Sillschlucht einmal anders
Heute gibt es einen eher ungewohnten Blick auf den Bergisel, die darunterliegende Bahnstrecke und das umliegende Allerlei. Bei den meisten Postkarten und Bildern aus ähnlicher Perspektive werden in der Regel die repräsentativen Gebäude auf dem Bergisel in den Fokus genommen, hier dominieren die steilen Abhänge zu den Bahngleisen und das eher unansehnliche Gebäude auf der Anhöhe zwischen Bahn und Sill die Szenerie. Die Felsformation auf der das Gebäudeensemble steht, bestand bis vor wenigen Jahren noch. Zu dieser Zeit führte auch der Wanderweg in die Sillschlucht noch daran vorbei, mit dem Bau der neuen Bahnstrecke für den Brennerbasistunnel ist dies nun aber Geschichte. Auch oberhalb der Bahngleise sind zwei heute nicht mehr existente Bauten, die ich nicht eindeutig identifizieren kann, ich gehe aber davon aus, dass diese Bestandteil der Schießstände sind, vielleicht wissen Leserinnen und Lesern hier mehr zu sagen. Insgesamt wirkt die Szenerie etwas trostlos, wozu wohl auch die kahlen Bäume und das Winterwetter beitragen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum KR-Pl-1582)
Reste dieser Schießanlage stehen noch heute. Ein zweiter Schießstand befand sich weiter oben, nahe des kleinen Gefallenendenkmals neben dem Parkplatz. Ich hab mich vor ein paar Jahren einmal dafür interessiert nachdem ich eine ähnliche Ansichtskarte gefunden habe.
https://postimg.cc/Ffk0R00x
https://postimg.cc/3W8Cj0h3
https://postimg.cc/68nvxBKH
Wie das dann im Zielgebiet – der ultrasteile Wald jenseits der Sill – ausgesehen haben mag?
Herr Hirsch hat schon alles über den Schießstand berichtet. Auf dem einzelnem Felsen befindet sich ein Streckenwächterhaus der ehemaligen Südbahngesellschaft. Am Bergisel existiert noch der alte Restauration. Im Hintergrund dürfte die Konsum gerade ausgebaut haben.
Jaaa, und dieses Streckenwärterhaus wurde in der Zwischen- (und vielleicht auch allerersten Nachkriegszeit von der Familie Grießenböck bewohnt: Vater Lorenz, Mutter Rosa geb. Heidegger, und den Kindern Friedrich, Anna, Walter,Emma, Karl und Lorenz.
1950. als wir die Wohnung Andreas-Hofer-Straße 55 zugewiesen bekamen, wohnte die Familie auf Andreas-Hofer-Str. 53. Vater Lorenz war der „gestrenge“ Hausmeister.
Mutter Rosa war eine große Blumenfreundin- Ihr Garten war 1950 voller bunter Zinnien. in den darauffolgenden Jahren waren dann die Gladiolen an Pracht nicht zu überbieten.
Und wenn die eine oder andere Bewohnerin freundlich-lauernd fragte: „ja, setzen Sie eigentlich koa Gmias???“ gab Frau Grießenböck zur Antwort „Was soll i a Gmias setzen, wenn koaner oans mag?“
(„zzz! Schaugens lei, wie blass die Grießenböck-Emma isch – koa Wunder – ohne Gmias!“)
Kein Wunder, daß die Emma im Jahre 2008 schon im jugendlichen Alter von 83 Jahren verstorben ist…
Namen – Gesichter – Schicksale – alles dies taucht unweigerlich auf beim Anblick dieses Bahnwärterhäusls.
Interessantes Bild, glaube das haben wir nicht einmal am Bergisel. Es zeigt den Schießstand für die Entfernungen 400, 500 und 600 Schritt, der von den Tiroler Kaiserjägern gebaut wurde und auch anderen Truppen der Innsbruck Garnison zur Verfügung stand. Die Zielerdeckungen für 400 und 500 Schritt befanden sich nördlich der Sill in der sogenannten „Einsiedlerau“, heute alles von der Baustelle des BBT eingenommen, jene für 600 Schritt war südlich der Sill exakt dort, wo sich die Tunnelröhren für den Brennerbasistunnel befinden. Bis zum Baubeginn war die Zielerdeckung noch vorhanden. Erreicht wurde sie seinerzeit über einen von den Kaiserjägern errichteten Sillsteg. Der Betrieb dort wurde bereits in den 1930er Jahren eingestellt, der Sicherheitsbereich erstreckte sich bis über die Viller Straße und mußte diese daher häufig gesperrt werden.
Insgesamt gabe es sechs Schießstände, vier existieren noch heute und auf zweien wird das jährlich Kaiserjägerschießen abgehalten.
Am östlichen Fuße des Streckenwärterhäuschens (Richtung Sill) wurden die Luftschutzstollen zubetoniert. Anfang der Siebziger stieg ich mit Kollegen an dieser Stelle durch einen Schlitz, der im Beton freigelassen wurde, öfters in die Stollen ein, heute würde ich keinesfalls mehr durchpassen. Vor dem Einstieg befand sich eine Aussichtsbank. Bei unseren Erkundungen konnten wir aus dem Keller des Bierstindls auf die Straße sehen, ein Ausblick war nach der Peterlongokurve auf die Brennerstrasse, ein weiterer auf den Wiltener Friedhof. Ich bereue nur daß ich vor Abtragung der Felsen und vor Entfernung des Sillfalles nie geschaut habe, ob es den Einstieg noch gibt.
Der Ausblick zum Wiltener Friedhof – war der auf dem Grashang hinter der Friedhofsgärtnerei – in halber Höhe zwischen Friedhof und Brennerstraße – in (gedachter) gerader Verlängerung des Friedhofs-Mittelganges?
Ich habe diese sichtbare, wenn auch verschlossene Öffnung für eine „Brunnenstube“ oder einen „Erdkeller“ gehalten…