skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Der Ewige Jude (I.)

Der ewige Jude (I.)

Die Ausstellung mit diesem Titel war erstmals 1937 in München präsentiert worden, nach dem „Anschluss“ kam sie nach Wien. Sie wurde zur Basis für den gleichnamigen Film, der Ende 1940 erschien.

Der seltsame Titel bezieht sich auf eine mythologische Figur, die als „der wandernde Jude“ oder eben auch „der ewige Jude“ bekannt war. Die Ursprünge der Legende liegen noch in der Frühzeit des Christentums, zu allgemeiner Bekanntheit gelangte sie jedoch erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts. 1602 erschien in Leiden die Kurtze Beschreibung und Erzehlung von einem Juden mit dem Namen Ahasverus. In dieser Version war er ein Schuhmacher in Jerusalem, der Jesus auf seinem Kreuzweg die Rast vor seiner Tür verweigert hatte. Dafür war er dazu verdammt worden, bis zur Wiederkunft Christi umherzuwandern. Auf seiner Wanderschaft verhält sich Ahasverus jedoch nicht wie ein Schurke, wie man meinen könnte, nachdem Goebbels ihn zum Namensgeber seiner antisemitischen Hassparade gemacht hatte. Er lässt sich nichts zu Schulden kommen, gibt Almosen und übt keine Gotteslästerung. Er ist ernst und wortkarg, hochgewachsen und dürr, er trägt etwas schäbige Kleidung und hat langes weißes Haar.

Die Innsbrucker Nachrichten schrieben am 1. August 1938 zur Eröffnung der Ausstellung in Wien:

„Die Ausstellung, die unter diesem Titel morgen vormittags vom Reichsstatthalter Dr. Seyß-Inquart und dem Gauleiter von Wien, Globocnik, eröffnet wird, hat bereits im Vorjahr in München Aufsehen erregt. Es ist bezeichnend, dass sie nun in besonderer Berücksichtigung der Wiener Verhältnisse hier um ein Drittel vergrößert werden musste.“

Innsbrucker Nachrichten, 1. August 1938

Mit den „Wiener Verhältnissen“ war hier der verhältnismäßig hohe jüdische Bevölkerungsanteil der alten Hauptstadt der Donaumonarchie gemeint. Gleichzeitig sei Wien jedoch auch mit dem „Ehrentitel als ‚Stadt der antisemitischen Tradition‘“ zu bezeichnen, konkret verbunden mit den Namen Georg von Schönerer (1842–1921) und Karl Lueger (1844–1910).

(Signatur sommer42_046)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche