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Archivding Der Woche

Archivding der Woche

Noch im 19. und frühen 20. Jahrhundert konnten sich Brände rasch zur existenzbedrohenden Gefahr für Siedlungen und ganze Dörfer ausweiten. Dementsprechend lang ist die Liste der Dorfbrände. Hier seien nur einige Beispiele aus Alttirol genannt: Igls (1883), Mitterolang (1904), Cavizzana (1906), Zirl (1908), Zams (1911), Matrei am Brenner (1916). Bei Wind erhöhte sich die ohnehin große Gefahr nochmals beträchtlich. Daher wurden vielerorts sogenannte Windwachen eingeführt. In Hall versuchte die Stadtverwaltung zuächst die Hausbesitzer für diesen Dienst zu verpflichten:

Die Windwache ist eine eigene Einrichtung in Hall. Wenn ein starker Wind gieng, hatten die Hausbesitzer abwechselnd diese Windwache die Nacht zu bestellen; wer nicht selbst gieng, mußte 60 kr. bezahlen und dafür wurde angeb­lich jemand anderer angestellt. Nun wurde in dieser Rich­tung sehr viel Mißbrauch getrieben. Ohne Controlle wur­den die 60 Kreuzer eingehoben, ob aber dann die Windwache besorgt wurde, davon wußte niemand etwas, und es kam auch häufig vor, daß die Leute anstatt für diese 60 kr. die Windwache zu besorgen, sich in einer Kneipe verkrochen und das eingehobene Geld vertranken. Um nun in dieser Rich­tung Ordnung zu schaffen und weil in Hall, wo noch viele Häuser mit Schindeln gedeckt sind, aus feuerpolizeilichen Gründen eine streng organisirte Windwache unbedingt noth­wendig ist, wurde beschlossen, von jedem Hausbesitzer in Hall 50 kr. per Jahr durch den Stadtmagistrat einzuheben; dafür wird der Magistrat selbst die Windwache durch beson­dere verläßliche Organe besorgen und durchführen.

Später versuchte die Stadtverwaltung die Haller Feuerwehr für die Windwache zu rekrutieren. Allerdings ohne Erfolg, da man sich nicht auf das Entgelt für den anstrengenden Windwachedienst einigen konnte (hier bzw. hier nachzulesen).

In Mühlau hingegen versahen die Mitglieder der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr spätestens ab 1922 die nächtliche Windwache. Anton Rauch – Bürgermeister und Feuerwehrkommandant in Personalunion – erlies hierfür im Dezember 1921 eigene Vorschriften, die u.a. die auch die Dienstzeit festlegten (nämlich von 22 Uhr bis 4 Uhr).

Die Vorschriften für die Windwache in Mühlau wurden auch ins sogenannte Windwachebuch eingeklebt.

Im Herbst 2024 hat die FF Mühlau dieses Windwachebuch – zusammen mit ihrem historischen Archiv – dem Stadtarchiv übergeben. Das Büchlein mißt gerade einmal 17 x 11 Zentimeter und gibt Aufschluss über die Anzahl der Windwachen und die hierzu eingeteilten Feuerwehrmänner. Allein im Jahr 1922 versah die Mühlauer Feuerwehr 34 Windwachedienste, im Jahr 1935 waren es sogar 50. Es ist – zumindest nach meinem Kenntnisstand – das einzige Windwachebuch, das für das heutige Innsbrucker Stadtgebiet überliefert ist. Mithin also ein ganz besonderes „Archivding“.

(StAI, Archiv der Feuerwehr Innsbruck, Archiv der FF Mühlau)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Sehr geehrter Herr Egger!

    Ich danke Ihnen für einen weiteren interessanten Einblick in die Dorf- bzw. Feuerwehr-geschichte!

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