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Map Stories: #Warten Auf Gotteshaus

Map Stories: #Warten auf Gotteshaus

Es ist nicht überliefert, ob Samuel Beckett den Ortsteil Wilten besuchte, bevor ihm die Idee zu seinem Theaterstück kam, in dem Estragon und Wladimir vergeblich auf Godot warten. So ähnlich wie die absurden Dialoge der beiden Hauptdarsteller müssen sich die Diskussionen im Kirchenbauverein angehört haben, die hier über 20 Jahre und länger versuchten, ein Gotteshaus im Neubauviertel zu errichten.

In einem informativ bekritzelten und kommentierten Plan von 1909 (hier interaktiv zu exegieren) ist der Kirchenbau schon Fix an der Ecke Fischergasse und Zollerstraße (letztere erst seit 1908 im Adressbuch zu finden) verortet. Heute steht an dieser Stelle keine Kirche und es ist auch nie eine dort gestanden. Die Karte ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet, die Gärtnereien der Schöpfstraße und die wachsende Wiltener Wohnlandschaft sind gut zu erkennen. Gerade im Bereich der bald zu errichtenden Kirche hört die Neubaugegend in der Entstehungszeit des Planes noch auf; südlich und westlich davon sind Straßenprojekte eingezeichnet, die dann alle ein wenig anders umgesetzt wurden.

Besonders bunt ist die Zukunft Pradls kommentiert. Hier stand am Beginn die noch nicht umgesetzte Begradigung der Sill, um das Bahnhofsareal deutlich zu vergrößern. Ganz nach der Vorstellung des Stadtbauamtes, dass hier in drei Jahren alles systematisch verbaut sein würde, ist es aber auch nicht gekommen.

Zurück zum Kirchenbau: 1919 – zehn Jahre nach diesem Plan – wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, was hier zu bauen sei (unter dem neuen Namen Friedenskirche). Gewonnen hat ihn Lois Welzenbacher, damals immer noch als junger Deutsch-Südtiroler tituliert. Der Plan selbst ruht vielleicht im Archiv für Baukunst, bei uns ist er nicht zu finden. Es blieb beim Plan. Die Zeitungen berichteten von den prämierten Projekten, die katholischen Blätter motivierten zu Spenden an den Kirchenbauverein – so direkt nach dem Ersten Weltkrieg und so kurz vor der alle angesparten Geldbeträge verschlingenden Hyper-Inflation war aber die Motivation dazu dürftig. Eine Zuschrift an dieInnsbrucker Nachrichten im März 1919 bringt das allgemeinde Gefühl der Innsbrucker:innen ganz gut auf den Punkt:


Nachtrag: Die Kirche steht wie erwähnt immer noch nicht dort, nach einer „Notkirche“ wurde einen halben Block weiter ab 1955 die Pfarrkirche zu Hl. Familie errichtet, in einer dreiteiligen Artikelserie hier bei uns (I IIIII) vom Kollegen Christian Herbst auch schon ausführlich dokumentiert.

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