8 Monate anno 1902 (8)
Nach wunderbarem Frühlingswetter und herrlichen Ausflügen wurde Marie von einem neuerlichen Wintereinbruch und vom Alltag eingeholt. Mit den „Hallerhauskindern“, für die Marie näht, könnten ihre Halbgeschwister gemeint sein. Wie man dem Nachruf ihres Vaters, Dr. Albert Cornet (1854-1932) entnehmen kann, war die 1884 geschlossene zweite Ehe mit Angelika Gasteiger überaus kinderreich: Das Paar hatte drei Söhne und sechs Töchter. Um den kranken Karl Jenewein, seines Zeichens „Landesoffizial“, müssen wir uns übrigens keine Sorgen machen. Er starb erst im Jänner 1917 „in betagtem Alter“.
8. März. Der gestrige Tag hatte einen Schneefall für heute zur Folge.
9. März, Sonntag.
Auch heute noch Regen, und Schnee liegt bis Weiherburg. Vormittags war ich beim academischen Gottesdienst; die Predigt behandelte die Dornenkrönung u. war sehr ansprechend. Unsere Hoffort, [Hoffart] unsern übertriebenen Putz, wollte der Herr sühnen, als er sich den Purpurmantel umgeben ließ.
10. März, Montag. Heute schnitten wir die neuen Kleidchen für die Hallerhauskinder zu u. begannen daran zu nähen.
11. März. Da jetzt in der Servitenkirche an der Kanzel repariert wird, entfiel seit einiger Zeit die 1/2 11 Uhr Messe, weshalb die lb. Tante Anna in der Pfarrkirche der 10 Uhr Messe beiwohnte. Ich holte sie also heute bei schönstem Wetter ab, da wir nacher einige Einkäufe zu besorgen hatten. In der Mariatheresienstraße begegnete uns die liebe Martha, welche mit der 10 Uhr Trambahn zu uns heraufgefahren war. Nachmittag hatten wir Mandolinestunde, Herr Fabiani gieng nachderselben, Martha jedoch übernachtete bei uns.
12. März, Mitwoch. Heute nähte die ganze Familie an den Pathenkleidern. Abends um 5 1/4 hr fuhr Martha nach Hause.
13. Heute war ein sehr schöner Tag; nichts Besonderes. Abends kam Herr Dr. Waldner u. erzählte uns, dass Herr Jenewein Carl schon seit längerer Zeit krank sei. (War gestern)
14. März, Freitag. Da gestern der l. Onkel Niki Herrn Jenewein besucht hatte, hatten wir heute allerlei für denselben zu bereiten: Aspie, Limoniensulze u. Biscuits.
Text: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1; Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-A-24513-207. Zur Geschichte der Servitenkirche, und den Umbauten dieser Zeit, siehe diesen Beitrag auf unserer Seite.
Hier geht es: Zum nächsten Eintrag (falls schon vorhanden), zum vorhergehenden Eintrag und zurück an den Beginn des Tagebuchs.