Das höchste Labor der Stadt
Die Nordkette ist in der Regel besonders für Freizeitaktivitäten bekannt. Etwas weniger Menschen wissen, dass in einer der Hütten unterhalb des Hafelekars auch bahnbrechende Forschungen betrieben wurde.
Im Jahr 1931 richtete Victor Franz Hess (geb. 1883), der eben erst als Professor für Experimentalphysik an die Universität Innsbruck berufen worden war, mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften in Wien, der Rockefeller Foundation und anderer Institutionen eine Forschungsstation auf dem Hafelekar zur ständigen Beobachtung der kosmischen Ultrastrahlung ein. Hess erforschte diese kosmische Strahlung damals schon seit mehr als 20 Jahren und hatte dazu auch Ballonflüge in mehr als 5.000 Höhe unternommen. Dabei konnte er feststellen, dass die Ionisierung der Luft mit der Höhe zunimmt, und diese ionisierenden Strahlen von außerhalb der Erde stammen müsse.
Das Labor am Hafelekar ermöglichte es ihm nun, seine Forschungen ohne Ballonfahrten durchzuführen. Die Station war zunächst nur ein kleiner Raum mit einem Messgerät. Dieses bestand aus einem Zylinder, der mit dem Gas Argon gefüllt war. Um den Zylinder herum befand sich ein 1,5 Tonnen schwerer Bleipanzer, der gegen andere Strahlung isolieren sollte. Traf nun kosmische Strahlung auf das im Zylinder befindliche Gas, wurde es elektrisch geladen, was gemessen werden konnte und fotografisch festgehalten wurde. Die Filme wurden von Mitarbeitern des Strahleninstituts der Universität zweimal in der Woche am Hafelekar abgeholt, um sie im Tal auszuwerten. Später kamen auch Schlafräume in der Messtation hinzu.
1936 erhielt er gemeinsam mit Carl David Anderson den Nobelpreis für seine Forschungen. Ein Jahr später zog es ihn an die Universität Graz. Sein Labor auf dem Hafelekar blieb jedoch weiterhin bestehen und sammelte unterschiedlichste Daten. Informationen dazu finden Sie hier.
Nach dem „Anschluss“ wurde Hess aus politischen Gründen vorübergehend inhaftiert. Wenig später erfolgte seine Entlassung ohne Pensionsansprüche. Hess war zur Emigration gezwungen und verließ gemeinsam mit seiner Frau Maria Bertha, die jüdischer Herkunft war, Österreich. Hess wurde im Jahr 1944 in den USA eingebürgert. 1948 kehrte Hess zwar für ein Gastsemester an die Universität Innsbruck zurück, entschloss sich aber in den USA zu bleiben. Victor Franz Hess verstarb 1964 in Mt. Vernon bei New York.
Die Universität ehrte Hess durch die Benennung eines Gebäudes am Campus Technik nach ihm. Auch eine Straße am Campus Technik der Universität ist nach dem bekannten Physiker benannt. Im Jahr 1958 erhielt Hess das Ehrendoktorat der Universität Innsbruck, wie im Bild zu sehen. Vor einigen Jahren wurde die Station renoviert und durch ein Fenster kann man nun in das innere des Gebäudes blicken.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum KR-PL-1217)
Viktor Franz Hess wurde 1906 „Sub auspiciis Imperatoris“ promoviert.
In der Conradstraße, ich denke Nr 4 oder 6, ist eine entsprechende Gedenktafel angebracht. Dort hat er seinerzeit wohl gewohnt. Studenten bzw. Mitarbeiter marschierten zu Fuß zum Hafelekar um die Messergebnisse abzuholen. So zumindest hab ich es von Erzählungen in Erinnerung. Hier sehe ich, dass es 1931war und die Nordkettenbahn bereits existierte. Eigentlich logisch, sonst hätte man die Forschungsstation dort wohl nicht errichtet, vom 1.5t schweren Bleipanzer mal ganz abgesehen. Vielleicht waren ja ein paar sportliche Studenten dabei oder die haben sich die Fahrtkosten erspart. Ich weiß es nicht.