Das Stadtarchiv auf Zeitreise
Nein, hierbei handelt es sich nicht um ein Archivbild. Und auch nicht um einen Teil des Zeitprojekts von islandrabe. Mit diesem nur wenige Minuten alten Bild nehme ich sie mit auf den heurigen, heutigen Betriebsausflug in „die schönste Gegend Tirols“ (c) Zillertalbahn. Dort wo man verkehrstechnisch von der Zukunft träumt, aber dann doch in der Vergangenheit landet. 2004… Aus den Reihen unserer Mitarbeiterinnen kommen: eine Erstkommunion. Ein runder Geburtstag (ein Mehrfaches des Erstkommunionsalters). Jobwechsel. London-Premiere und England-Rundreise. Die spätere Frau kennengelernt. Auf Erasmus in der Schweiz gewesen. Auf London-Urlaub das EM-Finale (Remember Rehakles) erlebt. Zivildienst und Studienbeginn. Exkursion nach Sizilien. Erstes Pflichtpraktikum in der Küche. Und, was fällt Ihnen spontan zu 2004 ein?
Begräbnis
Fünf Jahre in Pension
2004? Im ersten Moment fiel mir dazu gar nichts mehr ein.
So habe ich in meinem „Immerwährenden Kalender“ nachgesehen und habe – zwar nicht beim heutigen Datum, sondern beim 16.1O. einen Namen vermerkt gefunden, den Namen einer Frau, *192O, +2004, Mitbewohnerin des Hauses Andreas-HoferStr. 55.
Ohne ihre Hilfe säße ich jetzt nicht hier – ja, wäre mein Leben wohl gänzlich anders verlaufen.
1956 nach der Schule hatte ich versucht, bei der Bahn unterzukommen. Aber als Novembergeborene war ich im Sommer (beim Bewerbungsgespräch) dafür „zu jung“, Aufnahme erst mit vollendetem 18. Lebensjahr.
„Weißt du was“ sagte meine (depressive) Mutter, „dann bleibst du einfach daheim, bis du 18 bist und erholst dich..“
Bis 3 Wochen nach Schulschluß diese Frau meine Mutter ansprach und befragte, was mit mir los sei – und ob ich schon eine Stelle hätte. Mama erzählte ihr von meinem „Alters“problem.
„Jaaa, wärs Ihnen Recht, wenn ich einmal bei der Post nachfragen tät? Wissen’S, i war nämlich im Krieg bei der Post – und i kenn da no a paar…“
„Ja, ja.“ sagte meine Mama – und dachte „Wird eh nix sein. Wann hätten wir schon ein Glück?“
Das war an einem Donnerstag vormittags. Und am Nachmittag kam die Nachbarin, um uns zu sagen „I hab mir denkt – ach was, da geh i glei… und mei Freundin hat g’sagt ‚Ja, wir in der Buchhaltung suchen dringend Leut…!‘ und sie kaamt heut abends zu Ihnen, ’s Zeugnis anschaun – wenns Recht is…?“
Ja, und am Freitag, dem 20..7.56, habe ich mich im Persolńalbüro vorgestellt – und am Montag, dem 23.7. im 4. Stock oben in der Buchhaltung der Postdirektion begonnen.
Es wird so Ende der 90-er Jahre gewesen sein, als ich sie zufällig wieder getroffen habe und mit ihr ein Stück gegangen bin.
„Wie gehts dir immer?“ fragte sie – und ich konnte ihr sagen, daß ich das alles – die Arbeitsstelle, die Bekanntschaft mit meinem Mann – die gute Ehe – die Kinder – mein ganzes Leben seit damals doch ihr zu verdanken habe.
„Mei“ sagte sie, „des bißl – und i hab gsehgn, daß dei Mama di nit richtig aussisteßt – und i hab mir denkt, um des Madl wars schad… da bin i halt glei… !“
Ja, sie hat im richtigen Augenblick „die Weichen gestellt“, daß mein Leben eine gute Richtung genommen hat – und nicht „am Abstellgleis“ gelandet ist. Die Frau Margarethe Trauner, geborene Amrainer, *1920, + 16.10.2004