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Die Straßen Von Innsbruck – Die Conradstraße

Die Straßen von Innsbruck – Die Conradstraße

Der Namensgeber dieser Straße ist Franz Xaver Josef Conrad Graf von Hötzendorf (1852–1925). Vor 1930 trug sie den Namen Adolf-Pichler-Straße. Im November dieses Jahres wurde sie, zusammen mit dem Claudiaplatz, der den Namen Hindenburgplatz erhielt, umgetauft. Damals wurden die beiden Generäle, die die Armeen des Deutschen Kaiserreiches und der Donaumonarchie geführt hatten, geradezu als Heilige verehrt.

Conrad von Hötzendorf wurde von vielen Zeitgenossen als Militärgenie angesehen, eine Meinung, die sich auch nach dem Ersten Weltkrieg lange hielt. Mittlerweile wird er als Stratege wie auch als politische Figur deutlich kritischer beurteilt.

Conrad stammte aus einer alten Beamtenfamilie, die zu Beginn der 19. Jahrhunderts in den Adelsstand erhoben worden war. Er trat 1863 in die Kadettenschule und 1867 in die Theresianische Militärakademie ein, die er als Leutnant eines Feldjägerbataillons verließ. 1874 wurde er in die Kriegsschule, die höchste militärische Akademie der Monarchie, aufgenommen – eine bedeutende Leistung, denn von den rund tausend Bewerbern bestanden lediglich 50 die Prüfung. Er schloss seine dortige Ausbildung als bester seines Jahrgangs ab und war nun Oberleutnant und Teil des Generalstabs einer Kavallerieeinheit. Sein Lebensstil war spartanisch, angeblich kaufte er sich nicht einmal Kohle für den Winter, um mehr Geld für seine Bücher zu haben. Von 1888 an war er vier Jahre lang Taktiklehrer an der Kriegsschule.

Seine Feuertaufe war der Feldzug in Bosnien und Herzegowina 1878. Als vier Jahre später ein Aufstand losbrach, war Conrad Teil des Generalstabes der 47. Division der Infanterie, die an der Niederwerfung der Rebellion beteiligt war. In seinem Tagebuch schrieb Conrad, dass er über den geringen Widerstand der Rebellen enttäuscht war. Die Kämpfe hatten jedoch einen prägenden Einfluss auf den jungen Offizier, er entwickelte starke rassistische Ressentiments gegen die Nationalitäten auf dem Balkan. Conrad wurde auch zum Anhänger einer grundsätzlich sozialdarwinistischen Philosophie – Nationen befänden sich in einem steten, unerbittlichen Kampf ums Überleben. Dementsprechend war er der Meinung, dass der Krieg unvermeidlich war, die Frage war nicht ob man Krieg führen sollte, sondern wann. Und gemäß seinem energetischen Wesen war seine Antwort darauf stets lieber früher als später. Dieses Denken wirkte sich auch zwangsläufig auf seine strategischen Vorstellungen auf – die Offensive sei stets der Defensive vorzuziehen.

Nach dem Einsatz in Bosnienwurde er zum Kommandanten der 55. Infanteriebrigade in Triest und wurde zum Generalmajor befördert. Während seines Kommandos schlug er einen Aufstand von italienischen Arbeitern im Hafen der Stadt nieder – es überrascht vielleicht wenig, dass er zur Überzeugung gelangte, dass auch die Differenzen mit Italien nur mit einem Krieg beseitigt werden könnten. Während seiner Zeit in Triest wurde der Thronfolger Franz Ferdinand auf den ambitionierten Offizier aufmerksam.

1903 übernahm er das Kommando der 8. Division der Infanterie in Innsbruck und wurde zum Feldmarschallleutnant ernannt. Seiner glänzenden Karriere stand jedoch großes persönliches Unglück gegenüber. Seine Frau, Wilhelmina Le Beau, verstarb 1905 an einem Krebsleiden.

1906 später wurde er, auf Vorschlag des Thronfolgers, zum Chef des Generalstabes der k.u.k. Armee; mit 54 Jahren war er somit der höchste Offizier der Monarchie direkt unter dem Kaiser selbst. In dieser Funktion drängte er unerlässlich auf den Krieg, sowohl Serbien als auch Italien mussten seiner Ansicht nach mit einem Präventivschlag niedergeworfen werden. Er kam in Konflikt mit Außenminister Aehrenthal (1854–1912), der seine Meinung, ebenso wie der Kaiser selbst, nicht teilte. 1911 wurde er aufgrund dieser Konflikte (und wohl auch wegen seiner Beziehung zu einer verheirateten Frau, Gina Reiningshaus) wurde er als Chef des Generalstabes abberufen. Gerade ein Jahr später wurde er jedoch wiedereingesetzt und setzte seine Kriegsforderungen unbeirrt fort. Conrad war allerdings mit seiner diesbezüglichen Meinung nicht allein. In der deutschen Heeresleitung war man ebenfalls der Ansicht, dass die rapide Industrialisierung Russlands und vor allem der dortige Eisenbahnbau es erforderten, einen Präventivschlag gegen die russisch-französische Allianz zu führen, bevor Russland seine ökonomische Rückständigkeit aufholte.

Conrad war natürlich nach dem Attentat von Sarajevo entschieden für den Krieg gegen Serbien. Der Krieg verlief jedoch bekanntlich nicht sonderlich vorteilhaft für die Donaumonarchie. Obwohl die Verantwortung dafür sicherlich nicht Conrad allein zufällt, der k.u.k. Armee mangelte es an Material und Soldaten – beides hatte er in Friedenszeiten energisch gefordert, lässt sich schwer behaupten, dass seine Pläne nicht maßgeblich zu den entsetzlichen Katastrophen beitrugen, die das erste Kriegsjahr für die Monarchie brachte. Ebenfalls muss wohl erwähnt werden, dass wenn sich Conrad der mangelnden Kampfbereitschaft seiner Armee bewusst war, seine Kriegsforderungen völlig unverantwortlich waren; falls sie ihm nicht bewusst war, ist dieser Umstand selbst ebenso kein sonderlich überzeugendes Argument für sein militärisches Genie.  Die Verluste an Menschen und Material waren sogar im Verhältnis zu den anderen beteiligten Mächten hoch und der Aderlass an Offizieren, den die Armee erlitt, konnte unmöglich kurzfristig ersetzt werden. Die höchsten Verluste hatte dabei das XIV. Korps aus Innsbruck zu verzeichnen (die 4 Regimente der Kaiserjäger, ein berittenes Schützenregiment und ein Gebirgsartillerie Regiment), von 50.000 Mann hatte man 40.000 verloren.

Trotz der desaströsen Fehlschläge blieb Conrad bis März 1917 Chef des Generalstabes, anschließend wurde er von Kaiser Karl dieses Postens enthoben und zum Oberkommandeur der Italienfront ernannt. Als er auch von diesem Posten nach weiteren gescheiterten Offensiven abberufen wurde, erhob ihn der Kaiser als Ausgleich in den Grafenstand.

(Portrait Conrad von Hötzendorfs, Signatur Ph-18017)

(Titelbild: Conradstraße 1, Signatur Ph-A-24396-544)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Wurde an dieser Stelle nicht später der Betonklotz des italienischen Konsulats hingestellt? (der inswischen schon durch einen fake-Altbau-Palast ersetzt wurde)
    vielleicht hat jemand ein Foto von desem Gebäude – Brutalismus mitten im Saggen

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