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Von Besen, Bääsaln Und Beselen

Von Besen, Bääsaln und Beselen

Vor einiger Zeit erreichte uns – und das Referat Grünanlagen – eine spannende Anfrage: Ob wir Auskunft darüber geben könnten, „warum der Beselepark in Wilten seinen Namen hat“?

Und so begaben wir uns auf die Suche nach den Ursprüngen dieser Sport- und Grünfläche. Das ist gar nicht so einfach, weil sich topografische Benennungen oft allmählich im Volksmund entwickeln und erst später dokumentiert sind. Bei den Straßennamen ist dies mittlerweile meist recht gut aufgearbeitet, für andere Bereiche, etwa Denkmäler oder Grünflächen sieht es zum Teil ganz anders aus.

Eine erste Recherche zeigt zum Beispiel, dass der Begriff „Beselepark“ in den Zeitungen ab Mitte der 1920er-Jahre durchaus gebräuchlich war, manchmal mit dem Zusatz, dass damit der „Park hinter dem städtischen Friedhof“ gemeint sei. In Stadtplänen, wie wir sie auf unserer Seite haben, dieser Zeit sind aber kleinere Parks nicht eingezeichnet oder benannt. Der Park gehörte übrigens dem Stift Wilten, 1926 wurde aber vereinbart, dass der Grund für eine allfällige Friedhofserweiterung zur Verfügung gestellt würde, „falls die Stadt einen anderen Grund als Ersatz der öffentlichen Parkanlage einrichtet.“ (IN, 26. Juni 1926, S.6) Verbindet man den Namen „Besele“ heute vor allem auch mit (Fußball)Sport, war dies früher anders.

„[A]ls ‚Besenpark‘ wurde noch vor 30 Jahren bloß die Gartenanlage, zwischen dem Westfriedhof und dem heutigen Sportplatz gelegen, bezeichnet“, schrieb Wilhelm Eppacher 1953 in einem kurzen Abriss über die 1924 errichteten Sportanlage. Diese trug seit 1933 im Übrigen die offizielle Bezeichnung „Sportplatz Wilten-West“, werde aber „von dem größten Teil der Innsbrucker noch heute mit Vorliebe ‚Besele-Sportplatz‘ genannt,“ so Eppacher. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Aber weiter zur eigentlichen Frage nach den Ursprüngen von Park und Namen: Auf anno.at konnte ich den „Besenpark“ erstmals in der Berichterstattung über die Sitzung des Innsbrucker Gemeinderats vom 27. April 1911 finden, wo die Aufstellung von Sitzbänken beantragt wurde. Daraus geht einerseits hervor, dass die Anlage zu diesem Zeitpunkt schon länger bestand und von der Stadt gepflegt wurde. Andererseits war sie namentlich offenbar bereits so bekannt, dass der Allgemeiner Tiroler Anzeiger überhaupt keine nähere Erläuterung zu ihrem Strandort gab, während der Bote für Tirol genau so formulierte, wie es später in den 1920er-Jahren der Fall sein sollte, nämlich vom „sogenannten Besenpark hinter dem neuen städt. Friedhofe“.

Und der Name? Ich hätte ja anfangs spontan gemutmaßt, ob sich vielleicht in der Nähe einmal ein ähnlich lautender Gast- oder Bauernhof befand. Schließlich gibt es im Deutschen Familiennamen wie „Beseler“, die einem die Online-Suche im anno erschweren. Solche Hinweise fanden sich nicht. Hingegen kennt die „Wörterliste des Wiener Fußballerjargons“ den „Besenpark“, beziehungsweise Wienerisch „Bääsalbaagh“: „‘Beserl (=kleiner Besen)park, der‘: kleine Parkanlage, oft mit einem ‚Käfig‘“. Auch der Wiener Stadtpark wurde im 19. Jahrhunderts mitunter scherzhaft als Besenpark bezeichnet. (Neues Wiener Tagblatt, 26. Juli 1888, S. 3) Es scheint also am naheliegendsten, dass sich die Namensgebung des Innsbrucker Besenparks bzw. Beseleparks hiervon ableitet.

Aber wann und wie es genau dazu gekommen ist, das liegt noch im Dunkeln. Kann jemand aus der geschätzten Leser:innenschaft dem etwas hinzufügen? Und für diejenigen, die sich lieber mit Bilderrätseln als mit Sprachrätseln beschäftigen: Aus welcher Zeit datiert denn wohl die obige Aufnahme aus dem Bereich des Besele?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-12143)

Dieser Beitrag hat 16 Kommentare
  1. Beselepark bedeutet das gleiche wie Beserlpark auf Tirolerisch. Ein äquivalentes Begriffspaar sozusagen.
    Zum Begriff „Beserlpark“ gibt es sogar einen eigenen Wikipedia-Artikel, welcher sehr informativ ist:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Beserlpark

    Beserlpark ist demnach in Wien eine scherzhafte Bezeichnung für eine „kleine kümmerliche Parkanlage“.
    Für die Herkunft des Wortes „Beserl“ gibt es 2 verschiedene Theorien:
    – Beserl = verkümmerte Sträucher oder Bäume
    – Beserl = laut dem Wörterbuch der Gaunersprache aus dem Jahr 1922 eine Bezeichnung für Geheimprostituierte oder leichtsinniges Weib. Ein Beserlpark wäre demnach eine öffentliche Parkanlage, in welcher ebensolche Personen ihr nächtliches Gewerbe ausüben. In Wien waren im 19. Jahrhundert manche Parks offenbar Tummelplatz für derartige „Beserln“. Inwieweit diese Namensdeutung für Innsbruck zutrifft, dürfte erst wenig erforscht sein.

  2. Das Wort „Beserlpark“ findet sich in den Zeitungsarchiven erstmals 1869.
    Diese erste Erwähnung des Ur-Beserlparks untermauert die Herleitung des Namens vom ehemals kümmerlichen Zustand der Grünanlagen:

    „Und was Pflege und Schutz vermag, davon liefert
    der Stadtpark den lebendigsten Beweis. Wer hätte gedacht,
    daß an Stelle des dürren, vertrockneten Wasserglacis in so
    kurzer Zeit ein frischer, saftig grüner Park entstehen könne,
    der für die Zukunft zu den schönsten Hoffnungen berechtigt.
    Wer hätte geglaubt, daß der berühmte „Beserlpark“ sich
    doch so schnell herauswachsen würde?“
    https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=18690830&query=%22beserlpark%22&ref=anno-search&seite=9

  3. Die früheste Erwähnung des Beseleparks datiert vom Jahre 1908.

    In den Innsbrucker Nachrichten heißt es:

    „Welch dringendes Bedürfnis nach einer grö-
    ßeren, öffentlichen Anlage in dieser Gegend
    vorhanden ist, zeigt der große Zulauf, den der
    höchst primitive „Beserlpark“ hinter der Fried-
    hofmauer ausweist. An den herrlichen, sonnigen
    Nachmittagstagen dieses Herbstes wimmelte es
    dort vor Kindern jeden Alters und es ist ein
    Vergnügen, sie da herumtummeln zu sehen.
    Doch für die Begleitung findet sich kaum genügend
    Sitzgelegenheit vor und viele müssen sich auf
    den Rasen niederlassen oder auf mitgebrachten
    Feldstühlen sitzen, so daß sich das Ganze förm-
    lich wie ein kleines Feldlager ansieht.“
    https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19081113&query=%22beserlpark%22&ref=anno-search&seite=6

  4. Dieser Artikel von 1908 passt perfekt zum Bericht von 1911, als dann 3 Jahre später die Aufstellung von Sitzbänken im Gemeinderat beantragt wurde.

  5. Laut dem Buch „Geschichte der Stadt Innsbruck“ von Otto Stolz, Seite 210 wurde der Beselepark im Jahr 1908 angelegt. Der Name war also ganz von Anfang an üblich.

    Eine mögliche Deutung wäre auch die Form des Parks. Ein langer schmaler Park in Form eines Besens, schmal wie ein Besen eben.

  6. Zunächst einmal: Das IST nicht der Beselepark 🙂 , sondern seine Fortsetzung nach Norden. Zum Zeitpunkt der Aufnahme noch eine rechte Gstetten (und somit ein herrliches Kinderparadies), wurde später alles hergerichtet und ein Kindergarten in die Wiese gestellt. Dann hieß die Gegend „Neuer Besele“.

    Das Wegele existiert in aufgemotzter Form heute noch und führt neben dem „Watschele“-Verein vom Westportal des Friedhofs hinunter zur Thommenstraße.

    Das Haus weiter hinten steht auch noch, mit etwas verändertem Dachaufbau. Dahinter wäre das „Bichele“, von dem ich schon einmal anläßlich der Kleinrodelgebiete Innsbrucks berichtet habe. Von dort aus konnte man auch das Fresko am Haus sehen, Walther von der Vogelweide in der typischen saz uf eime Staine Pose, Kinne und ein min Wange in die Hand gesmogen. Deutschulterror, bis heute wirksam.

    Der Originalbesele hatte (hat) schöne Bäume und Sträucher, einige davon hatten so weiße Beeren, die man wenn sie reif waren „aufschnöllen“ lassen könnte.
    Zwei Wege führten durch die Anlage und vereinten sich beim Nordende, in der Mitte eine Sandgrube und ein alter Brunnen. Vielleicht auch schon eine Schaukel. Im Neuen Besele gab es auch diese Kombination Schaukel und Sandkasten. War aber nicht so beliebt bei den Kindern. Vielleicht weils keine Bäume und somit keinen Schatten gab.

    In guter Erinnerung sind mir noch der Gehsteig am Südende, er war einwenig von der Straße hereingerückt, oder die Straße dort ausgebuchtet, Parkplatz für die vier fünf Fußballzuschauer, die mit dem Auto kamen. Der Fußballplatzeingang war von zwei hölzernen Kassabuden flankiert. Und im niederen Gebäude längs der Egger Lienz Straße lagen die Umkleidekabinen etc. und das Reich des strengen Platzwartes Schuchter.

    Der Name Besele – ich stimme auch für die simple Infizierung des Parks mit dem Wiener Idiom – strahlte bis in die Holzhammerstraße aus, wo in den 60ern ein Minisupermarkt namens SB Besele aufmachte.

    Zurück zum Gehsteig: In ewiger Erinnerung, weil sonst nirgends gesehen, sind die ursprünglichen Randsteine, flach, breit, mit einem Rippenmuster quer zum Gehsteig und gelblicher Farbe. Von der Parkbucht bis zur Innerkoflerstraße. Gabs die wirklich sonst nirgends?

    1. Lieber Herr Hirsch. Genau so eine Antwort habe ich erwartet und deshalb in weiser Voraussicht nicht „Das ist der Beselepark“ geschrieben sondern „aus dem Bereich des Besele“. 😉 Haben Sie als Besele-Experte vielleicht auch noch Hinweise zur Datierung des Bildes? Bei uns in der Datenbank ist es derzeit noch undatiert, ich würde gefühlsmäßig auf die frühen 1920er-Jahre tippen.

      1. Ich probiers halt nocheinmal, wieder einmal ein Beitrag mit einem Link zu einem Foto verschwunden. Es hätte das Welzenbachersche Treichlhaus in seiner vollen Größe gezeigt, woraus man sehen hätte können, daß dieses zwischen Innerkoflerstraße und Friedhofsallee 1929 erbaute E+3 Gebäude mit zusätzlichem Dachterassenaufsatz über die Friedhofsmauer hinausgeragt haben müßte, wenn das Foto aus den 30er Jahren stammte.

        Zwischen 1915 (Uni) und 1929 (Treichl) ist alles möglich. Die Villa im Vordergrund wurde vor der Universität erbaut und scheidet somit als Datumshinweis aus.

  7. Aus namenkundlicher Sicht erscheint jedenfalls interessant, dass mit dem Namen „Beselepark“ in Innsbruck nur ein ganz bestimmter Park gemeint ist, während es sich in Wien um einen allgemeinen Gattungsbegriff für sämtliche kleine Parks handelt.

    Das Wort Beserlpark scheint sich hier als Lehnwort aus dem Wienerischen nicht weiter verbreitet zu haben.

  8. Lieber Herr Auer! Herzlichen Dank für Ihre, wie immer, überaus gewissenhafte Recherche – seltsam, dass mir der wikipedia-Eintrag völlig entgangen ist! Und man sieht auch wieder, wie wichtig die kreative Verwendung von Suchworten ist: ich habe Besenpark und Beselepark in anno eingegeben, aber Beserl nicht… Danke!

    1. Gerne, lieber Herr Bürgschwentner!
      Noch vor 20 Jahren hätte man solche Rätsel und Mysterien der Stadtgeschichte, wie z.B. die Historie des Beseleparks, fast nicht ergründen und lösen können.
      Gut, dass es digitalisierte Zeitungsarchive wie Anno gibt.

    2. Die ortsunübliche Bezeichnung macht die Erforschung des Ursprungs umso reizvoller. Irgendwer muß da einmal in Wien gewesen sein, der dann mit einem heute meme genannten Merkspruch dem Park zum Namen verholfen hat. Vielleicht eine Beschwichtigung , daß dies für den Fall einer nötigen Friedhofserweiterung „eh nur so a Beselepark“ sei, den man schnell auflassen kann, und der Name blieb picken. Blühende Phantasie meinerseits bar jeglichen Beweises, aber so könnt ich mir’s vorstellen. Leider kenn ich keine Fotografie die den Urzustand zeigt, vielleicht würde man dann dem Beselesager recht geben.

      1. Ja, so könnte es gewesen sein.

        Eine sehr alte Luftbildaufnahme von der Gegend hinter der Friedhofsmauer ist jedenfalls dieses Foto von ca. 1910:
        https://innsbruck-erinnert.at/satellit-auf-500-meter/

        Wenn der Fotograf das Bild nur ein kleines Stück weiter südlich gemacht hätte, würde man den Beselepark in seinem Urzustand sogar sehen. Das Haus in der Bildmitte ist auf diesem Ballon-Luftbild jedenfalls schon vorhanden.

        Einen Anhaltspunkt für die Datierung des Titelfotos liefert die im Hintergrund thronende Hauptuni. Die Firstfeier fand am 6. Feber 1915 statt. Das Titelfoto ist sicherlich erst danach entstanden, möglicherweise auch in den 1920er-Jahren.

  9. Daß es eine Fortsetzung nach Norden ist, stimmt zum Teil, wir teilten als Kinder den „Besi“ (Park, nicht Fußballplatz) in einen oberen und einen unteren „Besi“ ein. Der schmale, untere Besi war für mich immer fast exotisch, wenn ich mich ohne Eltern mit dem Trittroller auf den Weg machte. Der rechte Teil der abgebildeten Wiese wäre somit ein Teil des „unteren Besi“. Das mit der Besenform glaube ich eher nicht, obwohl es wegen der Form (ein Teil breit, einer schmal) nicht so weit hergeholt wäre. Wie Herr Hirsch das Bichele beschreibt, es führte zu meiner Kindheit in die noch nicht asphaltierte Innerkoflerstrasse. Welche schönen und weniger schönen Erinnerungen mit dem Besi verbunden sind, würde erstens nicht jeden interessieren und zweitens den Rahmen sprengen.

    1. Es hat im Jargon meiner Zeit noch den Begriff „Kleiner Besele“ gegeben, das war die Parkfläche zwischen Egger Lienz Straße mit dem Roßbrunnen und der Friedhofsmauer, von der Fischerstraße bis zum „richtigen“ Beselepark, der ohne Beinamen blieb, weder alter, noch großer, und auch nicht oberer. Der „Untere Besi“ war bei uns hingegen der Neue Besele. Keine Korrektur, sondern nur ein Beispiel für die schon auf Häuserblockentfernung gewandelte Sprache.

    2. Lieber Herr Mair! Danke für den Zusatz – wie Sie aber an vielen Kommentaren in diesem Blog sehen können, sind rahmensprengende Erinnerungen völlig im Rahmen und stoßen durchaus auf großes Interesse!

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