Schnee in der Stadt
führt in der Regel zu solchen oder ähnlichen Bildern. Denn leider sind Stadt und Schnee nicht wirklich kompatibel, zumindest wenn man keine oder nur wenige Einschränkungen in Kauf nehmen will. Taucht Schnee die Landschaft abseits der Stadt in malerisches Weiß, wird er im Stadtraum rasch zu einem dreckigen Gatsch, der nicht wirklich schön anzuschauen ist. So auch hier auf einer ins Jahr 1962 datierten Aufnahme der Fallmerayerstraße, in der sich der Schnee türmt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-4810)
Mich verwundert, daß der Schnee so schwarz verschmutzt ist. Ich fürchte, da war der Erdboden im Hof der „Alm“ noch nicht gefroren – und das Räumgerät hat die oberste Schicht der Grünanlage abgetragen (um welche die Häftlinge herumgingen).
Auf der anderen Straßenseite sehe ich keine so großen Häufen.
Die schwarzen Flecken könnten schon auch vom Gehsteig stammen. Damals wurden viele Häuser, insbesonders sämtliche Amtsgebäude mit Koks beheizt, die Uniinstitute in der Schöpf- und Peter.Mayr-Straße noch in den 70ern. Das Material kam direkt vom Lastwagen durch eines der Kellerfenster in die Nähe der Zentralheizungsanlage. Und da blieb einiges an Kohlestaub am Trottoir liegen. Auch ganze Kohlestückln, die manche Leute freudig aufklaubten.
Auffällig ist die Verschiebung des der Häufigkeitskurve der Automodelle vom sonst beobachtbaren Käfermaximum zugunsten einer Ebene der bourgeoisen Opels und Fords der dort gehäuft vorkommenden gehobenen juristischen Berufsklasse.
1962 war ein ekelhaft schneereicher Winter, auf den damals bei weitem nicht so geräumten Straßen bildeten sich teilweise bis in den März hinein hartnäckige Eisschollen, fein zum Radfahren, grad in der Maximilianstraße. Kann mich bis heute erinnern.
Sie haben recht, Herr Hirsch: 62/63 war ja der „Seeg’frorne-Winter“, dieser extrem kalte – und die Kälte begann s chon sehr früh – da ist Ihre Kohlen- und Koksstaub-Version die wahrscheinlichere.
In einem älteren Beitrag über die Schneeräumung in Innsbruck n den Fünfzigern schrieb ich:
„Durch diese Räummethode (Freimachen der Fahrbahn oft mit Anhängepflügen, der Schnee wurde nur zur Seite geschoben und nicht verladen, abtransportiert und samt den ganzen Dreck in den Inn geworfen) entstanden natürlich große Schneehaufen, die dann im Frühjahr vorzu abschmolzen. Damit das Schmelzwasser in die Gullys konnte und nicht auf dem Gehsteig musste diese Rinne entlang des Randsteines immer freigehalten werden. Das geschah durch spezielle Räumtrupps. Besonders samstags / sonntags oder bei großen Schneemengen brauchte die Stadt Zusatzkräfte, so auch uns Gewerbeschüler. Man musste sich um 5 Uhr in der Früh im Bauhof melden, meist wartete da schon eine ganze Schlange und man kam oft gar nicht mehr dran. Für uns Pradler war es der städtische Bauhof beim Viaduktbogen in der Bienerstraße. Man bekam eine Karte und eine Schaufel in die Handgedrückt und wurde irgendeinem Trupp zugeteilt. Mit dem marschierte man zu irgendeiner Einsatzstelle in Pradl. Bis Mittag war man fertig und oft waschelnass, besonders bei Regen oder wenn der Föhn einsetzte und man Stunden im Gatsch arbeiten musste. Mit Abgabe der Karte und der Schaufel im Bauhof bekam man auch sein Geld.“