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Wie Man Hitler Entsorgt

Wie man Hitler entsorgt

Natürlich würden wir uns freuen, wenn Sie die nächsten Tage dazu nützen könnten, endlich entweder unsere Gasthäuser-Ausstellung oder jetzt aber wirklich die Andreas Hofer-Ausstellung zu besuchen. Sollten Sie überraschender Weise in Wien weilen, eine Empfehlung: „Wie man Hitler entsorgt“ heißt die neue Ausstellung im hdgö, und das Thema kommt uns im Stadtarchiv mehr als bekannt vor.

Auf den Flohmärkten mittlerweile offiziell verboten, üben Gegenstände und Bilder mit Hakenkreuzen und/oder anderen Insignien der selbsternannten Eliten der Verbrecherbande NSDAP eine magische Anziehungskraft auf Sammler aus (mir persönlich ist noch keine Sammlerin untergekommen). Entstehungsgeschichte, Kontext, Autorenschaft, das ist alles nicht so wichtig, Hauptsache Nazizeit und im besten Fall in Farbe. Beim Versuch, solche Gegenstände und Bilder Archiven anzubieten, wird gelegentlich das Einvernehmen hergestellt: Vom Fach? Nein, natürlich alles nicht politisch gemeint, aber… hier hätte man noch ein besonderes Stück mit Hofer, Hitler, Göring, Göbbels und dazu Eva Braun, die auf dem Tisch tanzt.

Bitte nicht falsch zu verstehen: Wir interessieren uns sehr für Innsbrucker Nachlässe, private Briefe, Fotoalben etc aus dieser Zeit… aber nicht weil, sondern obwohl das Material Propaganda für ein menschenverachtendes System enthalten kann. Es gibt bei den Amateuren wie den Profis eine interessante Begleiterscheinung, was Bilder von Hitler in Innsbruck betrifft. Gebeutelt von der Bedeutung der Stunde und der Magie des Augenblicks, ist es den wenigsten gelungen, auch nur ein einziges scharfes Foto des Führers zu machen. Entweder war er – wie beim Titelbild von Jörg Thien – selber in Bewegung oder der Fotograf zitterte den tremor teutonicus und ganze Serien von Bildern im Stadtarchiv eint nur der schlecht gewählte Ausschnitt und das Verwackeln der Aufnahmen.

update November 2023: Zu unserer großen Freude ist die Ausstellung bis Mai 2024 im Stadtmuseum zu sehen.

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare
  1. Im Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek gibt es mehrere interessante und seltene Aufnahmen, welche an den Aufenthalt Hitlers 1938 in Innsbruck erinnern. U.a. dieses Fotos wie er im Sitzungssaal des Alten Landhaus begrüßt wird, man verspürt direkt eine unheimliche Aura:
    https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/metaopac/search?id=bildarchiv38444&View=bildarchiv

    Als angehender Politiker hielt Hitler bereits am 29.9.1920 in den Innsbrucker Stadtsälen eine Rede.

    1. Das gesuchte Haus ist, für Bewohner des Ortsteils Wilten und der angrenzenden Straßen leicht zu erkennen, dasjenige der Arbeiterkammer 😉

      PS: Wir sind *nicht* auf der Suche nach mehr oder scharfen Bildern des Hitler-Besichs in Innsbruck, im Stadtarchiv haben wir buchstäblich Stapel davon.

      1. Ach, die Arbeiterkammer ist das! Obwohl ich jeden Tag an diesem Haus vorbeigehen, hätte ich es auf Grund der „Maskierung“ nicht erkannt. Vielen Dank für die Lokalisierung, lieber Herr Hofinger!

  2. In den Innsbrucker Nachrichten vom 6. April 1938 findet sich auf Seite 4 eine Textpassage, welche exakt zum Foto des Beitrags passt und die damalige Situation schildert:

    „Das Rollen eines Zuges auf dem Bahnviadukt, wie ein Lauffeuer
    geht es durch die Massen, der „Führer“ kommt! Tausende
    Arms strecken sich zum deutschen Gruß, Jubel bricht aus, und
    wirklich – der Führer zeigt sich an einem Wagenfenster und grüßt,
    freundlich lächelnd, die ersten Innsbrucker, die ihm huldigen.
    Es ist wenige Minuten vor acht Uhr, die Spannung wächst
    ungeheuerlich.“

    Demnach war es wohl gegen 8 Uhr morgens am 5. April 1938, als das Titelfoto aufgenommen wurde!

  3. Hat jemand eine Idee, an welchen Häusern der Hitlerzug gerade vorbeifährt?

    Das Haus mit dem Walmdach könnte in der Kapuzinergasse Ecke Kohlstattgasse gestanden haben, siehe Luftbild von 1940.
    Der Standort des Fotografen wäre dann wohl der 1. Stock eines Hauses, das es heute nicht mehr gibt.

    1. Ein eher düsterer Septembertag?Jaaa, dann fährt dieser Zug tatsächlich gerade über den Viaduktbogen „Numero quarantadue“.
      Wie war das Wetter damals? Ein eher düsterer Septembertag?

      1. ….ich meine, bei jenem 2. Besuch – denn an diesen Tag habe ich eine entsprechende Erinnerung – es hieß, der Führer würde durch die Maximilianstraße fahren – meine Mutter stellte mir einen Stuhl ans östliche Erkerfenster – es war alles grau, trostlos, die Straße menschenleer, kein Verkehr – dann fuhr ein einzelnes schwarzes geschlossenes Auto Richtung Klinik – dann die Mama „Das könnt er g’wesn sein…“

  4. Ok., das pompöse Gauhauptreichspotzblitzgebäude hätte man mit einwenig Kleinarbeit noch finden können. Ich biss mir aber zunächst die Zähne am unmittelbaren Hintergrund des Zuges aus. Das Foto ist jedenfalls von einem Haus der Etzelstraße aus gemacht worden, die Bergkulisse zeigt mit Fotobearbeitung den Glungezer mit Nebenbauten, rechts steigt zum abgeschnittenen Patscherkofel an.
    Erst die Luftbildkrücke identifizierte die Adresse des Hauses mit dem Walmdach als Kapuzinergasse 10. Der Fotograf hat sich dann im Eckhaus Kapuzinerstr. 8 und Etzelstraße befunden. Mit herumtriangulieren müßte man sogar das Fenster eingrenzen können. Aber dieser Aufwand ist mir die Sache denn doch nicht wert.

    Ursprünglich muß auch ein Plan bestanden haben, daß Hitler mit dem Flugzeug in der Reichenau einschweben sollte. Ich kann mich nämlich an eine Ausstellung im Stadtarchiv erinnern, in der ein paar Projektzeichnungen von der Beflaggung des Flughafens und der Straßen von der Reichenau in die Stadt gezeigt worden sind. Warum doch nichts draus geworden ist? Entweder generelle Bedenken bezüglich des kleinen Landeplatzes (es gibt aber ein Foto von der Landung Seyß-Inquarts mit einer Ju-52, die Hitler auch benutzt hätte) oder man verzichtete auf Grund der Unverhersehbarkeit des Wetters auf die kostspielige Umsetzung der Beflaggungspläne und damit auf den Flug.

    1. Ja, von der Landung Seyß-Inquarts gibt es Fotos am Flugfeld Reichenau. Ein Foto ist in der Nationalbibliothek und zeigt Seyß-Inquart mit dem Gauwahlleiter Christoph am 3. April 1938, also kurz vor dem Hitlerbesuch, man sieht gut das Flugzeug im Hintergrund:
      https://digital.onb.ac.at/rep/osd/?10E5BB01

      Dieser Edmund Christoph war jener, welcher später die Villa des tragischen Pogromopfers Richard Graubart in Beschlag nahm. Eine sehr traurige Geschichte….

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