Am Ende gewinnt der Staat
Bei der Sanierung ihrer Haushalte sind Staaten mitunter recht kreativ. Das war in der Vergangenheit nicht anders. Ein Beispiel dafür ist die Einführung des Lotto in den österreichischen Erblanden durch Maria Theresia im Jahr 1751. Nach den Österreichischen Erbfolgekriegen waren auch die Staatskassen verwüstet, weshalb Maria Theresia zahlreiche Reformen anstieß und überdies nach neuen Einnahmemöglichkeiten für die klammen Kassen suchte. Im November 1751 vergab sie daher an Graf Ottavio di Cataldi ein zehnjähriges Privileg zur Durchführung des sogenannten „Lotto di Genova“, ein Zahlenlotto, das in der italienischen Stadt Genua erfunden worden war. Dort hatte man zunächst darauf setzen können, wer in den Stadtrat gelost wurde. Allmählich entwickelte sich daraus dann ein organisiertes Glückspiel, das schon große Ähnlichkeiten mit unserem heutigen Lotto hatte.
Nicht nur die Verleihung des Privilegs an Cataldi sollte Geld in Kassen spülen, auch wollte Maria Theresia damit verhindern, dass das Geld ihrer Untertanen ins Ausland abfloss, denn bisher waren oft fahrende Losverkäufer aus italienischen Städten durch die Erbländer gezogen. So liest man anlässlich der Einführung des Lotto:
„Wird in auswärtigen Lotterien zu spielen, oder sich dahin directe oder indirecte zu interessieren verboten, auch darf niemand für auswärtige Lotterien in diesen Ländern einiges Geld kolligiren, weder Pläne noch Loose haben, der dawider handelnde ist mit einer Geldstrafe zu belegen, von welcher ein Drittel dem Denunzianten, ein Drittel dem Aerarium, und ein Drittel der Lotteriekammer zufällt.“
Bei der österreichischen Variante wählte man anders als heute nicht Zahlen, sondern man konnte aus einem von 90 Namen „eines armen Mägdleins“ wählen. Aus der Liste dieser Namen wurden dann fünf gezogen (die übrigens auch einen Geldbetrag erhielten) – je nachdem wie viele richtige Namen man ausgewählt hatte, fiel dann der Gewinn aus. Auch war man frei zu wählen, wie viel man auf ein Los setzte. Wer sich näher mit den Regel auseinandersetzen möchte, der kann dies hier nachlesen. Die erste Ziehung fand im Oktober 1752 in Wien statt. Unter den Augen von mehreren Beamten wurden fünf Lose gezogen und die Gewinne gegen Vorweisung des „Lottozettels“ ausbezahlt. Für Innsbruck und Tirol konnte ich aus dieser Frühzeit keinen Nachweis im Archiv finden, dass es auch entsprechende Ziehungen gegeben hat, man kann aber davon ausgehen, dass es vergleichbare Lotterien auch hier gab.
Nach Ablauf des Privilegiums vergab Maria Theresia dieses danach noch mehrfach, bis unter Joseph II. das Lotto schließlich verstaatlicht wurde – einerseits mit dem Argument, die Spielleidenschaft der Untertanen besser kontrollieren zu können, andererseits hatte man gesehen, wie lukrativ das Glücksspiel war und daher wollte Joseph sämtliche Einnahmen daraus für den Staat behalten. 1813 wurde das Lottospiel neuerlich durch ein Patent geregelt, 1817 wurde dies nach der Rückkehr Tirols unter die Habsburger dann auch in Tirol eingeführt.
(Im Titelbild zu sehen ist die Bekanntmachung des Gesetzes. Stadtarchiv/Stadtmuseum Akten 540/1751)