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Friedmanns Fabrik Und Steiners Brauhaus

Friedmanns Fabrik und Steiners Brauhaus

Es gibt Pläne, die locken den eiligen Surfer durch ihre frohe Farbigkeit, per schlichter Schönheit ihrer Linien, mit gestochener Geometerschrift oder durch wahrhaftige Wirklichkeitstreue. Nichts davon hat diese Karte aus dem Jahr 1850 zu bieten, daher hat es wohl etwas länger gedauert, bis sie mir ans Herz gewachsen ist.

Das Tolle an diesem Plan, der wenig überraschend hier auch interaktiv zu sehen ist, sind der Zeitpunkt des Entstehens und seine Beschriftungen. Als Ausschnitt gewählt wurde das Entwicklungsland „links der Maria-Theresien-Straße“ (aus Sicht der Innenstadt; hier noch mit „Neustadt“ beschriftet) bis zur Kohlstatt. Eine durchgezogene, eine gestrichelte und eine gepunktete rote Linie versprechen, dass hier wohl bald die Züge der Staatsbahn einbiegen würden und verweisen auf einen Vermessungspunkt des Bogens im Rübenacker der Kapuzinergasse. Dem gedachten Gleis ganz nah stehen zwei jüdische Industriebetriebe in der post-revolutionären Provinzhauptstadt: Steiner’s Brauhaus, später das Bürgerbräu, heute ein architektonisch ermattender Glaspalast der 2000er. Einen Mauszeigersprung weiter oben steht die Friedman’sche Fabrik, das ist die bereits 1855 in Konkurs gegangene Schafwollfabrik des David Friedmann. Ein paar Schritte gen Osten befand sich die von den absteigenden Adeligen Ferrari-Ochieppo betriebene k.k. Haupt-Tabak-Niederlage in der auch von uns noch etwas unkorrekt als Knödelakademie abgekürzten Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe und Mode und Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung. Bei den als Brauer’s Fabrik (das muss Baur’s erste Fabrik sein die dann Hibler kaufte) bezeichneten Gebäuden fungiert heute bald wieder das RLB-Weltkontrollzentrum.

Viel Freude bereiten Auskenner:innen die hier benützten (aber als Adressen dann nicht verwendeten) Straßennamen. Ein Trio Klöster steht Pate (Ursulinengraben, Franzikanergraben, Servittengasse), in der Altstadt gibt es die Judengasse, Bäckerthorgasse, Ballhausgasse, Schulgasse, Stallgasse, sowie den Unteren und Oberen Stadtplatz. Im Erweiterungsbereich herrscht noch Unklarheit um die alte Bürgerstraße und den Neu-Platz, die dann 1858 Karlstraße und Margarethenplatz, später Wilhelm-Greil-Straße und Boznerplatz werden sollten.

Wahrscheinlich wurde die Karte von Bahnplanungsingenieuren erstellt: Von der Theresienstraße/Ecke Meranerstraße bis zum noch fiktiven Gleis sind via Brixnerstraße 32 Punkte genau eingemessen worden.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Hier wurde eher ein bereits vorhandener Plan der Stadt für die Trassierung der neuen Bahn verwendet. Von den „Bahnplanungsingenieuren“ wurde höchstens die neue Trassenlinie und „INNSBRUCK“ eingetragen

    Die eingezeichnete rote Trassenlinie war an die Dreiheiligenkirche gebunden und stellt eine Senkrechte zur schon festgelegten Baufluchtlinie der Museumstraße dar. Der gesamte Bahnhof wurde nach dieser Linie ausgerichtet.

    Im rechten oberen Eck dieses Planausschnittes sieht man den Schnittpunkt der Verlängerung dieser „Bahnhofsachse“ nach Norden (rot strichliert) mit der Trassenlinie von der Innbrücke herauf (Tangentenschnittpunkt – bezeichnet mit WP „Winkelpunkt“). Als Übergang zwischen diesen beiden Geraden wurde ein Bogen mit R = 300 (roter Eintrag bei der Dreiheiligenkirche) gewählt. Der Bogenanfang („BA“) ist in der Dreiheiligenstraße eingezeichnet.

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