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Welzenbacher Goes To Hollywood

Welzenbacher goes to Hollywood

Diesen Blick von Innsbruck gegen Norden haben wir hier in unserem Blog schon in vielen Bildern, Rätseln und Kleinserien gebracht. Ganz so aber noch nie. Richard Müller hat eine Blick-Schneise genützt und gleich die neue Blickachse festgehalten; mit zwei posierenden Bikern im Vordergrund, deren Kennzeichen EI 7141 (auch gelegentlich E1741 gelesen) und EII 645 (bzw E2645 oder E11645) wir noch nicht identifizieren können. Unten am Hang vorne die relativ neu angelegten Gärten der Wiesengassen-Häuser. Dahinter natürlich St. Bartlmä und der Oberhammer. Zum ersten Mal so deutlich zu sehen die in die Wiltener Stiftsmauer geschlagene Gleis-Bresche für die Schlosserei.

Hinten bleibt es an diesem März- oder Apriltag sehr klar und scharf. Zunächst das industrielle Wilten samt großer Ruine neben dem Schindler-Block in der Karmelitergasse. Das kann eigentlich nur die spektakulär abgebrannte Colli-Fabrik sein, was die Aufnahme auf nach Mai 1922 datieren würde. Hugo Schindler spendierte ja aus Dankbarkeit den Feuerwehren eine Million Kronen – es war zugegeben Inflationszeit – für eine Motorspritze (hier schon von Herrn Auer in den Kommentaren erwähnt).

Das Bild kann im Hintergrund als Höttinger Architekturgeschichte-Panorama von der Villa Blanka bis nach Allerheiligen bestaunt werden. Im Vordergrund wurde im Neurauthgassenviertel und Frauenanger recht ambitioniert gebaut bzw wirken die Häuser frisch bewohnt, was ab etwa 1924/1925 der Fall war. Auch das viel später als Café Snooker legendäre alte Wächterhaus der Südbahn ist schön getroffen. Am linken Sillufer wird offenbar trotz des vielen Schnees auf den Bergen bereits gegartelt.

Der Begriff Colli-Ruine wurde im Laufe der Zeit ein stehender Ortsbegriff, da man sich über 10 Jahre nicht auf die Abtragung einigen konnte. Erst die Höttinger Nudl 1933 berichtete vom Abriss der unfreiwilligen Ikone des abgebrannten Europa. Also ist das Bild spätestens im Frühling 1932 entstanden.

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare
    1. Ich würde sagen ja. Klar außerhalb der Ligusterhecke des Hauses ganz rechts wirft eine Struktur ihren Schatten auf den Weg. Vielleicht kein Schokoladeblick aber eine valide Open-Source-Intelligence Notlösung.

  1. Also ein kleines Haus ist das sicher, sogar mit Kamin. https://postimg.cc/0zFQbg7h

    Was auch noch auffällt, ist ein mit einem Zaun gegen die Straße abgegrenzter Zugang (mit einem Kreuz), der sich, allerdings schon zunehmend verwachsen, im rechten Winkel in Richtung Sill fortsetzt.

    https://postimg.cc/TKWg3JZ2

    Entschuldigung für die Themaabschweifung oder Überhöhung. Deshalb, damit nicht noch ein Kommentareintrag hinzu kommt, noch eine Frage zur Colliruine. Den in der Höttinger Nudl angeführten Begriff „Hurrageistfabrik“ versteh ich zwar jnhaltlich, kann aber keinen Zusammenhang mit der Kunsttischlerruine finden. Der dort ebenfalls abgebrannte Max Ritter von Esterle kann mit seinen stillen Landschaften bis heute nicht damit gemeint sein.

  2. Für mich ist die gesamte Aufnahme ein Schokoladeblick – danke Herr Hofinger!
    Auch Ihnen, Herr Hirsch, dankeschön für die bearbeiteten „Akzis-nitschowieder“ Bilder! Ich habe schon damit gerechnet, dass Sie auf diesen Zug aufspringen würden, als ich heute Vormittag den Beitrag sah, war selber auch in Versuchung.

    Ich hoffte zunächst auf eine Datierunghilfe über die Kennzeichen (ab April 1939 „TV“ statt „E“), aber da ist „Frühling 1932“ mit dem Hinweis auf den Höttinger-Nudl-Bericht schon um 7 Jahre näher dran. Die Nummerntafel-Farbe hilft auch nicht weiter, da die rechte für mich nach schwarzer Schrift auf weißem Grund aussieht und die linke nach weißer Schrift auf schwarzem Grund, was natürlich nicht sein kann. Es sei denn, es hätte eine Übergangsfrist nach der gesetzlichen Umstellung gegeben, für deren Dauer beide Farbkombinationen erlaubt waren. Viel eher habe aber ich hier keinen Schokoladeblick, vermutlich scheint die Sonne etwas ungünstig auf die Blechtafeln. Wenn allerdings beide Kennzeichen mit weiß auf schwarz …

  3. Ganz links wird gerade ein Haus fertiggestellt, welches dem Stil nach nicht mehr zur Reihe der Mehrparteienhäuser der Wiesengasse gehört. Es wurde in den 70ern anläßlich des Autobahnbaues schon wieder abgerissen.

    Zwischen 1920 und 1930 gibt es online keine Stadtpläne. 1930 ist das Haus dann auf dem Stadtplan zu sehen. Aber so gescheit waren wir bis jetzt fast auch schon. Gibt es denn keine andere Baustelle oder wenigstens Datum einschränkendes Bauwerk?

    Das Motorrad mit der Nummer E II 645 (E Tirol, Nummer IMMER dreistellig, ab 999 geht es mit vorgestellter römischer Ziffer bis I 999 und II 999 weiter.) könnte eine Diamant sein. Motoranordnung, Auspuffverlauf, Getriebeblock sieht dieser Marke ähnlich. Diamant Motorräder gibt es seit 1926. http://www.classic-motorrad.de/forum/index.php?attachment/14761-k%C3%BChne-2-jpg/
    Also Bauzeit des Hauses einkalkuliert 1926 bis 1929. Wenn jemand das Baujahr des Hauses herausfindet wissen wir es janz jenau.

    Zur Maria Hilf Kapelle: Man sieht ein kleines Stück der Mauer.

    1. Gut gesehen! Das Haus Wiesengasse 2 erscheint 1927 erstmals im Adressbuch. Das würde auf einen Bezug 1926 hinweisen (Redaktionsschluss war immer im Jahr davor).

  4. Welzenbach / Bachwelzner ließ mir kein Ruhe. Ich nehme an der Zeitungsausschnitt datiert auf einen 1.4. und spielt auf den Neubau des Adambräu an.

    1. Der Ausschnitt ist aus der Höttinger Nudl (in der ja immer Fasching und erster April zugleich ist). Die Anspielung muss sich auf die Schindler’sche Branntwein-Brennerei nebenan in der Karmelitergasse beziehen, der von der Feuerwehr beim Großbrand gerettet worden war, wofür Hugo Schindler dieser eine Motorspritze spendierte.

  5. Schade, dass es bei diesem herrlichen Bild keine Zoom Möglichkeit gibt, dann könnte man die beiden Motorräder besser erkennen. Die rechte Maschine könnte eine Moto – Guzzi sein … nicht zuletzt wegen der schrägen Schaltkulisse auf der rechten Tankseite.

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