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Probeflug Mit Hindernissen

Probeflug mit Hindernissen

Vor 100 Jahren, im September 1924, legte diese Passagiermaschine der Societe Franco-Roumaine d’aviation arienne eine recht unsafte Landung auf der Ulfiswiese im Westen der Stadt hin. Wie der Tiroler Anzeiger berichtete, war „das Flugzeug ‚F-AFBX‘, das eine Spannweite von 28 Metern hat, von drei Motoren mit zusammen 780 Pferdekräften an­getrieben wird und in einer Kabine für acht Passagiere Plätze gewährt,“ auf einem Probeflug auf der Flugstrecke Paris-Zürich-Innsbruck-Wien-Budapest-Bukarest unterwegs.

In Zürich wurde Rast gemacht. Am Samstag hat der Direktor der Gesellschaft, der den Flug mitmachte, von Zürich aus nach Innsbruck ins Hotel „Tirolerhof“ telephoniert und sich um einen geeigneten Flugplatz in Innsbruck erkundigt. Es wurde ihm die Ulfiswiese genannt. Um 1/2 11 Uhr vormittags ist das Flugzeug mit dem Piloten, dem Direktor, einem Mechaniker und zwei Passagieren in Zürich aufgestiegen. Bei herrlichstem Wetter kam das Flugzeug über den Arlberg nach Tirol und umkreiste um halb 2 Uhr in einer Höhe von 1200 Metern die Stadt Innsbruck. Keiner der Franzosen, die sich im Apparat befanden, ist jemals in Innsbruck gewesen. Hier sollte Benzin gefaßt werden. Der Pilot suchte auf der Karte die Ulfiswiese. Er landete dann zwischen der Kranebitterallee und dem verlänger­ten Fürstenweg, außerhalb der Mittenwaldbahnböschung auf der dem Ursulinenkloster gehörigen Wiese in un­mittelbarer Nähe eines Ackers. Infolge des weichen Bo­dens sank das schwere Flugzeug ziemlich tief in den Boden und überschlug sich vollständig.
Der Pilot erlitt eine Verletzung auf der Nase und einen Nervenschock, der Direktor eine unbedeutende Haut­abschürfung auf der rechten Hand. Die übrigen Passagiere blieben unverletzt. Vor der Landung wurde von der am Flugzeug befindlichen Funkstation folgender Radio­spruch nach Zürich gesandt: „In Landung be­griffen“. Infolge des Ueberschlagens des Apparates wurden der Propeller und der mittlere Motor stark be­schädigt. Der verletzte Pilot wurde mittels Auto ins Hotel „Tirolerhof“ gebracht.
Unter Leitung des Vorsitzenden des Tiroler Flieger­verbandes, Ing. Hummel, wurde der Apparat ab­montiert; er wird mittels Bahn nach Paris transportiert werden. Die Stelle, wo das Flugzeug die Landung vorgenommen hat, wurde von der Polizei abgesperrt, damit die vielen Neugierigen die Abmontierungsarbeiten nicht stören konnten.
Der Unfall wäre sicher vermieden worden, wenn der Pilot auf dem jenseits der Straße in nächster Nähe befindlichen ehemaligen Exerzierplatz gelandet wäre, weil dort der Boden viel härter ist als auf den nördlich zu gelegenen Wiesen. Eine diesbezügliche Ver­ständigung von Zürich, daß eine oder zwei Personen mit Fahnen dem Pilot die Landungsstelle zeigen sollten, hätte den Unfall vermeiden lassen.
Einer unserer Redakteure hatte noch am Samstag nachmittags Gelegenheit, mit dem Direktor der französisch-rumänischen Flugzeuggesellschaft zu sprechen. Der Direktor äußerte sich, daß er von den vielen Flügen, die er bisher in allen Weltteilen unternommen habe, keinen so wundervoll und entzückend gefunden habe, als den eben absolvierten Flug über die Tiroler Berge. Die neue Linie nach Bukarest werde auf jeden Fall gemacht und schon in kürzester Zeit werde wieder ein Probeflugzeug kommen. Die Aufnahme des ständigen Verkehrs wird aber wahrscheinlich erst im Frühjahr er­folgen.

TA, 15.9.1924, 4.

(Titelfoto: StAI, Slg. Kreutz)

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