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Die Förster-Christl

Die Förster-Christl

„Die Förster-Christl“ (auch „Die Försterchristl“) ist eine Operette in drei Akten, die von dem ungarischen Komponisten und Kapellmeister Georg Jarno komponiert wurde. Das Werk machte ihn berühmt und ermöglichte es ihm in Folge hauptberuflich als Komponist tätig zu sein. Das Libretto stammt von dem ebenfalls in Ungarn geborenen Schauspieler und Journalisten Hermann Buchbinder. Die Uraufführung fand am 17. Dezember 1907 im Theater in der Josefstadt in Wien, das zu dieser Zeit von Josef Jarno – dem Bruder des Komponisten – geleitet wurde, statt. Die Operette wurde vom Wiener Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen. Johanna Niese, die Ehefrau Josef Jarnos, übernahm die Titelrolle und schaffte damit ihren Durchbruch als Sängerin und Schauspielerin. Die folgende Abbildung zeigt Johanna (Hansi) Niese in ihrer Rolle als Förster-Christl.

In Innsbruck wurde die Operette „Die Förster-Christl“ knapp ein Jahr nach der Wiener Uraufführung in das neue Programm aufgenommen. Das Werk gefiel dem Innsbrucker Publikum. Die Leistungen einiger Mitglieder des neuen Theaterensembles, des Chors und auch des Orchester waren allerdings – wie man dem folgenden, am 5. Oktober im Allgemeinen Tiroler Anzeiger erschienenen Zeitungsartikel entnehmen kann – ein wenig durchwachsen:

„Nachdem sich das Schauspielpersonal teilweise schon vorgestellt, kam am Samstag die Operette daran und das Interesse der Theaterfreunde an der Samstag-Vorstellung wurde nicht nur durch ein neues Ensemble erregt, sondern auch durch ein neues Werk. […] Dann ging der Vorhang in die Höhe und das Kaiserbildnis war in einem recht mäßig gehaltenen Arrange­ment zu sehen, das Orchester fiel mit der Kaiser­hymne ein und ein begeistertes Klatschen ließ den Patriotismus der Theaterbesucher zum Ausdruck kommen. Hierauf folgte die „Förster-Christl“, eine anmutige Operette, geschrieben von Buchbinder, in Musik gesetzt von Jarno. Die im spezifisch wienerischen Stile geschickt gemachte Novität, der eine der bekanntesten Kaiser Josef-Anekdoten zugrunde gelegt ist, hat ein volkstümliches, humorvoll bearbeitetes Libretto und eine leichtflüssige, anmutige Musik mit zahlreichen, gut sanglichen, zu Gehör gehenden Melodien, hübschen, wenn auch nicht sehr originellen Ein­fällen. Das Werk fand die freundlichste Aufnahme, die dafür bürgt, daß man mit der neuen Operette im Repertoire für längere Zeit das Auslangen wird finden können.— Und welchen Eindruck hinterließ das erste Auftreten der neuen Operettenkräfte? Ich glaube, im großen und ganzen war das Publikum, das ja nicht so ver­wöhnt ist, ganz zufrieden; eine Kraft hat sich na­mentlich die Sympathien schnell erworben — Frl. Schreiber, die die Titelrolle inne hatte. […] Ihr Auftreten ist sicher, temperament­voll, schick, graziös und ihr wird wahrscheinlich eine ganz gehörige Beifallsernte heuer beschieden sein, was auch vorgestern der Fall war. Ihre Stimme ist recht hübsch, nur etwas wenig kräftig, namentlich in der Bruststimmlage. Frl. Mei­ninger, eine von vorigem Jahre uns gut bekannte Kraft, hatte diesmal bloß eine kleinere Rolle als Zigeunerin, behauptete aber auch vor­gestern ihren alten Ruhm als „erste Qperettensängerin“. Frau Kühn, ebenfalls eine alte Bekannte, konnte freilich auch diesmal nicht mit der Stimme brillieren, sondern brillierte — ihre Spezialität — in der Darstellung der alten Jungfer. Manches Gute zu erwarten dürften wir vielleicht auch von Frl. Trethan haben, die eine recht angenehme Stimme besitzt. Zu scharf ins Gericht darf beim ersten Auftreten überhaupt nicht gegangen werden, da vielfach die neuen Kräfte sich auch erst mit der Musik des Hauses vertraut machen müssen. Von den männlichen Rollen gefiel recht gut Herr Dietz, der bezüglich Physiognomie den Kaiser Josef II. prächtig zur Darstellung brachte. Der Obersthofmeister und der Förster hatten in den Herren Herdy und Pammer ganz treffliche Dar­steller. Gesanglich bekamen wir von ihnen eigentlich nichts zu hören. Die einzige männ­liche Gesangsrolle ist bloß die des Gutsverwal­ters Földessy. den Herr Stingl spielte, der freilich gar nicht befriedigte. Bezüglich der Tenöre scheint man ja voriges Jahr noch besser be­stellt gewesen zu sein als heuer. […] Der Chor schien ums Kennen etwas besser zu sein als letztes Jahr; frei­lich an Exaktheit und Stimmenmaterial fehlt noch manches. Das Orchester hielt sich wacker. Man spendete vorgestern viel Beifall, wenn auch nicht zuviel. Jedenfalls ließ uns diese Premiere, in welcher unsere neuen Operettenkräfte zum erstenmal ins Treffen geführt wurden, einen recht erfreulichen Gesamteindruck gewinnen und zeigte, daß die Theaterleitung bestrebt ist, der Pflege dieses Genres besondere Sorgfalt zu­zuwenden. Wollen wir’s hoffen. L.

Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde „Die Förster-Christl“ immer wieder am Tiroler Landestheater aufgeführt. Der Stoff wurde auch mehrmals verfilmt.

(Stadtarchiv Innsbruck, Div-2886-1, Sommer 48-111)

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