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Montagsszene Am Sonnpark

Montagsszene am Sonnpark

Ein Bild der Sammlung Murauer zeigt die recht unspektakuläre Kreuzung der Amraser- mit der Gumppstraße im Ortsteil Pradl. Zeitpunkt der Aufnahme ist ein Arbeits-Vormittag im Juni 1991. Das fast legal geklebte Plakat auf dem Verteilerkastl kündigt „Jazz am Inn“ an, für den der Pleifer damals unter anderem Gitarrengott Al Di Meola und Tastenmagier Joe Zawinul in die Stadt geholt hat. Im Vordergrund sitzt ein Taxler von der Funk-Schicksalsgemeinschaft 5311 bei geöffneter Fahrertür und gekipptem Schiebedachl in seinem Boliden und ist, da allein und somit „Funk erster“, in freudiger Erwartung seines nächsten Auftrags, der ihn vielleicht bis München oder gar ans Nordkap führen könnte; meistens kommt dann aber doch nur Frau Gruber, deren Knie nicht mehr so gut sind, die gern hier einsteigt und sich die Einkäufe vom Fahrer in den zweiten Stock im Lindenhof tragen lässt. Da Juni ist, muss der Kollege den Motor nicht laufen lassen, was neuerdings mit 30 Schildan als umweltschädlich gebrandmarkt ist. Dem regungslosen Chauffeur wird einiges an Unterhaltung geboten. Die fleissigen Gärtner der Firma Gattermair setzen einen ganzen Busch- und Blumenwald in die neuen Grünflächen, die hier offenbar bei der Radweg-Neugestaltung angefallen sind. Da die Ampelanlage nicht in Betrieb ist, steht ein Pensionist mitten in der Amraser Straße und hofft dass der Fahrer des herannahenden Renault 18 Break vielleicht für ihn bremst. An dieser Ampelanlage bastelt wohl auch der Kollege der Siemens vor dem zweiten Kastl, der heute mit seinem eigenen Ford Sierra (mit schnittigem Heckspoiler für bessere Bodenhaftung) angereist ist. Eine Dame über dem Cafe auf Gumppstraße 3 (heute Virger Stube, der alte Name liegt mir auf der Zunge auch wenn ich sicher nie drin war) betrachtet das geschäftige Treiben aus sicherer Distanz. In der rechten Bildhäfte schaut eine junge Frau *nicht* auf ihr Handy und ein harmonisches Ehepaar schleppt die Lebensmittel nach Hause. Vor der Vitrine des legendären City Video Pool des wunderbaren Gernot Spitzenstätter überlegt ein Mann (die primäre Zielgruppe) ob er sich jetzt diese Traumlautsprecher schnell mitnehmen soll aber er ist nicht sicher wie seine Gattin darauf reagiert. Eine Raucherin enteilt schulterfrei der Trafik und wird gleich die Frischhalte-Folie von ihrer Arktis Menthol herunterreissen. Zwei Telefonzellen – noch ohne Telefonapparate – wissen noch nicht dass man 30 Jahre später den Kindern erklären wird müssen, wozu sie damals errichtet worden sind.

Dieser Beitrag hat 16 Kommentare
  1. Nicht zu vergessen die gute, alte Litfasssäule, welche hier auch über 30 Jahre später noch immer zuverlässig ihren Dienst tut.

  2. Bin ich blind? Wo ist da eine Litfasssäule? Auf dem eiligst aufgespannten Googlefoto seh ich zwar die als den Kinderaugen entfremdeten Telefonzellen immer noch am Platz, eine neuartige E-Auto Ladestation und Schienen, die man ein paar Meter weiter herausgerissen hat…aber eine Litfasssäule? Wenns mir fd ist such ich sie noch einmal.

    Den Namen des Cafes sollte man mit einer Lupe am Originalfoto erkennen können. Am Bildschirm lese ich vielleicht Weber, Webhofer etc.

    Das Cafe Sonnpark steht jetzt auch leer. War lange Zeit ein In-Lokal. Aber damals war ich auch noch in.

  3. Laut dem Adressbuch von 1970 war am Standort Gumppstraße 3 das Café Rainer, in den 1990er-Jahren scheint es einen anderen Namen gehabt zu haben.

  4. Der letzte Strohalm sind meine alten Telefonbücher. Zwischen 1977 und 2003 hieß das Cafe „Desiree“. Etwas weit entfernt vom angedachten Webhofer, aber ich überseh ja auch ganze Litfasssäulen,

      1. Danke für den Link! Endlich sieht man auch amtlich bestätigt die genaue Lage und ein paar Daten des Tagebuchhauses Andlklaus. Unter anderem.

    1. Das Sgraffito am Haus Gumppstraße 3 stammt vom Künstler Erwin Streli und datiert aus dem Jahr 1956. Das Kunstwerk zeigt verschiedene Elemente der Stadtgeschichte in freier Zusammenstellung, wie z.B. das Goldene Dachl, den Stadtturm, die hölzerne Innbrücke und das Stadtwappen in der Art des ersten erhaltenen Stadtsiegels von 1267 mit drei Brückenpfeilern. Am heute gebräuchlichen Stadtwappen sind nur mehr zwei Brückenpfeiler zu sehen.
      Im Hintergrund zeigt das Sgraffito den Patscherkofel und die Serles sowie die aufgehende Morgensonne.

  5. Amraserstraßenseitig hat ein Meister mit schwungvollem „L“ signiert, am Körnerstraßenbild prangt das Kürzel E.ST. 1956. So, und jetzt heißts nachblättern.

  6. Die auf dem Foto zu sehende Firma City Videopool Spitzenstätter KG war damals noch ganz neu und residierte seit ca. 1 Jahr am Standort Amraser Straße 23, hier war das Geschäft von Juni 1990 bis September 2002 ansässig. Laut den historischen Daten des Gewerbeinformationssystems Austria erfolgte im September 2002 die Übersiedlung an den neuen Standort Egerdachstraße 11.

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