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Die Evolution Eines Bauzauns

Die Evolution eines Bauzauns

Die Baustelle an der Ecke Erlerstraße/Meranerstraße, die ich neulich als Titelbild verwendet habe, bliebe natürlich nicht lange ein Rätsel und konnte rasch identifiziert werden. In unserer Datenbank finden sich noch einige andere Bilder dieser Ecke, aufgenommen von unterschiedlichen Fotografen. Die bildliche Prominenz der Baustelle hat vielleicht damit zu tun, dass sich an dieser Ecke das in der Zwischenkriegszeit sehr beliebte Café München befand und der Bagger von letzter Woche damit eine langjährige Institution endgültig platt gemacht hat. Die auf dem letztwöchigen Foto noch recht kahle Bretterwand ist in der Zwischenzeit vollkommen plakatiert und zeigt eine breite Palette an Produkten der Nachkriegszeit, Ankündigungen für Kurse an der Volkshochschule und politischer Werbung. Mir ist natürlich – die Prägung durch die Gegenwart ist ein Hund – als erstes die Korona-Werbung aufgefallen. Ein Kaffeeersatz, der mir bis dahin unbekannt war, der aber offenbar nicht zuletzt bei Sammler:innen große Beliebt besaß, befanden sich in den Packungen doch immer neue Sammelfiguren. Vielleicht gibt es ja auch unter Ihnen jemanden der solche Figuren besitzt.

Der auf dem Titelbild links schon bereitstehende Kran wird auf dem folgenden Bild offenbar gerade angeliefert/aufgestellt. Ich habe zwar keine Ahnung von sowas, es schaut jedenfalls doch recht komplex aus, die Passanten scheinen indes nicht gerade davon fasziniert zu sein.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum KRNE-3232 und KRNE-3230)

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Das Interessante am ersten Bild ist sicher die Plakatwand. Endlich weiß ich, daß Dirtl Trench ein heute noch googlbarer Begriff in der Modewelt war. Vöslauer war noch kein Mineralwasser, und Hornyphon pries ein Voll UKW Radio an. Was ist ein Halb oder Viertel UKW Radio? Wie ein Lausbubenstreich wirken die kleinen teilüberklebten Zettelchen der Breinös(slbühne) mit der Ankündigung der Aufführung von „s’Trutzx(??)“, Trutzköpferl vielleicht, obwohl das k eher wie ein d ausschaut. Nicht entziffern konnte ich das kurze Wort links unten am ÖVP Wohnungseigentum Plakat. Und ob der rechte Kopf der Wange an Wange präsentierten Köpfe einen Mann oder eine Frau oder eine frühe Ausprägung des Gendersternchen darstellen soll, bleibt mir ebenfalls verschlossen.

    Das zweite Bild zeigt die Straße so, wie sie sich einige Leute heute wieder als Wunschbild vorstellen. Es ist aber trotz der ernsten Arbeit des Kranaufstellens ein kleines Idyll. Vorne begegnen sich zwei Radfahrer, unterschiedlicher könnten sie nicht adjustiert sein, der Herr im Regenmantel raucht sein Pfeifchen. Was sie sich wohl zu sagen hatten? Dahinter scheint eine Mutter ihre Tochter einmal sorgsam eingehängt auf dem Fahrrad sitzen zu lassen, womöglich gehört der hinter ihnen gehende Herr im hellen Mantel (DAS ist für meine Begriffe ein Trenchcoat) auch dazu.

    Man kann auch die Prozedur des Kranaufstellens erahnen. Das auf Schienen bewegliche Untergestell steht schon bereit, der vertikale „Mast“ dürfte über Schaniere mit dem Unterteil verbunden gewesen sein, wodurch man das Teil hochklappen konnte. Die Eisenkonstruktion dahinter wird dem selben Zweck als Widerlager dienen. Aber es ist noch viel zu tun, die Kranausleger und die Seile fehlen, ebenso die Kranführerkabine. Heute liefert man das in einem Stück.

    Und jetzt hab ich eine halbe Stunde geschrieben was man ohnehin sieht.

      1. Es gibt ein Lustspiel mit Gesang in 3 Akten von Josef Rudolf Schwarz mit dem Titel „Trutzdirndl“. Vielleicht hat auch die Breinössl-Bühne seinerzeit die Aufführungsrechte dieses Stücks erworben. Das Textbuch dazu wird im Internet noch immer angeboten.

  2. „Was drin ist im Linde,
    das gibt er auch her –
    und willst du ihn stärker,
    dann nimm einfach mehr!“
    Wahrscheinlich deswegen 2 Plakate – Werbewirksamkeit ebenfalls (möglicherweise) stärker.
    Ja, früher ist deutlich mehr gereimt worden, gell!

  3. Korona Kaffee-Ersatz sagt mir nichts, aber Linde sehr wohl, den gab’s bei uns zum Frühstück. Immer wenn eine neue der blau gepunkteten Packungen aufgemacht wurde, wartete ich gespannt auf das, was außer dem Kaffee noch zum Vorschein kam. Von den Sammel-Stücken erinnere ich mich nur an eine Art Pfeife. Sie hatte die Form einer winzigen Rakete mit knallgrünem Mundstück, roter Spitze und dem grässlichen Ton ähnlich einer heutigen Faschings-Tröte. Außer mir waren alle froh, wenn das Ding endlich seinen Geist aufgab.
    Die hier plakatierte Werbung stammt lt. „brand-history“ aus dem Jahr 1953: https://brand-history.com/nestle/linde-kaffee

    Die Woll-Werbung hat die Erinnerung an einen Slogan hervorgerufen. Wenn ich’s jetzt nicht mit einem anderen Produkt verwechsle, lautete er: „Vöslauer Wolle tragen schafft immer Wohlbehagen“ (evtl. auch „einfach Wohlbehagen“).

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