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Der Fall Rudolf Dablander

Der Fall Rudolf Dablander

In der Nacht vom 17. auf den 18. Februar 1906 geschah beim Aufgang zum Berg Isel ein grausames Verbrechen. Der städtische Sicherheitswachmann Karl Autengruber wurde durch einen Messerstich in den Hals getötet. Als Täter konnte nach kurzer Zeit der Bäckereigehilfe Rudolf Dablander identifiziert werden. Doch welche Ereignisse hatten zu dieser Bluttat geführt? Welches Motiv hatte der Täter?

In den Innsbrucker Nachrichten vom 19. Februar 1906 erschien ein Artikel in dem über das Verbrechen unter anderem Folgendes berichtet wurde: „Der Sicherheitswachmann Autengruber, welcher in der Sonntagnacht im ehemaligen Gemeindegebiet von Wilten den Dienst zu versehen hatte, mußte in der Leopoldstraße den spektakelmachenden Bäcker Rudolf Dablander zur Ruhe verweisen. Dieser war darüber erbost, er begab sich dann in seine Wohnung in der Leopoldstraße, holte dort ein ungefähr 30 Zentimeter langes gut geschliffenes, breites Küchenmesser und begab sich dann in die Restauration Bierstindl. Dort machte er die verdächtige Äußerung, er müsse noch fort, es seien noch fünf Gulden zu verdienen. Diese Äußerung kam zu Ohren des Wachmannes Autengruber, weshalb dieser den Dablander im Auge zu behalten sich entschloß. Der Verdächtige verließ dann auch wirklich später das Gastlokal und begab sich durch den schmalen Hohlweg am Restaurationsgarten zum sogenannten „Schlarghäusl“, rechts vom Aufgange zum Berg Isel, das Eigentum der Frau Otter ist.“ Wie sich später herausstellte, hatte Dablander in der Vergangenheit in diesem Haus (Brennerstraße 1) einige Zeit gewohnt, war aber wohl von der Besitzerin Anna Otter hinausgeschmissen worden. „Der wachhabende Polizist hörte nun – es war etwa halb 2 Uhr – auf einmal Fensterscheiben klirren, und auf dieses Geräusch hin eilte er sofort an Ort und Stelle, wo er den Dablander traf, der eine Fensterscheibe nach der anderen einschlagen zu wollen schien. Als der Wachmann den Dablander wegen seines Vorhabens ansprach, hatte dieser schon sein Messer bereit und stieß es dem Polizisten in den Hals.“

Der Täter floh und der verletzte Sicherheitswachmann konnte sich noch bis auf den Wachposten in der Leopoldstraße schleppen und das Vorgefallene zu Protokoll geben. Danach wurde Karl Autengruber ins städtische Krankenhaus gebracht, wo er ein paar Stunden später starb. Noch in derselben Nacht wurde Rudolf Dablander – der schon in der Vergangenheit durch zahlreiche Delikte wie Diebstahl, Beschädigung fremden Eigentums und Trunkenheit aufgefallen war – verhaftet.

Der Prozess gegen Rudolf Dablander begann am 28. März 1906. Die Innsbrucker Nachrichten berichteten an diesem Tag in einem zweiseitigen Artikel über das Verbrechen und den Inhalt der Anklageschrift. Es stellte sich außerdem heraus, dass Dablander schon in der Vergangenheit mit Karl Autengruber einige Male aneinandergeraten war und gegenüber Bekannten angegeben hatte, sich rächen zu wollen. Am 29. März 1906 wurde in den Innsbrucker Nachrichten über den weiteren Prozessverlauf berichtet. Der Angeklagte und zahlreiche Zeugen wurden einvernommen. Nach Abschluss des Beweisverfahrens, den Plädoyers des Staatsanwaltes und des Verteidigers zogen sich die Geschworenen zur Beratung zurück. Sie entschieden einstimmig, dass Dablander des Mordes an Karl Autengruber schuldig sei. Der Richter verurteilte den Angeklagten daraufhin zum Tode durch den Strang. Rudolf Dablander wurde – wie in der Salzburger Chronik für Stadt und Land vom 1. Juni 1906 nachzulesen ist – vom Kaiser begnadigt und die Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-38409)

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