„Fürwahr kein Vergnügen“ – Teil 11
Ende Juni wartete Josef Gruber ungeduldig auf Nachrichten von den k. k. Staatsbahnen. Würde die ersehnte Enthebung vom Militärdienst kommen? Ansonsten tat sich in seinem Frontabschnitt wenig, sodass die Mannschaft mit dem Ausbau der Stellung beschäftigt wurde. Nicht ganz in das triste Stimmungsbild passt das patriotische Lied, das Josef Gruber am 4. oder 5. Juli 1918 in sein Tagebuch eintrug. Im Text wird die Kampfbereitschaft der Kaiserjäger und die Treue zum Monarchen beschworen. Tatsächlich deuten jedoch nicht zuletzt auch die Aufzeichnungen Grubers daraufhin, dass im Frühsommer 1918 auch unter den Kaiserjägern die Moral im Sinken begriffen war.
22.6.1918 abends. Von zu Haus nichts Neues – wir mussten arbeiten und die Stellung ausbessern – daher sah uns der Walsch und schoss mit schweren Kaliber von der 5. der 7. Komp. …. [?] der 7. Komp. … [?] Ptf. Kreidl [?], der mit mir den Posten bei der 7. Komp. aufführt, lag nicht auf der Pritsche , weil er eben den Posten aufführte – sonst hätte ihn ein großer Stein zerschlagen, denn er wohnte mit seinem Schwarm bei der 7. Komp. Ich aber ging nur zum Aufführen zur 7. Komp. Von der Bahn noch nichts gehört.
25. Juni 1918 Bis heute keine besonderen Auffälligkeiten – heute vorm. sehr heftiges Trommelfeuer im Etschtal – Wetter schön – von der Bahn nichts Neues – ich erwarte die Entscheidung schon fast stündlich – denn im Falle einer Enthebung muss ich abrüsten und am 1. Juli in Wien sein.
26./6.1918 heute stirt’s mich wie schon lange nicht mehr – ich weiß nicht warum – der Oblt. spinnt auch – denn alle Leute, auch der Posten, müssen arbeiten – nicht einmal der hat eine Ruh – alles muss in der Stellung arbeiten – gestern war ich lustig und heute habe ich aber schon einen wahren Galgenhumor.
28.6.1918 Von der Bahn noch immer nichts gehört – die Eltern schrieben mir, dass sie am 20.6. in Innsbruck noch nichts gewusst hätten – sie hätten von Wien noch nichts gehört und der Telegrafen-Kurs beginnt erst am 1. August – man muss noch 1 Monat warten – das Wetter ist heute sehr schwül –
30./6.18 Mache Nachmittag mit Lt. Brüll und E. F. Ptf. Mandl einen Spaziergang auf den Col Santo und Dornberg (?) sehr schön die Aussicht – Lt. B. … [?]
4./7. Nichts Neues.
Was hört man denn alles vom Kriege,
was hört man zu jetziger Zeit.
Viel Krieger ziehen ins Feld
und der Feldmann sei immer bereit.
Die Walschen, die kommen in Massen daher,
wir Jäger, wir fürchten sie nicht.
Wir seien so fest wie die Mauern
und legen die Waffen nicht weg.
O Mädchen, geh wein‘ nicht so sehr,
dein Geliebter, der lebt nimmer mehr.
Er ist ja am Pasubio gefallen,
wo jetzt wir haben ihn begraben.
Sein Vater, ein steinalter Greise,
gebeugt mit dem Stab in der Hand,
er sah seinen Sohn nun ziehen,
er kämpft‘ ja für’s Vaterland.
Wir Jäger, wir halten zusammen
und brechen die Treue ja nie.
Kaiser Karl I. soll leben,
das ist unser heilige Pflicht.
(Text: StAI, NL Dr. Josef Gruber / Foto: StAI, 05.101.07)