Wie kommt das Pferd in die Eisenbahn?
Diesmal geht es nicht (primär) um ein spektakuläres Foto, sondern um den Versuch zu klären, wie diese Aufnahme aus den USA in den Bestand des Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck geraten konnte. Auf diesem eindrucksvollen Foto sehen wir ein Pferd auf der Plattform eines kleinen Eisenbahnwagons aus dem 19. Jahrhundert. In Innsbruck gab es aber nie eine Pferdeeisenbahn. Anders als auf der Strecke Linz – Budweis.
Die „Cherrelyn Gravity and Bronco Street Railway“ wurde als Pferdeeisenbahn im Jahr 1883 in Denver im US-Bundesstaat Colorado errichtet. Als der Betrieb 1892 wieder eingestellt wurde, beschloss ein Privater einen Pendelverkehr zu errichten, der schlussendlich bis 1910 in Betrieb war. Die Besonderheit dieser Bahn war, dass der einzige Wagen von einem Pferd einen steilen Hügel hinaufgezogen wurde. Oben angekommen wurde das Pferd auf die hintere Plattform gestellt und die Rückfahrt erfolgt den Hügel hinab mit der Schwerkraft, wobei der Fahrer nun die Funktion eines Bremsers hatte. Es ist selbstverständlich, dass diese seltsame Bahn eine Attraktion war und dem entsprechend immer wieder fotografiert wurde.
Wie kommt nun das Bild nach Innsbruck? Ähnlich wie in Wien gab es auch in Innsbruck eine „Urania“. Diese Volksbildungseinrichtungen waren Vorläufer der heutigen Volkshochschulen. Dort wurden ab dem späten 19. Jahrhundert volksbildende Vorträge abgehalten. Einer der Schwerpunkte war dabei die Vermittlung von Wissen von fremden Ländern und Kulturen.
Heute sind im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck einige wenige dieser Dia-Sammlungen erhalten. Bilderserien italienischer Kirchen, Sehenswürdigkeiten in Paris, die bedeutendsten Kunstwerke der Uffizien und Ähnliches.
Das vorliegende Bild stammt aber aus der Sammlung des überaus verdienstvollen Eisenbahn- und Straßenbahn-Kenners Walter Kreutz aus Innsbruck. Wie das Bild in seine Sammlung kam, weiß er allerdings leider nicht mehr.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Kr/Pl/K-831)
Das Fahrzeug gibt es offenbar heute noch im Civic Center von Englewood, allerdings sieht es nun fahrtauglicher aus als ehemals (sodass zurecht Zweifel erhoben werden, ob noch Originalteile enthalten sind):
https://ceramembersblog.wordpress.com/2014/03/27/a-horsecar-named-cherrelyn/