Propheten-Camping am Südring
Karten mit Stadtentwicklungs-Prognosen zu erstellen bedeutet ein gewisses Wagnis, denn das letzte Wort haben dann doch stets Gemeinderat und Tiefbauabteilung. Auf diesem Plan (den man hier interaktiv studieren kann) werden einige Entwicklungen der mittleren 1960er Jahre vorausgesagt, die dann so ähnlich, aber doch nicht ganz genau so umgesetzt wurden.
Ins Auge fällt das auch händisch deplacierte Olympiastadion, das man offenbar eine Zeit lang in der unmittelbaren Tivoligegend angedacht hatte. Von Südring und Olympialuisbrücke noch keine Spur, dafür der titelgebende Campingplatz an der schönen braunen Sill, der dann aber auch nicht gebaut wurde.
Der Planzeichner hat bei den Gebäudedimensionen manchmal etwas der Ungefährheit gefrönt. So sind die hölzernen Wochenendhäuschen auf der Natterer Jesuitenwiese (vulgo Natterer Boden) fast gleich groß gezeichnet wie die Mehrparteienblocks der Südtiroler-Siedlungen. Die Autobahn wird gerade erst nach Süden erträumt und startet einstweilen gestrichelt in Gärberbach. Rundum die beliebten Vogelhütten, Fischerhütte, Geisterhütte, Waldhüttl.
Nahe des ebenfalls unrealisierten Campings beim Studentenwohnheim entsteht ebenfalls gestrichelt eine frühe Fassung des Südrings. In der Au gabs wenige Häuser und einige heute verschwundene Straßennamen (Rechenweg, Bahnhofstraße), im späteren Stadtteil O-Dorf wurden die neuen Straßennamen velwechsert (es gibt eine Pontazler Straße), herüben in den weiten Wiesen der Reichenau der Standort des ersten Olympischen Dorfes recht freihändig geschätzt. Für Freund*innen des Sillkanals ist der Verlauf im modernen Stadtgebiet über weite Strecken gut zu erkennen.
Was in diesem Plan noch komplett fehlt, ist die Pfarrkirche Allerheiligen, welche in den Jahren 1963–1965 nach den Plänen des Tiroler Architekten Clemens Holzmeister erbaut und 1965 geweiht wurde.
Bemerkenswert finde ich auch die Wendeschleife der Straßenbahnlinie 3 im Bereich der heutigen Graßmayrkreuzung.
Verhunzens mir bitte nicht unsere Sill – der Inn ist auch nicht immer grün!!
Das Olympische Dorf war in der Reichenau südlich des alten Flughafens geplant.
Es fehlt am Plan die Mitte der 50er gebaute Medizinische Klinik, überall stehen noch die alten Pavillons.
Der Campingplatz könnte derjenige neben dem GH Tivoli sein. Etwas unjenau eingezeichnet.
Die Schlichtheit der zukünftigen Autobahn-Anschlußstelle Innsbruck Süd ist auffallend. Sie hätte sowohl den Sonnenburghügel als auch den Bürgerhof verschont.
Die beinahe bis zum Berg Isel vorgedrungene Umkehrschleife der 3er wartet wahrscheinlich auf den noch nicht ganz gewissen Verlauf der Eisenbahn.
Bei den Waldwegen reichen sich Realität und Märchen die Hände. Interessant und bis in die 70er Jahre noch begehbar, sieht man den Verlauf des jetzt völlig zugewachsenen Weges vom Husslhof zur Peterlongokurve. Aber der wäre heute wegen des anschließenden Teilstücks entlang der Brennerstraße für Spaziergänger ohnehin nicht mehr benutzbar.
Die Geisterhütte ist auf einem heute ebenfalls zugewachsenen Weg vom A. Hoferweg aus zu erreichen, der 1955 abgebrannte Jehlehof ist noch eingezeichnet (oder ist das die stehengebliebene Knittelhütte?).
Das Gasthaus Nattererboden nannte man damals generell den Jesuitenhof, und östlich davon, der kleine helle rechteckige Fleck, war der Sportplatz der Turnerschaft Innsbruck. Dort stand auch richtig eingezeichnet ein Blockhaus mit Brunnen und Umkleidegelegenheit. Ein versuchter Umbau auf Betonziegel blieb in der Mitte stecken und das Haus zerfiel. Die Anlaufstrecke für Weitsprungübungen sah man noch lange.
Das Natterer Krankenhaus ist auf der Karte noch das Barackenensemble aus der Zeit des Krieges. Das damals oberhalb des Dorfplatzes gelegene Gemeindeamt von Natters ist nur mehr für ältere Natterer als richtig eingezeichnet bekannt.
Auf der anderen Seite der Sill taufte man die unaussprechlichen Gluirschhöfe auf das zugänglichere Glurisch aus.
Man fände noch viel, nehm ich an. Der Mühlsee war auch noch ein Schwimmbad. Das Badeschaffl als Symbol finde ich östlich.
Blöde Frage, warum fährt der B nicht in die Höttinger Au? Kam das erst später? Der Plan müsste schon nach 1956 sein, die Konzertkurve ist ja schon fertig?
Der Obus-B ist niemals weiter in die Stadt vorgedrungen als wie zum Bozner Platz, dann trat er eiligst, sofern man von den Obussen von Tempo sprechen konnte, nach Pradl zurück. Merke: B wie Bradl.
Im übrigen scheinen sich hier alte Planteile, wie die Klinik, mit damals ganz neuen zu mischen. Ein Arbeitsplan zum händischen Herumzeichnen vielleicht.