Zum Geburtstag…
…gibt’s ja normalerweise Geschenke. Was man einem Bilderblog zum 5. Geburtstag schenkt, könnten wir heute trefflich erörtern. Haben Sie Ideen dazu? Eine EDV-Spritze gegen diverse digitale Kinderkrankheiten? Eher nicht, das sollte schon seit geraumer Zeit erledigt sein. Und ein Blog mit fünf Jahren ist ja auch schon längst dem Kinderschuhen entwachsen. Ich bin mir nicht sicher wie man Menschen- in Webjahre umwandelt, aber ich stelle mir vor, dass ein Multiplikator im Bereich von 5 oder 10 sicher nahe herankommen wird? Genau wissen wird man es erst im Nachhinein. Neues Gewand? Aus meiner Sicht kein Bedarf, ich finde, er ist recht fesch anzuschauen. Physische Geschenke für einen Blog sind dagegen schwierig. Abgesehen davon, dass wir als Betreuende natürlich sehr vorsichtig sein müssen, unerlaubte Geschenkannahmen und so.
Deshalb machen wir es einfach umgekehrt: Wir schenken Ihnen etwas. Als kleines Goodie (Lootbag, wie das im Elternsprech bei Kindergeburtstagen heißt) gibt es bei unserer Geburtstagsfeier einige großformatige Abzüge aus der Sammlung Kreutz zur freien Entnahme. Eines davon ist das Titelbild des heutigen Beitrags, das in wenigen Monaten seinen 65. Geburtstag feiern wird. Dokumentiert ist hier die Ankunft des ersten von fünf Großraum-Triebwagen, der am 14. Juni 1960 per Tieflader zum Bergiselbahnhof gezogen und aus technischen Gründen zunächst nur auf der Linie 1 eingesetzt wurde.
Also machen Sie sich übermorgen Dienstag auf zu uns – ob per Straßenbahn, Tieflader, Fahrrad oder zu Fuß bleibt Ihnen selbst überlassen – und feiern Sie mit uns. Wir freuen uns über altbekannte und neue Gesichter, die wir zu Kaffee, Kuchen und dem ein oder anderen Saftl, Bier- oder Wein einladen dürfen. Eine kurze Anmeldung unter diesem Beitrag oder an post.stadtarchiv@innsbruck.gv.at ist aus organisatorischen Gründen gerne gesehen!
WANN: Dienstag, 25. März, ab 16 Uhr bis ca. 18.30
WO: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Badgasse 2, 2. OG Seminarraum (barrierefreier Zugang über den Innenhof bei der Claudiana
WAS PASSIERT: Gemütliches Zusammensein. Gerne dürfen Sie auch wieder Ihr liebstes Fotoalbum mitnehmen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-13570)
Ich werd mich am Dienstag mit eigenen Fotos rächen 🙂 .
Interessant auf diesem Bild wäre ja das mir völlig in Vergessenheit geratene alte Haus hinter dem Tyrler Neubau, schön niedrig mit Fensterläden, und vermutlich einer unverschlossenen Eingangstür, durch die man in einen Hof mit Aussicht auf das schöne alte Tor im Nachbarhof. Wenn es den Tyrler Neubau überhaupt überlebt hat. ( https://innsbruck-erinnert.at/das-kann-nicht-innsbruck-sein-xxix-eine-hilfestellung/ ).
Allerdings stiehlt der vom „Man kann nie wissen“ geplagte Wunderfitz allen historischen Betrachtungen die Show, wie er sich aus der Zugmaschine gelehnt den Kopf verrenkt, um das Hand breite Passieren der Obusleitung zu kontrollieren. Was wäre gewesen, wenn nicht? Feuerwehr, IVB und ein paar rote bis hochrote Ohren. Und der Kampf der Handbreite mit der Oberleitung setzte sich dann noch bis hinter den Mandelsberger Block fort, um bei der Konzertbrücke das nächste Herzklopfen zu generieren.
Die geneigte Windschutzscheibe der Straßenbahn wurde als absolute, geradezu futuristische, auf alle Fälle großstädtische Neuheit empfunden. Die erwähnten technischen Gründe der verzögerten Einführung bei der Dreier lag im Umstand, dass nur auf einer Seite so eine geneigte Scheibe vorhanden war. So als Umschreibung der Misere Wiltener Platzl (Das ECHTE Wiltener Platzl), dem man weit vorausschauend das Gleis zum Bergisel genommen hat.
Die Wahrnehmung der geneigten Windschutzscheibe – so etwas wie ein Signature-Feature der DÜWAG-Triebwagen des Typs „Bonn“ – ist ein sehr interessantes Detail zur damaligen Rezeption der Neufahrzeuge. So kann Design wirken. Das scheint jedenfalls ein echter Hingucker gewesen zu sein, die Köpfe aller(!) Passant:innen auf dem Foto sind in Richtung Straßenbahn gedreht. Bei der ersten Testfahrt des ersten Flexity Outlook habe ich diesen Effekt selber gesehen.
Tatsächlich hat man auf der Dreier schon 20 Jahre davor die erste Umkehrschleife eröffnet (Rudof-Greinz-Straße, Oktober 1941, u.a. hier diskutiert: https://innsbruck-erinnert.at/raritaeten-aus-der-sammlung-kreutz-xxii/), weil eigentlich weitere „Mailänder“ in Einrichtungsausführung kommen hätten sollen, die dann aber in Belgrad gelandet sind, wo sie auch hingehörten. Nachdem die Fuhrparkerneuerung mit Einrichtungs-Großraumwagen dann 20 Jahre lang hinausgeschoben wurde und weiterhin Beiwagenzüge eingesetzt wurden, stagnierte auch der Bau von Umkehrschleifen.
Auch für den Wiltener Platz hat es Schleifenpläne gegeben in Form von zwei Varianten von Blockumfahrungen, 1964 war aber die Autofahrerei schon längst chronifiziert und gerade sehr progredient, so dass stattdessen das Straßenbahnnetz (mal wieder) einfach verkleinert wurde.
Kurz davor stand das Prachtstück noch auf einem Spezialwaggon der Wiener Lohnerwerke: https://postimg.cc/47dbszgn (ITM#28 eigene Slg. und Bearbeitung , Foto K. Pfeiffer).
Man beachte die seitlichen Zielanzeiger („Brosebänder“), die offenbar schon fertig mitgeliefert wurden und hier den Linienverlauf der Linie 1 zeigen.
In Innsbruck angeliefert wurde der erste vierachsige Lohner-Triebwagen laut „Kreutz“ am 14. Juni 1960; dieses Foto muss kurz davor entstanden sein, das Artikelfoto muss demnach vom 14. Juni 1960 sein. Es war der erste Wagen der neuen Fahrzeuggeneration „DÜWAG“, deren in Innsbruck sechs verschiedene Fahrzeugtypen den Straßenbahnfuhrpark und damit auch das Stadtbild bis 2007, also satte 47 Jahre lang geprägt haben.
Was mir nicht ganz klar ist, ist der Grund dafür, dass dieser Spezialtransport den Marktplatz passiert. Der Umladebahnhof der Straßenbahn am Westbahnhof war da zwar schon seit einigen Jahren plattgemacht, aber dort müsste es eigentlich auch Möglichkeiten zum Entladen gegeben haben – der Weg zum Bergisel wäre von dort so kurz gewesen, dass bei der Anlieferung der Fahrzeuge aus Hagen 20 Jahre später sogar schnell ein provisorisches Gleis verlegt wurde.
Andererseits waren die sechsachsigen Lohner-Wagen einige Jahre später in der Logistikzone ausgeladen und von dort über die Linie 4 ins Stadtnetz geschleppt worden – vielleicht kam dieser Spezialtransporter auch von dort.
Wenn irgendwo der Lugger herumstehen tät, könnt ich mir ja den Umweg durch die Stadt erklären.
Danke für den Begriff Brosebänder. So kann man also auch in die Geschichte eingehen. Ich erinnere mich noch gut an das Handkurbele zum „up and down scrollen“ der Fahrzielinfo, ein Fortschritt gegenüber den unbeleuchteten Wendetafeln. Blieb noch lange der Standard.
Der Lugger wollte die Straßenbahn doch loswerden, den hätte das nicht interessiert.
Ja, das musste von Hand gekurbelt werden, trotz dreier verschiedener Fahrzeuglängen immer zwei Stück pro Wagen auf der in Fahrtrichtung rechten Seite. Die Handkurbelei war vermutlich der Grund dafür, dass es immer nur zwei waren. In Wien kamen die Brosebänder zwar erst ein Jahrzehnt später, dafür aber gleich elektrisch vom Fahrer:innenplatz aus gesteuert.
Die unbeleuchteten Stecktafeln als seitliche Zielanzeigen kamen dann nochmal wieder, bei den gebrauchten Straßenbahnen aus Hagen, die nie mit Rollbandkästen nachgerüstet wurden.
Inzwischen haben sämtliche noch rollenden ehemaligen Innsbrucker DÜWAG- und Lohner-Straßenbahnen auch nur noch (etwas grindige) LED-Anzeigen, so wie hier Triebwagen Nr. 77: https://arad.stfp.net/DataA/T/6/77-16-Dv:1.jpg
1960 existierte der Südring und Autobahn noch nicht, daher kam man von Osten mit dem Auto über die Bundstraße hier an. Alternativ wäre nur die Fahrt über die Reichenauerstraße möglich gewesen…dann aber ziemlich verzwickt durch Pradl odfer Dreiheiligen.
Wäre interessant die zulässigen Routen für die Culemeyer-Transporte zu recherchieren. Ich nehme an, dassdas Umladen der Straßenbahn in Thaur erfolgte.
Naja, die Frage ist doch, warum man mit dem Eisenbahntieflader nicht bis zum Westbahnhof gefahren ist.
Man kann jetzt natürlich genüßlich raten, welcher Teil der österreichischen Seele der Grund für die Spazierfahrt war. Wahrscheinlich traf das Eintreffen der Straßenbahn für die Bundesbahn derart überraschend, dass sie nur den Straßentransport (der Saurer gehörte ja der ÖBB) anbieten konnte. Oder Amtssturheit: Die Gewerkschaft hat durchgesetzt, dass Straßenrollertransporte unter einem Kilometer (Westbhf – Bergisel Bhf = 700 m) durch eine zu schnelle Abfolge von Be- und Entladen gesundheitlich und seelisch nicht zumutbar wäre.
In Wahrheit war’s wohl so: Das Thaurer Spezialgleis war (wegen der nahen Zollfreizone) vorhanden und – es war halt schlicht und einfach technisch möglich. Mit und ohne Lugger 😉 .
So gerne ich auch die auf einem Amtsschimmel reitende österreichische Seele dafür verantwortlich machen würde, würde ich doch eher vermuten, dass es dafür handfeste technische Gründe gegeben haben muss. Ich weiß nur nicht welche. Das kleine Industriegebiet hinter dem Westbahnhof hatte laut Luftbild schon 1940 jede Menge Anschlussbahngleise, selbst wenn der Umladebahnhof der Straßenbahn 1960 nicht mehr zur Verfügung stand. Kann es vielleicht sein, dass dort 1960 noch Kriegsschäden waren? Trotzdem schwer vorstellbar, dass es in dem ganzen großen Gelände des Westbahnhofs und seinem Umfeld keine Möglichkeit zum Ab- bzw. Umladen gegeben haben soll. Selbst auf der Nordseite befanden und befinden sich Ausziehgleise und Anschlussbahnen.
Oder kann ich mir nur einfach nicht vorstellen, dass man sowas auch absichtlich ineffizient handhaben konnte?
Vielleicht eine irrtümliche Planung, Lieferung nur bis Thaur weil dort sonst immer umgeladen wurde, wenn auch keine Straßenbahn. Und dort ist die Einser dann gestanden wie bestellt und nicht abgeholt.. und dann kann der Tieflader nicht ewig warten, bis der Westbahnhof adaptiert ist, Und dort hat man gar nichts gewußt, und damals schon die Frage; Wer ist verantwortlich, wenn mit einem zusammengehudelten Provisorium ein Hoppala passiert? Also über die Straße, tun mir nit lang. Und ein Foto vom Nosko Kaffee war auch noch drin.