Mit Schwester Gretl nach Walhalla

Zu den Vergnügungen des Sommers 1938 gehörte für Innsbrucker Automobilisten auch die neue Freiheit, endlich ohne lästige Einreise- und besonders Rückreisebefragungen die sagenhaften neuen deutschen Autobahnen ausprobieren zu können. Der Fotograf hat diese Bilder teils recht genau beschriftet, hier hat er die oben genannte Zeile Regensburg und Walhalla mit Schwester Gretl, Blende und Belichtungszeit, die Filmmarke und das Datum Juli 1938 angegeben. Es ist dem Autor dieser Zeilen nicht gelungen, den Bildautor eindeutig zu identifizieren. Auch mit der Kennzeichen-Datenbank des Technischen Museums Wien ist kein eindeutiges Ergebnis möglich. Wer es doch herausbekommt: Bitte um Hinweise in den Kommentaren.

Noch etwas Wikipedia-Wissen zum Ort: Von Ludwig dem I. von Bayern ca 1807 erdacht und ab 1830 umgesetzt, lebt dieser architektonisch vermutlich nicht-deutschen Vorbildern nachempfundene Hallenbau von der Bespielung mit Büsten und Figuren echter und vermeintlicher National-Ikonen des Deutschtums, worunter sich neben Österreicher:innen auch Niederländer, Flamen, Russen, Angelsachsen befinden, ergänzt mit Römern, Goten und Vandalen. Bis heute werden verdiente Persönlichkeiten dazu gestellt, vermehrt auch Frauen. So stehen dort jetzt auch die NS-Opfer Edith Stein und Sophie Scholl. Ob man damit aus einem auf dem grünen Hügel stehenden klassizistischen Fiebertraum eines Bayrischen Herrschers ein zeitgemäßes Sammelsurium der Heldenverehrung machen kann bzw wer sich heute in Kriegerparadies der germanischen Mythologie auf den Weg macht, um mit oder ohne Schwester Gretl der deutschen Nationalidee zu gedenken, entzieht sich dem Wissen des Autors.

(Archiv Wilhelm/Hofinger)