Ein Foto, zwei Schwestern und viele Fragen
Frau Bianca K schickt uns dieses Foto und möchte gerne wissen, wo es aufgenommen wurde. Sie schreibt uns dazu:
„Links ist meine Urgroßmutter Maria Prantl und rechts ist ihre Halbschwester Hilda Unterburger.
Maria kam im Pitztal auf die Welt und Hilda in Telfs. Sie haben beide die gleiche Mutter.
Hilda war Straßenbahnbedienstete in Innsbruck und kam ums Leben beim Bombenangriff auf Innsbruck genauer gesagt am Bergisel wo gerade die Straßenbahn fuhr.
Sie verstarb am 20.10.1944. Der Grabstein befindet sich in Telfs. Hilda wurde nur 24 Jahre alt.
Das Foto sollte nach März 1942 entstanden sein, da meine Großmutter schon auf der Welt war als dieses Foto entstand. Ich vermute, dass es Winter ist, da unter der Sitzbank ein wenig Schnee zu erkennen ist und die Schwestern dementsprechend gekleidet sind.
Leider wissen wir selbst auch nicht mehr, da uns auch nicht viel erzählt wurde. „
Ich bin sicher, dass unsere Stadtexpert*innen schnell herausfinden werden, wo dieses Bild geschossen wurde.
Zu den Bombenopfern dieses Tages schreibt Leo Unterrichter folgendes (und es fällt auf, wie viele Fremd- und Zwangsarbeiter*innen unter den 34 Toten waren).
In den Innsbrucker Nachrichten erschien am Tag nach dem Angriff ein kurzer Bericht, in dem genau der Umstand, dass die Menschen zu früh aus den Bunkern gekommen seien, kritisiert wird. Eine Traueranzeige des Gauleiters nennt die einheimischen Toten „Gefallene“ (was eine völlige Verdrehung der Tatsachen darstellt) und erwähnt die ausländischen Opfer natürlich mit keinem Wort.
Wahrscheinlich ist es schon gelöst, aber wie gewohnt noch „unsichtbar“. Aber ich sag auch: Rapoldipark, hinten die Pradler kirche.
Das Schicksal der abgebildeten Frau reduzierte das sonstige Rätselvergnügen auf eine nüchterne Ortsfeststellung. Das irgend wann einmal in irgendeinem Buch gesehene Foto des bombenbeschädigten Bergiselbahnhofs schiebt sich davor und erhält mit diesem „Rätsel“ plötzlich eine emotionale Komponente.
Im Rapoldipark. Im Hintergrund die Pradler Pfarrkirche und die Pradler Volksschule, die Fabrikshäuser in der Gaswerkstraße und der damals gerade neuerrichte Südtirolerblock am Pradlerplatz
Wenn man das Luftbild von 1940 mit dem Luftbild von 2016 vergleicht, lässt sich interessanterweise erkennen, dass an ziemlich derselben Stelle heute noch Ruhebänke stehen:
https://tyrolean-map.legner.me/#19/47.26558/11.40726/Image_1940
In diesem Zusammenhang möchte ich auch wieder einmal an https://innsbruck-erinnert.at/wieder-unser-freund-das-schwarze-auto/ erinnern und an die in meinem dortigen Eintrag enthaltene Bitte an das Stadtarchiv wegen der Holzvergaser ‚Tankstelle‘
Ich nehme an, dass das niedere Gebäude ganz links diese ‚Tankstelle‘ war, der LKW davor wahrscheinlich so ein mit Holzvergasung betriebenes Fahrzeug. Dieses Gebäude muss knapp vorher errichtet worden sein, am 1940er Luftbild kann ich es noch nicht entdecken.
Auf diesem Foto des Rapoldiparks sieht man rechts zwei Bankln vor einer Grünfläche. Genau an diesem Platz müsste das Foto aufgenommen worden sein:
https://innsbruck-erinnert.at/was-fuer-ein-panorama/
Das Haus hinter den beiden Damen, Körnerstraße 1, erhielt laut Michael Svehla „Als in Innsbruck die Sirenen heulten“ am 16.2.1945 einen Bombenvolltreffer.
Ein Foto mit einem menschlich sehr berührenden Schicksal.
Die Taufe von Hildegard Unterburger findet sich im Taufbuch der Pfarre Arzl im Pitztal. Sie wurde am 19. Juli 1920 als Tochter des Engelbert Unterburger und der Anna Prantl geboren. Patin war Anna Unterburger, Lehrerin in Finkenberg.
Hier ist das Sterbebildchen von Hildas Taufpatin:
http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/149658/search/55467
Hallo Herr Auer, vielen Dank für Ihren Eintrag.
Durch diesen Beitrag haben wie wieder neues entdeckt. Vielen Dank!
LG
Ich möchte Ihnen allen danken für die Kommentare. Sehr interessant. Jedes einzelne.
Sie haben uns sehr geholfen.
Endlich wissen wir wo dieses Bild entstand und auch danke ans Stadtarchiv für die zusätzlichen Informationen.
LG
Sehr geehrte Frau Bianca K.
das obige Bild zeigt interessanterweise meine Großtanten, ich bin ein Nachfahre von Frau Unterburger Rosa, Schwester bzw. Halbschwester der beiden. Hildegard war die Erstgeborene und lebte in Timmls im Pitztal. Wenn Sie interesse haben mehr zu erfahren oder zu einem Gedankenaustausch so kontaktieren sie mich unter der mail mhdueg@gmail.com. Würde mich freuen von Ihnen zu hören.
lg Martin
Sehr geehrte Frau Bianca K.
das obige Bild zeigt interessanterweise meine Großtanten, ich bin ein Nachfahre von Frau Unterburger Rosa, Schwester bzw. Halbschwester der beiden. Hildegard war die Erstgeborene und lebte in Timmls im Pitztal. Wenn Sie interesse haben mehr zu erfahren oder zu einem Gedankenaustausch so kontaktieren sie mich unter der mail mhdueg@gmail.com. Würde mich freuen von Ihnen zu hören.
lg Martin