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Telegramm Für Pine

Telegramm für Pine

Für unsere Leser*innen unter 30: Dieses Telegramm schreibt man wirklich mit 2 „m“ am Wortende und es ist aus Sicht eines Archivs deutlich leichter abzulegen, da immer auf Papier übergeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass russische Server diese ohne Wissen der Sender*innen aufbewahren, ist auch geringer als bei der Messenger-App, deren Namen sich natürlich auf das analoge Vorbild bezieht.

Wann haben Sie das letzte Mal ein Telegramm versendet? Es war gar nicht besonders teuer wenn man Worte sparte (also „ankomme um 8“ statt „ich komme um acht Uhr an“) und es hatte stets etwas Unaufschiebbares und bisweilen etwas Feierliches. Der Absender musste lange auf Postamt gehen (telefonische Aufgabe war auch möglich aber bei uns nicht üblich), der dortige – früher gelegentlich mürrische – Schalterbeamte rechnete die Kosten aus und gab den Text oft gleich durch. Dann wurde die Nachricht vom damals auch im entlegensten Dorf vorhandenen Postamt entgegengenommen und, da dringend, sofort und ohne Kuvert offen ausgetragen. In analogen Zeiten wurde dazu der aus dem Übertragungsgerät ausgespuckte einzeilige Streifen auf das Empfängerformular zurechtgeschnitten und geklebt. Meine letzten Telegramme habe ich zu Geburtstagen und Hochzeiten von Freund*innen verschickt. Das war etwa 2000, vielleicht auch 1995.


Vor wenigen Tagen ist die Innsbrucker Schauspielerin Pine Fenz verstorben. Alle Theaterfans in Innsbruck haben sie gekannt und geliebt. Dynamisch, unerschrocken, witzig und leidensfähig (speziell wenn Regisseur Robert Hauer-Riedl sie mit Ideen wie dem Einwickeln in einen Teppich plagte, was sie nach eigener Aussage „nur knapp überlebte“).

Wir haben sie 2018 bei den Vorbereitungen zur Ausstellung über die Exl-Bühne zu uns ins Stadtarchiv gebeten – da hatte sie auch diese Telegramme mit dabei. Im (als Recherchedokument aufgezeichneten) Doppeilinterview mit Dietrich Schlederer erzählt sie von ihren ersten Erfahrungen in Innsbruck, zunächst alle mit den Exls, Auers, Köcks und Gstöttners.

Die Grazerin Pine Fenz erzählt aus ihren frühen Innsbrucker Tagen im Jahr 1956.

Ein Fundstück auf Youtube zeigt sie live on stage des Tiroler Landestheaters in ihrem Fach, mit legendären Kolleg*innen wie Eleonore Bürcher und Eberhard Peiker sowie der 16jährigen Florica Rainer und dem 17jährigen Klaus Händl. Der Autor dieses Beitrages durfte auch mitspielen ist aber ob der seit 1987 verstrichenen 36 Jahre nicht mehr ganz so leicht zu erkennen wie die anderen. Jedenfalls erklärt sich aus dieser Begegnung auch meine große Verehrung der lieben Pine.

Nachtrag: Wir haben sehr viele Bilder und unzählige Plakate Programme mit Pine Fenz in unserem zum Thema Landestheater ausgezeichnet bestückten Stadtarchiv. Eine unvollständige Auswahl hier als Bildergalerie.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
    1. Ihre Brille ist in Ordnung, Herr Roilo.
      Offenbar weil die Nachricht nur im Moment war, wurden Telegrammdaten nicht immer bejahreszahlt bzw jahresbezahlt.
      Beide stammen aus dem Sommer 1956. 195 stand schon da, der Postler hätte noch einen 6er dazumalen sollen.

      1. Danke, Herr Hofinger, für die rasche Datierung, dies sogar an einem Sonntag!!
        Übrigens: Beim Stempel hat man sich ebenso 1956 erspart! Allerdings: Auf dem oberen Formular hätte der Postler sogar noch vier Zahlen irgendwohin malen müssen!
        Vielleicht weiß Frau Stepanek, wann bei der Post die „Jahreszahl-Anschreibepflicht“ eingeführt wurde!

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