Die Plattnerkunst in Innsbruck (II.)
Einige der Plattner die sich während der Herrschaft Sigismunds in Innsbruck niederließen, gründeten regelrechte Dynastien, die für mehrere Generationen im Dienste der Landesfürsten standen.
Einer von ihnen war Konrad Treytz, der erste von vielen Meistern aus dieser Familie, die in der Stadt ansässig waren; er wird erstmals 1466 hier erwähnt. Sein Sohn Adrian belieferte sowohl den Hof als auch die Tiroler Landesregierung zwischen 1473 und 1487 mit zahlreichen Harnischen. Auch dessen Bruder Jörg stand von 1467 bis 1497 im als Plattner im Dienste des Hofes. Auf der oben zu sehenden Urkunde scheint er als Besitzer mehrerer Häuser in Innsbruck auf. Ein zweiter Konrad aus der Familie war von 1498 an als Polierer vom Hof Maximilians angestellt, bis 1524 lieferte er auch zusammen mit dem oben erwähnten Adrian Harnische an den Hof.
Der Meister Kaspar Rieder wird erstmals 1452 erwähnt, als er Erzherzog Siegmund einen Harnisch bei ihm bestellt. 1469 tauschte er mit einem anderen Plattnermeister, Hans Veyol, seinen Hof in Schwaz gegen dessen Haus in Mühlau. Sein Sohn Matthias folgte ihm in seinem Handwerk.
Christian Schreiner erwarb mit seiner Frau Margaret 1465 ein Haus in Mühlau mit einer Schmiede – der erfolgreiche Plattner konnte seinen Grundbesitz dort 1472 und 1478 zweimal erweitern. Er fertigte einen Harnisch für den kaiserlichen Rat Matthäus Hölzl, und sogar einen für den englischen König Jakob I. Seine Söhne, Adrian, Konrad und Oswald arbeiteten ebenfalls allesamt als Plattner, die auch das Zeughaus belieferten.
Die Plattner produzierten sowohl extravagante Prunkharnische für Turniere und Feste als auch schlichte Rüstungen für einfache Soldaten. Diese Massenware wurde damals als die „raue Arbeit“ bezeichnet, erstere als „feine“ oder „subtile Arbeit“ – für die meisten Plattner machte die „raue“ den weitaus größeren Teil ihrer Arbeit aus.
(Signatur U-544)
Den Beruf der ‚Plattner‘ hielt ich bislang als Ursprung des gleichlautenden Familiennamens. Irrtümlich, denn hier liest man von den Treytz und Rieder als erste oder zumindest frühe Plattner in Innsbruck bzw. Tirol. Die ‚Nachlese‘ ergab, dass man einen Familienname hierzulande bereits Mitte des 13. Jahrhunderts einführte. Waren um 1200 nur einzelne Innsbrucker Bürger zweinamig, waren es 80 Jahre später, als noch gar keine ‚Plattner‘ Rüstungen herstellten, bereits die meisten.
Der Famienname stammt daher vom terrassenförmiges Gelände z. B. einem Plateau oder einer Steinplatte und war zuerst Hofname als er später in einen Familiennamen überging.