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Aus Der Werkstatt …

Aus der Werkstatt …

… berichten wir heute. Im kommenden Jahr feiern mit der FF Hötting und der FF Mühlau gleich zwei Einheiten der Feuerwehr Innsbruck ihren 150. Geburtstag. Im Hintergrund wird natürlich schon fleißig gearbeitet und geforscht. Und wir freuen uns immer, wenn wir an den neuen Erkenntnissen teilhaben dürfen. So stammt unser heutiges Titelfoto aus einem alten Protokollbuch der III. Kompanie (Allerheiligenhöfe) der FF Hötting. Es zeigt Prof. Karl Flora, der über ein halbes Jahrhundert in verschiedenen Funktionen bei der Feuerwehr aktiv war.

Geboren am 11. März 1872 in Hall in Tirol als Sohn des aus Mals im Vintschgau stammenden Kaufmanns Johann Karl Flora und dessen Frau Anna, absolvierte er die Ausbildung zum Lehrer. Im Oktober 1892 trat er dem III. Zug (St. Nikolaus) der FF Innsbruck bei, dem er jedoch nur relativ kurz angehören sollte. Berufsbedingt übersiedelte er um 1893/94 nach Schwaz, wo er als Lehrer zunächst eine Vertretungsstelle übernahm. Im September 1898 erhielt er schließlich eine definitive Stelle. In seiner Freizeit engagierte er sich beim “ Liederkranz“, im Orchesterverein, beim Turnverein und natürlich auch bei der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, wo er u.a. das Amt des Schriftführers bekleiden sollte. In dieser Eigenschaft zeichnete auch für die Festschrift zum 60jährigen Gründungsjubiläum der FF Schwaz verantwortlich.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste Flora – mittlerweile bereits 42 Jahre alt – nicht einrücken. Er unterrichtete weiterhin an der Handelsschule in Schwaz, absolvierte eine Ausbildung in Erster Hilfe und übernahm das Amt des Obmanns der Rettungsabteilung der FF Schwaz (gegründet 1913). Zu den Aufgaben der Rettungsabteilung gehörte es, „den gesamten Verwundeten- und Krankentransport in die verschiedenen Militär-Pflegestätten und Krankenhäuser [in und um Schwaz] durchzuführen […]. In Anerkennung der Verdienste der Freiw. Rettungsabteilung Schwaz wurde Obmann Flora mit dem Offizierskreuz 2. Kl. m. d. KD. [=Kriegsdekoration] des roten Kreuzes ausgezeichnet und von der Rettungsabteilung auch zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt.“ Bis zum Ende seiner Feuerwehrlaufbahn sollten noch zahlreiche weitere Auszeichnungen folgen. So erhielt er etwa am 21. Feber 1930 das Deutsche Feuerwehr Ehrenkreuz 2. Klasse und im Juni 1936 das Ehrenzeichen 2. Klasse des Österreichischen Feuerwehrverbandes. Aber damit sind wir schon weit vorausgeeilt…

Ebenfalls im Jahr 1914 hatte Flora das Amt des Bezirksschriftführers für Schwaz übernommen. Vier Jahre später, im September 1918, erfolgte seine Ernennung zum Landschaftlichen Löschinspektor für den Bezirk Schwaz. „Das rege Interesse, welches er dem Feuerwehrwesen entgegenbrachte, sein unermüdlicher Fleiß, das nette kameradschaftliche Benehmen, haben wesentlich dazu beigetragen, das Wehrwesen im Bezirke günstig zu beeinflussen, Neugründungen von Wehren durchzuführen und das Bestehende zu erweitern und zu verbessern. Es hat somit der Bezirk Schwaz seine heutige fortschreitende Entwicklung hinsichtlich des Mannschaftsstandes als auch hinsichtlich der Modernisierung des Geräteparks der einzelnen Feuerwehren dem intensiven Wirken Flora’s mitzuverdanken“, so die Mitteilung des Feuerwehr-Landes-Verbandes für Tirol anlässlich Floras Rücktritt als Inspektor im Jahr 1934. Gleichzeitig legte er auch seine Funktion als Schriftführer des Bezirksverbandes Schwaz zurück.

Flora war 1934 als Direktor der Handelsschule Schwaz in Pension gegangen, hatte im Feber jene Jahres Anna Nussbaumer geheiratet und sich schließlich in Hötting niedergelassen. Mit der Feuerwehr hatte er allerdings noch längst nicht abgeschlossen. Noch im August 1934 trat er der III. Kompanie (Allerheiligenhöfe) der FF Hötting bei. Ab 1936 gehörte er nicht nur dem Ausschuss des Landesfeuerwehrverbandes an, sondern wirkte seit 1935 auch als Kassier und Schriftführer „seiner“ neuen Feuerwehr.

Florianifeier 1935 der FF Hötting – das einzige Foto, auf dem alle drei Höttinger Kompanie-Kommandanten und ihre Stellvertreter zu sehen sind: 1. Reihe von links nach rechts: Oberkommandant der FF Hötting Johann Stolz, der Gemeindevorsteher von Hötting Josef Holzmann, Oberkommandant-Stv. und Kompanie-Kdt. der II. Kompanie (Höttinger Au) Valentin Streicher und ein unbekannter Gendarmerie-Offizier. 2. Reihe stehend von links nach rechts: der frisch gewählte Kdt.-Stv. der I. Kompanie (Hötting-Dorf) Robert Pradler, der Kommandant der I. Kompanie (Hötting-Dorf) Rudolf Heis, der Adjutant des Oberkommandos Josef Hinterdorfer (während des 2. Weltkrieges Löschzugführer in Hötting), der Kdt. der III. Kompanie (Allerheiligenhöfe) Karl-Heinz Födisch, der Kdt.-Stv. der 2. Kompanie (Höttinger Au) Karl Authried, der Kdt.-Stv. der III. Kompanie (Allerheiligenhöfe) Friedrich Schöpf und Prof. Karl Flora. Archiv der FF Hötting.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war Flora bei den „Deutschfreiheitlichen“ in Schwaz aktiv. Zu seiner Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus liegen bislang keine konkreten Informationen vor. Ein Entnazifizierungsakt konnte bislang nicht gefunden werden. Allerdings trägt er auf dem Foto ein Hakenkreuz-Abzeichen, das dem Parteiabzeichen zumindest sehr ähnlich sieht. Und fest steht auch, dass er unmittelbar nach dem sogenannten „Anschluss“ im März 1938 zum „Landesfeuerwehrführer-Stellvertreter“ aufstieg. Wie lange er diese Funktion ausgeübt hat, ist (noch) unklar. Der III. Kompanie der FF Hötting (die während des 2. Weltkrieges mehrmals um- bzw. neu organisiert werden sollte) gehörte er jedenfalls bis zu deren Auflösung 1946/47 an. Kurz vor seinem Tod übersiedelte der mittlerweile verwitwete Karl Flora zurück nach Schwaz, wo er am 24. Feber 1948 starb.

(Titelfoto: Protokollbuch der Feuerwehr Hötting-Allerheiligenhöfe, Archiv der FF Hötting)

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