W wie Weibermühle – Das Tiroler Fasnachts-Lexikon (Teil IX)
Für den heutigen Beitrag müssen wir in keine weit entfernte Tiroler Gemeinde reisen, sondern nur in den benachbarten Stadtteil. Anlässlich der Fasnacht 1930 fuhr die Höttinger Altweibermühle durch die Straßen und zog gemeinsam mit anderen Umzugswägen eine schaulustige Menge an. Festgehalten wurde der Moment mit einer Stereokamera.
„Nur ein Mühlensprung und du bist wieder jung!“ Mit diesem Slogan warb die Weibermühle für ihre Dienstleistungen. Erste Überlieferungen der Mühle stammen aus dem 17. Jahrhundert, wobei das Fasnachtssingspiel „Die Weibermühle von Tripstrill“ vom schwäbischen Lehrer Georg Anton Bredelin (1752-1814) eine der bekanntesten Quellen ist. Es ist das älteste derzeit noch aufgeführte Faschingsschauspiel. Für den Tiroler Raum wissen wir, dass die Weibermühle seit dem 19. Jahrhundert zum Fasnachtsbrauchtum gehört. Früher waren es Pferdekutschen, die den Wagen durch das Dorf zogen. Heute erledigt das in der Regel ein Traktor.
Die Altweibermühe ist eine Variation des Jungbrunnen-Motivs. Auf „magische“ Art und Weise werden alte Frauen – alle Figuren werden von Männern verkörpert – in junge adrette Damen verwandelt. Die Seniorinnen haben an und für sich nichts gegen ihr Aussehen, allerdings können ihre Ehemänner nicht mit dem natürlichen Alterungsprozess ihrer Liebsten umgehen. Sie sind diejenigen, die die Frauen zur Mühle bringen und den Müllern zur „Verarbeitung“ übergeben. Die Müller stopfen die „Weiber“ in den Mühlenschacht, woraufhin die Mühle manuell in Betrieb genommen wird. Erfreut vom neuen Aussehen, nehmen die Männer ihre Ehefrauen wieder in Empfang und teilen ihr Glück lautstark mit dem Publikum.
Die Weibermühle ist ein fixer Bestandteil vieler Tiroler Faschingsumzüge, unter anderem in Axams, Hötting oder Absam. Aber auch in Mittenwald und beim Traminer Egetmann in Südtirol ist der Wagen zu sehen.
(Foto: Stadtarchiv Innsbruck, KR-PL-K-640-0-0-0)
Auf welches aviatische Ereignis der fast schon flugfähige Doppeldecker der nächsten oder vorigen Nummer Bezug genommen hat? Die spektakulären Bruchlandungen Udets 1925 und der Rundflugmaschine „Tirol“ 1927, aber auch die Einstellung der Versorgungsflüge aus der Luft 1928 lagen zeitlich vom Umzug 1930 zu weit entfernt. Oder war das nur ungefähr 1930? Die Aufhängung auf einem Gerüst läßt vermuten, daß der Möchtegern Flieger mit einigen Kapriolen zu Lachstürmen reizte.
Kurz und erfolglos über die Position des Fasnachtsumzugs nachgedacht, hoffe ich auf einen ortskundigen Höttinger, der das mit einem Blick erkennt.
Das Viech am Wirtshaus Schild dünkt mir ein Gaul zu sein. Das Rössl steht aber weder in der Altstadt noch in der Au. Gab’s weitere oder ists am End gar kein Wirt ?
Ohne Rössl erinnert es mich an die Gegend von der Eiche bzw. dem Engl in St.Nikolaus.