Nackenstarre für Stadtplannarrische
Falls Sie heute noch ein leichtes Ziehen in der Halswirbelgegend verspüren, dann geht es Ihnen wie mir bei der Betrachtung dieses schönen Planes. Da er leider von Norden nach Süden liegend beschriftet wurde, kann man ihn, so man kein Tablet hat oder einen schwenkbaren Monitor, nur auf dem Kopf stehend ansehen. Oder Sie legen noch vor dem genauen Studium der hier in interaktiver Form konsultierbaren Karte ein Katzenfell, wärmende Kirschkernsäcke und kühlende Eisbeutel auf.
Über den Sillkanal und seinen Weg durch die Stadt ist auf dieser Seite schon viel erzählt und gepostet worden, auch in seiner längst zugeschütteten Form prägt er an einigen Stellen den Innsbrucker Stadtplan bis heute.
Die im Eigentümerverband der Sillkanalgenossenschaft befindliche Wasserweg war 1905 und blieb bis zu seinem Ende eine gefährliche Spülwanne mitten in der Stadt. Sucht man in den Zeitungen rund um die Entstehung dieser Zeichnung (als die Gemeinden Wilten und Innsbruck zusammenflossen) nach Berichten zum Kanal, liest man mehrmals jährlich von Stürzen ins Wasser, sowohl bei Unfällen als auch von Menschen die nicht mehr leben wollten. Die Zeitungen forderten die Genossenschaft auf, nicht nur einmal jährlich alles bei der meist im Juni stattfindenden „Auskehrung“ durchzuspülen sondern auch ganzjährig Absperrungen und Gatter anzubringen – vergeblich. Das Argument, dass auch ein guter Schwimmer bei dem rutschigen Ufer, der hohen Geschwindigkeit der Wassers und den tief einfahrenden Schaufeln der Mühlräder wenig Überlebenschancen hatte blieb in den rauen Zeiten der Jahrhundertwende ungehört.
Durch Klick auf die in die Lesbarkeit rotierte Fassung unten kommen Sie zum hoch aufgelösten Bild und können sich die Standorte der Kaffeefabriken, Mahlmühlen, Schmieden, Sägen, Bewässerungsanlagen, Dörren etc. genauer ansehen.

Zuerst einmal herzlichen Dank für diesen tollen Plan!!
Vielleicht wäre es aber möglich eine Version mit noch höherer Auflösung als JPG online zu stellen? Leider sind so nicht alle Details dieses Plans zu entziffern….
Lieber Herr Rangger,
der aus vielen Einzelteilen montierte Plan ist sehr groß und das ist ein Arbeitsfoto, keine echte Reproduktion.
Hier gerne in der besten Auflösung, die mir zur Verfügung steht:
https://innsbruck-erinnert.at/wp-content/uploads/2022/12/Pl-674_1max.jpg
Nochmals danke, Herr Hofinger, für diese Super – Fleißaufgabe! Einen guten Rutsch – freue mich schon auf neue Entdeckungen im Jahre 2023
Vielen lieben Dank!!
Auch ich möchte mich bedanken für diesen Plan – auf so etwas warte ich schon lange. Ich kann mir auch vorstellen, dass der Sillkanal ein dankbares Thema für eine weitere Bearbeitung wäre – vielleicht findet sich wer?
Nachtrag: Danke auch für das Spezialservice mit dem Link zu allen Beiträgen, welche etwas mit dem Sillkanal zu tun haben!
https://innsbruck-erinnert.at/?s=Sillkanal
Weil Sie sich (u. a.!) auch für den Sillkanal interessieren, Herr Roilo, ist das hier vielleicht ein für Sie interessanter Artikel. Er behandelt eigentlich die Kohlstatt, aber der Autor (H. H.) erklärt den Leser*innen diesen alten Stadtteil, indem er sie tw. entlang des Sillkanals „führt“:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19230314&seite=5&zoom=33&query=%22Milit%C3%A4rspital%22&ref=anno-search
Für mich war dieser Kohlstatt-Bericht jedenfalls – ganz unabhängig vom Sillkanal – sehr aufschlussreich. Stichworte: Plachenstadl, Jägerhaus, Künigl-Garten, …
Danke, Frau Stolz, für den wirklich interessanten Zeitungsartikel. Es ist heutzutage schon toll, was man im Internet so alles zutage bringt. Ich habe den Link schon entsprechend abgespeichert!
Im Jahr 2021 kamen bei Bauarbeiten für eine Wohnanlage nördlich des Zeughauses Überreste historischer Gebäude – darunter eine Wagnerei und eine Wagenremise – sowie ein Abschnitt des Sillkanals ans Licht, die archäologisch untersucht wurden. https://i.postimg.cc/L60y7fJJ/BDA-FOE-60-Sillkanal-Zeughaus-Ardis-Gmb-H.jpg
Der Mühlkanal, der spätestens ab dem frühen 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt wird, diente über Jahrhunderte hinweg als Energiequelle für zahlreiche Betriebe, wie Kornmühlen, Tuchwalken, Pulvermühlen, Schleifmühlen, Hammerschmieden und Feigenmühlen. Er war bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb, bevor er vollständig stillgelegt und verfüllt wurde. An seinem östlichen Ende, kurz vor der Einmündung in die Sill, blieb er nahezu im ursprünglichen Zustand erhalten: massive Steinblöcke bildeten die geböschten Seitenwände des 4,5 bis 6,5 Meter breiten und bis zu 3,5 Meter tiefen Gerinnes. Ein Manuskript mit 70 kolorierten Federzeichnungen in der Österreichischen Nationalbibliothek zeigt diesen Abschnitt des Sillkanals um 1540. https://viewer.onb.ac.at/100113FC Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 10815 (Das Innsbrucker Zeughaus), Innsbruck oder Wien 1540.
Unter neuzeitlichen Aufschüttungen und älteren, feinsandigen Ablagerungen kamen Holzbretter zum Vorschein, die in Längsrichtung auf einem Balkenrost lagen, der mit Bachsteinen ausgefüllt war. In der jüngeren Verfüllung fanden sich unter anderem Gegenstände aus dem Zweiten Weltkrieg – etwa Gewehre, Helme, Parteiabzeichen der NSDAP und Erkennungsmarken von Kriegsgefangenen.
Im selben Jahr wurde auch der Anfang des Kanals in Wilten freigelegt. Bei baulichen Eingriffen im Bachbett der Sill wurde ein bestehendes Betonwehr entfernt, worunter Holzstämme lagen, die zunächst unbeachtete den Baggerarbeiten zum Opfer fielen. Erst eine Fundmeldung führte zu gezielten Freilegungen, die ein grobes Bild der damaligen Technik ermöglichten. Neben einer Wehranlage aus einem mit Steinen gefüllten Holzrahmen wurden auch Reste hölzerner Uferbefestigungen und Teile des Kanals entdeckt, darunter Hölzer des Kanalbodens.
Die Bauweise deutet auf mehrere Bauphasen hin. Einige der senkrecht verbauten Holzstämme waren mit eisernen Pfahlschuhen versehen. Abgesehen davon wurde kein weiteres Fundmaterial geborgen. Die erhaltenen Hölzer werden aktuell im Rahmen eines dendrochronologischen Projekts analysiert. Erste Ergebnisse datieren sowohl das Einlaufbauwerk als auch den Abschnitt beim Zeughaus auf den Beginn des 16. Jahrhunderts – was auf eine größere Ausbauphase unter Kaiser Maximilian I. hinweist.
Quelle: Fundberichte aus Österreich 60, 2021, 21-22 (Johannes Pöll), 492–493 (Ardis GmbH), D10666–D10711 (Ardis GmbH).