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8 Monate Anno 1902 (28)

8 Monate anno 1902 (28)

Das Wetter im Juni 1902 präsentierte sich regnerisch. Ein Trost, wenn man dieser Tage manchmal aus dem Fenster sieht. Ein Trost auch, wenn man vom schönen Wetter und den Wanderungen liest, da stellt sich doch die Freude auf den Frühling und Sommer ein! Wo sich wohl die von Marie erwähnte Waldmühle befand? Die Teufelsmühle kann es von der Route her eigentlich nicht sein und die hätte Marie wohl auch als solche benannt. Und eine weitere Lektion in Kulinarik gibt es auch wieder. Spagatkrapfen, heutzutage offenbar als steirische Spezialität bekannt.

11. Juni [1902]; Das Wetter war trüb u. kühl. Nachmittags giengen l. Tante Anna, Onkel Nicolaus und ich nach Tulfes, wählten jedoch nicht den gewöhnlichen Fahrweg, sondern jenen durch‘s Poltenthal, welcher längs des Lavierenbaches führt bis zur „Aschen des Glockenhofers. Vorbei giengs an einer trauten Waldmühle, deren bemooste Wände so niedlich aussahen; Helle Farnen ragten hinein in die schäumenden Wellen; wirklich zum Skitzieren! – Der nun folgende Aufstieg durch den jungen Birkwald war ebenfalls reizend, u. desgleichen die ganze Gegend, als wir am Plateau angekommen waren. Nur etwas wirkte störend; rechts lag nämlich der dieses Jahr den Flammen zum Opfer gefallende „Pfunerhof“; wir waren nämlich auf der Westseite von Tulfes; vor uns lag rechts das malerische Dörflein Rinn, zu dem der seit unserem letzten Hüttenaufstieg von Innsbruck aus mir bekannte schöne Fahrweg mit den Kirschbäumen führte, den gerade an dieser Stelle eine selten schöne Kapelle ziert. Selbe ist im Barockstil erbaut u. gemalt u. wurde im Jahre 16 — (glaub‘ ich) aus Dank zur Erettung von einer Krankheit von Tulfern erbaut. Wenn ich einmal mehr Zeit habe, werde ich sie eingehender besichtigen. – Wir wandten uns nun schnell zu den Häusern des wohlbekannten Dorfes u. sprachen beim Huisigen vor behufs Zaunausbesserung auf der Wetterburg. Dann kehrten wir beim „Neuwirt“ ein u. betrachteten das ländliche Treiben allhier, um alsbald über den altgewohnten Weg bei Prumor dem Volderwald zuzueilen.

12. Juni [1902], Donnerstag, Nichts Besonderes.

13.VI.1902. Nachmittags gieng der l. Onkel Nicolaus mit dem Schönwehrer Franz fischen. Um 9 Uhr wohnten l. Tante Anna u. ich um[sic!] Hall in der Franziskanerkirche der hl. Messe bei zu Ehren des hl. Antonius, dessen Fest ja heute ist.

15. Juni [1902], Samstag. Nichts Besonderes.

16. Juni [1902], Sonntag.

Morgens nahte ich mich den hl. Sakramenten u. frühstückte dann bei den lb. Tanten. Nach dem Gottesdienst gieng ich mit lb. Tante Anna u. Onkel Nicolaus nach Andlklaus bei ganz nettem Wetter. – Nachmittags kam die gute Frau Posch-Mutter mit ihren 3 Enkelkindern, bald darauf eine Schulcollegin Hermine v. Schmuck. Alle jausten hier. Gegen ½ 5 Uhr kam Martha mit ihrem Vater noch herüber, während schon etwas früher Hr. Carl Jenewein uns den 1. Besuch nach seiner Rückehr von Meran machte. Auch Pohl Anton u. Wilhelm Gogl saßen auf dem Balkon. Es war also heute ein sehr frequenter Tag! Nach 8 Uhr verabschiedeten sich Gäste von der Stadt.

17. Juni [1902], Montag. Regnerisch.

18. [Juni 1902] detto.

19. [Juni 1902] Detto!

20. Juni 1902, Donnerstag. Heute früh wanderte ich nach Hall, u. wohnte der 8 Uhr Messe bei. Nacher traf ich die liebe Tante Marie, mit welcher ich nach Hause gieng. Ich brachte ihnen einen Blumenstrauß und eine Bäckerei. Beim Spängler Felderer kaufte ich einen Model für „Spagatkrapfen“. Nun besuchte ich Louise Faistenberger u. entrichtet[e] ihr meine Glückwünsche z. Namenstag.

Text: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1 (Transkription: Katharina Schilling)

Bilder: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-PL-1704 (Blick auf „das malerische Dörflein“ Rinn, undatiert).

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Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. 9. Jänner, Sonntag. Bewölkt.
    Morgens nahte ich mich dem Internet, um mich an einer täglichen Dosis Stadtgeschichte zu berauschen u. frühstückte dann.

  2. Auch diesmal bin ich nachgewandert. Den abgebrannten Pfuner hat man wohl wieder aufgebaut. Eine so benannte Postautohaltestelle läßt dies vermuten, auch weil man Höfe wegen eines Brandschadens nicht aufgab.
    Die am Heimweg gelegene erwähnte Lokalität Prumor wird dem heutigen Barmor entsprechen.

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