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Weltmarktführer Aus Der Müllerstraße

Weltmarktführer aus der Müllerstraße

In der Müllerstraße wurde stets innovativ gewerkt, nicht nur in der vor über 160 Jahren errichteten Tiroler Glasmalerei- und Mosaik-Anstalt sondern auch im Hinterhof der nach außen unauffälligen Häuser Nummer 14 und 16 ein paar Schritte weiter. Dort befand sich ab den 1950er Jahren die Ideenschmiede des Erfinders Dr. Walter Kofler, promovierter Physiker und seit Jugendtagen begeisterter Skifahrer, in Innsbruck geborener drittes Kind des Akademiker-Ehepaares Dr. med., Mag. pharm. und Dr. phil. Ludwig Kofler aus Dornbirn und Dr. Adelheid geb. Schaschek.
Das in der Müllerstraße ersonnene Produkt, das 10 Jahre den kompletten Skimarkt in Alleinstellung beherrschte, war der KOFIX-Belag. Dieser stellte den bis dahin verwendeten Zelluloid-Belag völlig in der Schatten – Zelluloid ist leicht brennbar und verband sich nicht dauerhaft mit den Ski-Wachsen. Der von Kofler patentierte neue „Laufflächenbelag aus gewebekaschiertem Polyäthylen“ machte nun mit einem komplexen chemisch-mechanischen Kniff erstmalig die Verbindung Ski&Belag zu einer dank des Stoffträgers fix verleimbaren Einheit. Der Belag war widerstandsfähig und vor allem eines: Sauschnell.
In seinen Werbebroschüren berichtet Kofler, wie sich in Medaillenspiegel und Ergebnislisten geradezu ausschließlich KOFIX Beläge wiederfanden (21 Herren in Kitzbühel unter den ersten 20, würde Dirk Stermann sagen; ob das Titelbild zu diesem Beitrag von Paul Flora gezeichnet wurde, möge die Kunstgeschichte entscheiden). Ein Slogan lautete „Machst Du KOFIX unten drauf, gehts sogar im Schuss bergauf!“
In einem Gespräch für die zur Tiroler Skierzeugungsgeschichte ausführlich berichtende Diplomarbeit von Renate Felkel aus dem Jahr 2000 erzählt Walter Kofler auch, wie er von den Skiherstellern aus dem Markt gedrängt wurde. So weigerten sich die großen Marken irgendwann, mit ihm gemeinsam auf Messen zu gehen, was dort zur Ausladung Koflers führte. Auch die ÖSV-Zeitung nahm keine Annoncen mehr von KOFIX an, weil seine Kunden drohten sonst ihrerseits nicht mehr zu inserieren. Letztendlich wurden mit P-TEX und  FASTEX technisch unterlegene bzw identische (so Kofler) Alternativprodukte entwickelt, die unter anderem in der InterBA Fabrik Albert Baders in Neu-Rum von bis zu 130 Mitarbeiter*innen erzeugt und an die großen Skimarken geliefert wurden. KOFIX verschwand vom Markt.

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