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Radetzkymarsch – Von Wagram Bis Schönbrunn (III.)

Radetzkymarsch – Von Wagram bis Schönbrunn (III.)

Nach der Niederlage bei Aspern stärkt befestigt Napoleon seine Position westlich der Donau, ehe er schließlich in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 1809 während eines heftigen Gewitters erneut den Übergang wagt. Es kommt zu Gefechten entlang der Verteidigungslinie am östlichen Ufer, das direkt dort gelegene Groß-Enzersdorf ist einem starken Bombardement der Franzosen ausgesetzt und geht in Flammen auf. Die gesamte Armee kann übersetzten und die Österreicher zurückdrängen, ehe die Nachricht über den Vorstoß um 05:00 Uhr zum Oberkommandierenden Erzherzog Karl gelangt. Die französische Armee im Laufe des Tages vor, die Österreicher ziehen sich langsam auf die Linie entlang des Rußbachs zwischen Markgrafneusiedl und Wagram zurück. Gegen Abend attackieren die Franzosen die Linie bei Wagram, werden aber zurückgeschlagen, erst bei Einbruch der Nacht endet das Gefecht.

Napoleon zieht seine Truppen zusammen und wartet ab, um vorzustoßen, sobald sich sein Feind eine Blöße gibt. Erzherzog Karl gibt Befehl, dass die gesamte Armee um 04:00 Uhr des folgenden Tages angreifen soll. Bei Markgrafneusiedl werden zwei Kolonnen unter dem Befehl Radetzkys vereinigt (insgesamt 32 Bataillone und 8 Eskadronen), um einen Angriff gegen die rechte Flanke der Franzosen zu führen. Ihr Ziel ist es, zum einen den Feind von seiner linken Flanke abzulenken, zum anderen sollen sie weit genug Vorstoßen, um sich mit der Armee Erzherzog Johanns vereinigen zu können, die von Osten anmarschiert. Pünktlich um 04:00 beginnt Radetzky den Angriff. Seine Truppen haben gerade unter heftigem Feuer die ersten Häuser von Großhofen und Glinzendorf besetzt als ein unerwarteter Befehl aus dem Hauptquartier eintrifft: Sie sollen sich auf ihre ursprüngliche Stellung zurückziehen. Radetzky und sein Befehlshaber, Fürst Orsini-Rosenberg, erfahren erst nun, dass sie die einzigen waren, die den Angriff tatsächlich um 04:00 begonnen haben – die Boten sind beim Rest der Armee nicht rechtzeitig eingetroffen. Damit sich der linke Flügel daher nicht exponiert, müssen sie den Rückzug antreten, unter stetigem französischen Feuer.

Es folgt relativer Stillstand an dieser Flanke, während um Aderklaa (gegenüber Wagram) und an der rechten Flanke erbittert gekämpft wird. Schließlich geht das dritte Korps gegen 11:00 Uhr unter Marschall Davout zum Angriff auf Markgrafneusiedl über. Unter heftigen Artilleriebeschuss und einer drohenden Umfassung durch die feindliche Kavallerie muss sich Radetzky zusammen mit den restlichen Truppen des vierten Korps zurückziehen. Mittlerweile hätten die Truppen Erzherzog Johanns bereits eintreffen sollen, doch sind sie nirgends zu sehen. Gegen 14:00 Uhr erfährt Erzherzog Karl, dass auch dieser Bote zu spät eingetroffen ist und dass seine Verstärkungen erst spät abends eintreffen werden. In Anbetracht dieser Tatsache befiehlt er den allgemeinen Rückzug, die Kämpfe dauern noch bis 20:00 Uhr an. Zwar behaupteten die Franzosen das Feld, aber die Schlacht war kein glänzender Sieg. Neben fast 6.000 Österreichern lagen über 7.000 gefallene Franzosen auf dem Schlachtfeld, beide Seiten hatten noch einmal dreimal so viele Verwundete, allein deutlich mehr Österreicher gingen in Kriegsgefangenschaft.

Für seine Verdienste in diesem Feldzug wurde der Feldmarschallleutnant Radetzky zum Inhaber des 4. Kürassier- und des 5. Husarenregiments ernannt und im April 1810 erhielt er das Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens. Erzherzog Karl fällt indes durch den eigenmächtig abgeschlossenen Waffenstillstand am Ende des Feldzuges in Ungnade und wird durch Fürst Johann von Liechtenstein (1760–1836) ersetzt. Dieser macht Radetzky zum Chef des Generalquartiermeisterstabes. Radetzky fühlt sich allerdings seinem neuen Posten nicht gewachsen und will ablehnen, bis ihm der Kaiser persönlich angeblich sagt: „Dass Sie nicht mit Absicht Dummheiten leisten werden, bürgt mir Ihr Charakter, und machen Sie gewöhnliche Dummheiten, so bin ich das schon gewöhnt.“ Es gibt noch einige Pläne für eine neue Offensive, aber die Armee ist am Ende: Erschöpft, hungrig und von einer Typhusepidemie heimgesucht. Im Oktober wird in Schönbrunn Frieden geschlossen.

(Schachspiel mit Figuren der Rebellion von 1809, Signatur KR-NE-1778)

(Karten des Schlachtfeldes: Atlas of the Napoleonic Wars, United States Military Academy West Point)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Das ist ja ein sehr originelles Schachspiel – u.a. mit Andreas Hofer und Napoleon als Könige, dem Turm der Burg Hasegg in Hall und wohl dem Eiffelturm in Paris, wobei die Darstellung des Eiffelturms reichlich unhistorisch ist. Er wurde erst 1889 eröffnet, also lange Zeit nach den Tiroler Freiheitskämpfen.

  2. Danke für diesen ausführlichen Bericht!
    Die Nennung all dieser Orte ist für mich mit Kindheitserinnerungen verbunden – mit 7 1/2 Jahren stand ich zwischen Papa und Großpapa an der Gänserndorfer Straße – und Papa fragte: „G’hört des Haus da außen no zu Wagram?“
    „Naaa, des g’hört scho zu Neusiedl“
    Und ich sah da einen Wasserspiegel blinken und fragte „Is des der Neusiedler See?“
    „Naa, da is ka See! Des is nuar a Luftspiegelung! Eine Fata Morgana!“
    Dann gingen wir zurück, die paar Schritte in die Bellegardegasse 7 in Deutsch Wagram, zur Großmama.

    Das mit dem „Napoleonbaum“ am Rußbach erzählte man mir 1 1/2 Jahre später, im April 1948, bei Opas 70.Geburtstag, als wir einen Spaziergang rund um die Felder am Rußbach machten.
    Jetzt lebt niemand aus der väterlicherseitigen Familie mehr in Deutsch Wagram – nach dem in Paris eine ganze Avenue benannt ist….

  3. „Am 6.Juli fand die Schlacht statt- das Haus Nfr.8 wurde in Brand gesteckt, der sich bis Nr. 29 ausdehnte.
    Neusiedl, Aderklaa, Süßenbrunn Gerasdorf, Bockfliess standen in Flammen. An diesem Tag war die Schlacht für Österreich verloren und es begann der Rückzug.
    Deutsch Wagram war dem ersten Ansturm der Feinde preisgegeben, alles wurde geplündert.
    Die Kirche, mit den schönsten Paramenten versehen, ward geplündert. Das Altarbild im Hochaltar ausgenommen, alles war zerschlagen und zerstört, die Kanzel herabgerissen. Von der Orgel bnlieb keine Pfeife übrig, die Pfeifen lagen zerstreut auf dem Kirchhofe, die zinnernen wurden entwendet.
    Alle heiligen Gefäße, die in einer Gartenecke vergraben waren, wie auch die Paramente, wurden aufgefunden und entwendet.
    Die Pfarrprotokolle waren gleichfalls im Pfarrhof vergraben, sie wurden aufgefunden, aber nicht zerstört, nur aus dem Trauungsbuch wurden unbeschriebene Blätter herausgerissen. Des Pfarrers kleine Bibliothek wurde zerstört und zerrissen, weil auch Pferde in den Zimmern waren.
    Nach eingetretenem Waffenstillstand am 12. Tage kam der Pfarrer mit einigen Einwohnern zurück und sah allenthalben die Verwüstung der ganzen Gegend, die mit Leichen besät war.
    Auch gab es viele Kadaver im Ort, weil es sehr hitzig beim Treffen zuging. Not und Elend drückten alle Einwohner.
    Nachdem auf Befehl des Kaisers Napoleon die Toten begraben werden mußten, wurden von der medizinischen Fakultät in Wien Totengräber-Kommissäre dahin gesandt, die im Pfarrhof wohnten, zu denen sich auch der Pfarrer nach seiner Rückkehr gesellte.
    Am 2.Sonntag nach seiner Heimkehr hielt der Pfarrer beim Frauenaltar, der nicht so sehr verwüstet war, eine stille Messe; das schlechteste der Paramente, was bei der Plünderung weggeworfen worden war,, benützte der Pfarrer. Ein paar Stall -leuchter mit Inslichtkerzen dienten zur Beleuchtung, statt dew Kelches verwendete er ein Glas. Diese Armut der Kirche machte auf die Herzen der Anwesenden einen sehr tiefen Eindruck.
    Ein Bürger von Wien brachte nach 14 Tagen einen blechernen vergoldeten Kelch.
    Eben solch ein Greuel der Verwüstung waren der Pfarrhof und die Schule. Was nicht geplündert werden konnte, wurde zerstört.
    („Aus der Kirchenchronik“)
    Quelle: „Bewegende Geschichte“ Ein Bilderbogen zur Entwicklung der Stadtgemeinde Deutsch-Waram. Von Manfred Groß.
    (ISBN 978-3-200-01592-0)

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