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Österreich Braucht 18 Länder – 18 Länder Brauchen Österreich (IV.)

Österreich braucht 18 Länder – 18 Länder brauchen Österreich (IV.)

Nachdem die substanziellen Förderungen für den Tourismus bereits angesprochen wurden, ist es bereits überfällig diesbezüglich ins Detail zu gehen. 

Bereits in der Ersten Republik hatte der Tourismus eine große Rolle gespielt, v.a., weil er dringend benötigen Devisen ins Land brachte um das Handelsdefizit Österreichs auszugleichen. Der Anschluss hatte dann noch einmal zu einem Boom in der Industrie geführt, nicht zuletzt durch die KdF (Kraft durch Freude). Nach Beginn des Krieges wurden große Zahlen an Soldaten von der Front in die „Ostmark“ geschickt um sich dort zu erholen. Als aber schließlich Ende 1943 der Bombenkrieg auch die Österreich erreichte, wurde auch der Tourismus schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Von 4.400 Hotels überstanden nur 309, oder 7%, den Krieg unbeschädigt! 70% des Inventars der Hotels wurde ebenfalls zerstört.[1] Nach dem Krieg wurden dann die am wenigsten beschädigten und schönsten Hotels von den Besatzungsmächten requiriert, gleichzeitig wurde das Land von Vertriebenen und Kriegsflüchtigen nahezu überschwemmt, was der Offenheit gegenüber Fremden nicht unbedingt förderlich war. Der Zustand der Tourismusbetriebe war somit nach dem Krieg desolat. Als die erste Hilfe von den Vereinigten Staaten in Sicht kam, entbrannten erbitterte Kämpfe um die erwarteten Förderungen. Anfangs wurden v.a. staatsnahe oder staatliche Betriebe in der Schwerindustrie gefördert. Die Amerikaner ahnten jedoch von Beginn an, dass der Tourismus eine bedeutende Rolle beim Wiederaufbau spielen würden, v.a. aufgrund der eingangs erwähnten wichtigen Funktion, das Handelsdefizit auszugleichen und so mitzuhelfen, Österreich wirtschaftlich selbstständig zu machen.

Somit wurden bald durch den Counterparts-Fund Hotels renoviert und modernisiert, Straßen ausgebaut, Skilifte errichtet und elektrische Leitungen verlegt. In Innsbruck wurden u.a. das Hotel Europa (mit dem Namen ein schönes Symbol) und das Hotel Tyrol so wiederaufgebaut; von den 500 Hotels, die Marshall-Hilfe erhielten, befanden sich 50 in Tirol. Insgesamt flossen zwischen 1950 und 1955 525,4 Mio. Schilling aus ERP-Geldern in den Tourismus – wie im ersten Teil erwähnt 30% davon in Tirol. So manches Dorf wurde erst durch die von Marshall-Hilfe initiierten Projekte an die moderne Welt angebunden – gelegentlich zum Unmut der dortigen Bevölkerung, die Gottlosigkeit und Sittenverfall am Horizont lauern sah. Um die Skepsis der Einwohner gegenüber dem Fremdenverkehr zu überwinden, versuchte man auch die Priester anzuhalten, in ihren Sonntagspredigten auf die christliche Tugend der Gastfreundschaft einzugehen. [2]

Das Hotel Tyrol im Wiederaufbau (NI 417-466-31)

Titelbild – das Hotel Europa (Signatur NI 417-466-47)


[1] Günter Bischof, “Conquering the Foreigner”: The Marshall Plan and the Revival of Postwar Austrian Tourism, in: The Marshall Plan in Austria, Günter Bischof, Anton Pelinka, Dier Stiefel (Hrsg.), Contemporary Austrian Studies, Vol. 8, 2000.

[2] Ebd.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Vor der Haller sieht man eine Art längliche Litfaßsäule. Die Werbefläche war allerdings hinter Glas und nicht für schnellen Wechsel gedacht. Am Bozner Platz ist glaub ich etwas ähnliches gestanden. Damals sicher ein nicht unwichtiger Hinweis auf noch oder wieder existente Geschäfte.

  2. An der Ruine vom Hotel Tyrol prangt noch das Zeichen für einen öffentlichen Luftschutzkeller: Großes schwarzes Rechteck mit weißer Kreisfläche – Na Mahlzeit!!

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