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Dollfuß In Innsbruck

Dollfuß in Innsbruck

Am 29. Juni 1933, dem Peter und Paulstag, etwa vier Monate nach dem Staatsstreich, fand in Innsbruck eine große Kundgebung von Vertretern des Ständestaats statt. Die Stadt wurde festlich geschmückt, und der Rennweg von der Polizei abgeriegelt. Zugelassen waren nur Mitglieder der teilnehmenden Korporationen (Heimatwehr, Kameradschafts- und Kriegerbund, etc.). Laut amtlichen Angaben waren rund 27.000 Menschen versammelt – selbst beobachten konnten es die Journalisten der Innsbrucker Nachrichten nicht, denn sie ließ man ebenfalls nicht auf den Platz; was von ihnen nur knapp damit kommentiert wurde, dass dies „unüblich“ sei.

Der Kanzler hielt vor dem damaligen Stadttheater eine Ansprache, die an in verschiedenen Teilen der Stadt aufgestellte Lautsprecher übertragen wurde.

Nach seinen Grußworten sprach er eine scharfe Drohung gegen die österreichischen Hochschulen aus, in denen „die Bewegung, die Österreich nicht mehr allein als Vaterland ansehen will“ ihren Rückhalt fände. Die Hochschulen würden „in erster Linie dem Volk und seiner Aufwärtsbewegung und damit dem Vaterland zu dienen haben“. Weiter rechtfertigte er seinen Staatsstreich mit der Begründung, dass „die Vertretung des Volkes (…) an sich selbst gescheitert“ sei Er bezog sich damit auf die bekannte Sitzung des Nationalrates am 4. März dieses Jahres, während der alle drei Nationalratspräsidenten zurücktraten, was Dollfuß zu einem Staatsstreich nutzte. Er erklärte, dass Parlament habe sich selbst ausgeschalten – als es wieder zusammentreten wollte, ließ der Kanzler dies durch die Polizei verhindern, wenig später löste er de facto auch den Verfassungsgerichtshof auf. Der Parlamentarismus, so Dollfuß, hätte in Österreich keine Zukunft.

Ein großer Teil seiner Rede galt den ökonomischen Sorgen des Landes. Er beteuerte das Engagement der Regierung, Ersatz für den deutschen Absatzmarkt zu finden, da das NS-Regime begonnen hatte, Österreich wirtschaftlich unter Druck zu setzen. Besonders war dies im Fremdenverkehr der Fall. Im Mai des Jahres hatte das Regime die Tausend-Mark-Sperre eingeführt; deutsche Staatsbürger mussten für jede Reise nach Österreich eine Gebühr von 1000 Reichsmark (beinahe 7.000 Euro) entrichten. Damit wurde natürlich ein gewaltiger Einbruch der Übernachtungen befürchtet. Dollfuß versicherte daher der Bevölkerung, dass die Regierung ihr Bestes tat, um zum einen den Binnentourismus anzukurbeln und zum anderen auch Touristen aus anderen Ländern anzulocken.

Letztlich verurteilte er den Terrorismus der Nationalsozialisten, die begonnen hatten, mit Bombenanschläge und Attentate zu verüben, kaum ein Jahr später sollte Dollfuß einem solchen ja selbst zum Opfer fallen. Er betonte, dass man entschlossen sei, im Kampf bis aufs Äußerste zu gehen, sollten die Nationalsozialisten ihre Terrorkampagne fortsetzen. Gleichzeitig machte er ihnen jedoch auch das Angebot, dass eine Zusammenarbeit möglich sei, wenn die Nationalsozialisten ihre Forderung nach dem Anschluss fallenließen.

(Signatur Ph-Dig-407)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Bei diesem Foto sieht man besonders gut die Körpergröße von Dollfuß – er war 151 cm groß. Schuschnigg war mit 183 cm über 30 cm größer.
    Stalin z.B. war 165 cm.

  2. Über dem Torbogen zum Franziskanerplatz scheinen die Fräulein des Adeligen Damenstifts von den Fenstern herunterzuschauen.
    Wenn man genau schaut, scheint es fast so als würde Dollfuß Schuhe mit Plateausohlen tragen, damit er etwas größer wirkt.
    Meine Geschichtelehrerin pflegte bei launigen Unterrichtsstunden über die Erste Republik, Dollfuß als „Millimetternich“ zu bezeichnen.

  3. Hinter Dollfuß sieht man den hohen Geistlichen und Kirchenmann Dr. Sigismund Waitz. Von 1921 bis 1938 fungierte er als Apostolischer Administrator von Innsbruck-Feldkirch. Weiters war er von 1934 bis zu seinem Ableben 1941 Fürsterzbischof von Salzburg. Der viele Jahrhunderte alte Titel eines Fürsterzbischofs wurde sogar noch bis 1951 von seinem Nachfolger Andreas Rohracher getragen.

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