100 Jahre Schiller

„Unter allen deutschen Dichtern ist keiner so allgemein verbreitet und gekannt und verehrt als Schiller. Alle Stände lesen und lieben ihn, in allen Familien sind seine Werke anzutreffen, und selbst der unbemittelte Student, der oft kaum zu leben hat, spart sich das Geld vom Munde ab, um einen Schiller zu kaufen und sich an den Schöpfungen des herrlichen Sängers zu begeistern.“

Innsbrucker Nachrichten, 14. November 1859

Ob Schiller heute noch dieselbe heißglühende Verehrung zu Teil wird ist vielleicht fraglich, aber 1859 war man auch in Innsbruck noch Feuer und Flamme für den Dichter. Anlässlich des 100. Geburtstags Schillers wurde in der Stadt eine große Feier abgehalten.

Viele von Schillers berühmten Werken kamen bald nach ihrer Mannheimer Premiere nach Innsbruck, noch lange bevor sie nach Wien oder in andere Städte der Habsburgermonarchie kamen. Das erste Stück Schillers, welches in Innsbruck aufgeführt wurde, war Die Verschwörung des Fiesco zu Genua, es war gleichzeitig die erste Aufführung des Stückes in Österreichs. Auch viele andere seiner Stücke, darunter Kabale und Liebe, Maria Stuart, Wilhelm Tell und Die Räuber. Letztere etwa feierten 1795 in Innsbruck Premiere, Jahrzehnte bevor das Wiener Publikum das Stück zum ersten Mal zu sehen bekam.

(Signatur: SammelA-292-04-1)

Die Säkularfeier begann am 09. November, also einen Tag vor dem eigentlichen Geburtstag, mit der Ouvertüre zu Fidelio und dem Schauspiel Friedrich Schiller oder die Karlsschüler von Heinrich Laube. Im Anschluss ging ein Fackelzug von Studenten der Universität von derselben bis zum Landesmuseum, wo das Lied Macht des Gesanges von Matthäus Nagiller gesungen wurde.

Am 10. November begann schließlich nach Mozarts Jupiter-Symphonie ein zwei Tage langer regelrechter Schiller Marathon – Die Räuber, Don Carlos, Der Gang nach dem Eisenhammer, Die Braut von Messina, Wallensteins Tod, Des Mädchens Klage, Maria Stuart, Die Jungfrau von Orleans, Die Künstler und zum Abschluss Wilhelm Tell.

(Signatur SammelA-292-01)