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Tollkühn

Tollkühn

11. Oktober 1925. Diesen Tag hatten sich die Tiroler Motorsportenthusiasten schon Wochen vorher im Kalender rot markiert. In Scharen pilgerten sie an an diesem Sonntag nach Zirl, um sich einen absoluten Klassiker – das Zirler Bergrennen – anzusehen. Die fünf Kilometer lange Strecke forderte den Rennfahrern und ihren Maschinen alles ab – eine schmale Straße, große Steigungen, und mehrere Haarnadelkurven mussten bewältigt werden. Dementsprechend widmeten die Organisatoren den Sicherheitsvorkehrungen großes Augenmerk, wie aus dem untenstehenden Bericht des Allgemeinen Tiroler Anzeigers vom 9. Oktober hervorgeht:

„Die ganze Strecke ist in fünf Abschnitte eingeteilt. Jeder Abschnitt hat einen Leiter, dem die Streckentelephonbedienungsleute, sowie die Gendarmerie, das Militär und die Radfahrer unterstehen. Die Abschnittsstandorte sind, wie folgt ausgestellt: 1. Start; 2. große Kurve; 3. Kapelle bei Kilometer 3; 4. Leithen; 5. vor dem Bahndurchlaß (vor dem Ziel). Am Start befindet sich das Rettungsauto mit Sanitätsinspektor Dr. Tschamler, in der Sanitätsstation bei der großen Kurve halten Dozent Dr. Pfanner und in Leithen Dr. Liebl Dienst. Außerdem find bei jedem Abschnittskommandanten Sanitätspatrouillen mit Tragbahren. Im Falle eines Unfalles wird der nächste Sicherungsposten sofort den näher ­ gelegenen Abschnittsleiter (gewöhnlich aus Geschwindigkeitsgründen den abwärtsgelegenen) verständigen, damit dieser bei leichteren Unfällen die nächste Sanitätspatrouille oder bei schweren Unfällen die Rettungsgesellschaft […] zur Unfallstelle beordnen kann. Im Falle eines Unfalles muß der Abschnittsleiter auch sofort zum Start eine Meldung geben. Dem Publikum ist es strengstens untersagt, bei einem Unfall die Rennstrecke zu betreten. Fremde Hilfe für den Fahrer ist verboten! Spezielle Vorsicht ist auf der ebenen Strecke vor Leithen, in der Ortschaft selbst und von Leithen bis zum Ziel am Platze, weil die Fahrzeuge infolge der geringeren Steigung dort die größten Geschwindigkeiten entwickeln.“

Ein Rennwagen im schnellsten Streckenabschnitt, aufgenommen vermutlich 1925.
Zahlreiche Motorsportfans säumten die Strecke.

Der Aufwand lohnte sich – die begeisterten Zuseherinnen und Zuseher bekamen Motorsport vom Feinsten geboten, wie auch unsere Bilder zeigen. Der Mut mancher Fahrerpaarungen lässt einem noch heute den Atem stocken.

Quelle: Allgemeine Automobilzeitung vom 1.11.1925.

Der Innsbrucker Eduard Linser erzielte mit seiner Sunbeam-Maschine die absolute Tagesbestzeit. Er bewältigte die fünf Kilometer in 3:52 Minuten und unterbot damit den von ihm im Vorjahr aufgestellten Streckenrekord gleich um zwölf (!) Sekunden. In der Tourenwagenklasse holte sich der deutsche Herrenfahrer Philipp Freiherr von Berckheim mit seinem Kompressor-Mercedes den Sieg, während sich bei den Rennwagen der Wiener Herrenfahrer Fritz von Zsolnay mit seinem Austro-Daimler durchsetzen konnte. Allerdings gelang es ihnen nicht, den von Ulrich Graf Kinsky im Vorjahr aufgestellten Streckenrekord für Automobile zu unterbieten.

Auch Beiwagenmaschinen nahmen am Zirler Bergrennen 1925 teil.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Dig-881 & Ph-Dig-885, KR-PL-K-427, KR-PL-K-439)

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