serie zurückzukehren, nun lag es auch an Biener die Propositionen für den Landtag zu entwerfen. In ihnen zeigte er sich als eiserner Verfechter der Rechte der Landesfürstin. Er verfolgte den Steuerstreit mit den Bischöfen von Brixen du Trient energisch weiter, der nun auch die Steuer auf Wein involvierte. Der Klerus war normalerweise von dieser Steuer befreit, doch war es eine Grauzone, wenn sie mit ihm Handel trieben.

Eine bedeutende Episode in Bieners Karriere war seine Rivalität mit dem neuen Obersthofmeister der Erzherzogin, der Graf Hieronymus von Montecuculi. Worauf ihre gegenseitige Abneigung ursprünglich zurückzuführen war, ist leider nicht bekannt, aber die feurigen Temperamente der beiden Männer führten dazu, dass ihre Differenzen rasch eskalierten. Montecuculi war jedoch nach den Berichten deutlich aggressiver als der Kanzler. In einer Sitzung des geheimen Rates im März 1639 attackierte der Graf Biener heftig bezüglich seiner Rolle bei einem Streit mit dem Innsbrucker Kaufmann Abraham May. Montecuculi verlangte wütend, dass Biener im mehr Respekt entgegenzubringen habe und dass er andernfalls sich weigere, an weiteren Sitzungen mit dem Kanzler teilzunehmen. Auch vor der Erzherzogin machte der Graf keinen Hehl aus seiner Abneigung, obwohl sie ihr Bestes tat, den Streit zwischen ihren beiden höchsten Beamten beizulegen.

Montecucoli brachte eine Anklageschrift mit neun Punkten gegen den Kanzler vor, in welcher er u.a. eine umfassende Untersuchung des angeblichen Amtsmissbrauchs und anderer Verbrechen Bieners forderte. Während sich Claudia bemühte, dass die Angelegenheit nicht publik wurde, kam es bei einem Begräbnis zum Eklat. Biener nahm bei dem Trauerzug für die Frau des Regimentspräsidenten den traditionellen Platz des Hofkanzlers ein, womit er aber dem Grafen für dessen Empfinden zu nahekam. Er trat an den Kanzler heran und drohte ihm mit dem Degen, nur das Einschreiten der Umstehenden verhinderte einen Kampf zwischen den beiden. Dass sich die höchsten Beamten des Landes auf offener Straße als Hunde beschimpften und beinahe in einen Kampf verwickelt waren, war natürlich ein peinlicher Skandal für die Regierung. Die Erzherzogin stellte beide Beteiligten unter Hausarrest.

Claudia war ob der Causa auch mit dem Kaiser in Kontakt, der die Angelegenheit ebenfalls als sehr ernst betrachtete und der Erzherzogin empfahl, sie rasch zu bereinigen. Sie berief daraufhin eine Kommission unter Vorsitz des Regimentspräsidenten Wolkenstein ein, welche die Vorwürfe Montecucolis gegen Biener prüfen sollte. Nach langwierigen Untersuchungen und mehrmaligen Aufforderungen an den Grafen, seine Vorwürfe zu konkretisieren (welchen er jedoch nicht nachkam), befand die Kommission, dass man Biener im Wesentlichen nur vorwerfen konnte, gegenüber anderen Beamten gelegentlich ausfallend geworden zu sein, weshalb ihm die Erzherzogin eine Vermahnung erteilen könnte. Statt dem ursprünglich geplanten ausführlichen Protokoll sandte man nur einen kurzen Schlussbericht an den Kaiser nach Wien, da man ihn mit den nicht näher begründeten Verleumdungen gegen Biener nicht behelligen wollte. Der Kanzler wollte nach der Untersuchung seinerseits Klage gegen Montecucoli erheben, doch kam es nicht mehr dazu, da der Graf das Land verlassen hatte und aus dem Hofdienst entlassen worden war.

(Titelbild: Duell zwischen Biener und Montecuculi – ob es tatsächlich zu einem Duell zwischen den beiden gekommen ist, ist fraglich; Signatur Ph-A-24639-06)

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