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Liliput Ganz Groß

Liliput ganz groß

Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit der Seilbahn aufs Hafelekar und sehen auf einmal die oben abgebildete Lokomotive mit zwölf angehängten Personenwaggons vor sich. Der Schaffner verkauft Ihnen eine Karte und nun dampfen Sie auf einer Schmalspurbahn hoch über der Stadt, entlang dem Grat der Nordkette, vorbei an Felsformationen und durch Tunnels, über die Arzlerscharte, die Pfeis und das Stempeljoch bis zum Lafatscherjoch. Klingt verlockend, finden Sie nicht?

Und bevor Sie sich fragen, ob er jetzt völlig übergeschnappt ist – nein diese geradezu fantastisch anmutende Vision hab ich mir nicht für Sie ausgedacht. Im Jänner 1930 trat der Betriebsleiter der Innsbrucker Nordkettenbahn, Ing. Helmuth Thurner, mit dieser Idee an die Öffentlichkeit. In einer Denkschrift skizzierte er seine Pläne für „eine Schmalspurbahn auf 2200 m Höhe!“ Aber lesen Sie selbst:

Dieser Plan zeigt den projektieren Verlauf der Schmalspurbahn vom Hafelekar bis zum Stempeljoch. Quelle: StAI, ohne Sig.

(StAI, Slg. Kreutz ohne Signatur)

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare
  1. Herrlich, die Idee mit der Schmalspurbahn auf der Nordkette mutet geradezu wie ein Aprilscherz an! Allein schon die Trasse mit den Bahnhöfen ist sehr erheitern.

    Fast so bizarr und schrullig wie die Ideenwelt des Luftfahrt-Phantasten Oskar Hummel, welcher mit der Nordkette auch etliche Pläne hatte.

  2. Das ist ein echter Schatz aus der Sammlung Kreutz. Jede:r Innsbrucker Schienen-Enthusiast:in hat in seinem Hauptwerk über dieses Projekt gelesen. Hier sind jetzt die Details. Danke dafür!

  3. Es ist eh nix draus geworden. Wäre interessant, aus welchen Gründen. Geld, Zweifel an der Machbarkeit, Angst vor wirtschaftlichem Flop, bedenkliche Bedingungen bei plötzlichen Wetterstürzen? Hätte Ing. Thurner oder sonst wer auch die Haftung für das bei solchen Projekten immer zu befürchtende Debakel übernommen? Seine Kostenaufstellung war durch Weglassung großer Posten wohl in der üblichen Weise geschönt. Und den Aufwand des Baus von Bergwegen als Anhaltspunkt für den Bau einer kommerziellen Bahnstrecke halte ich wie die Anlehnung an den Betrieb simpler temporärer Ausstellungsbahnen für gewagt.

    Seine Ansicht, daß wegen dieses Wurstelpraterzuges die Schweiz neidvoll auf Tirol schauen wird, rundet den Eindruck des nicht ganz ernst zu Nehmenden ab und trägt zur Erheiterung bei.

    Nicht auslachen, aber schmunzeln. Man war halt techniknarrisch.

  4. Der Alpenverein sprach sich 1932 mit folgender Begründung gegen den Bau einer Liliputbahn auf der Nordkette aus:

    „Nach längerer Erörterung sprach sich die Versammlung auf
    Antrag Dr. Moriggls gegen den allfälligen Bau einer
    Höhenbahn vom Hafelekar gegen das Lafatscherjoch, die
    sogenannte Liliputbahn, aus, weil diese Bahn einen all­-
    zustarken technischen Eingriff in die Hochgebirgsnatur des ge­-
    rade wegen seiner wilden Eigenart berühmten Karwen­-
    dels wäre, daher gegen den unabweislichen Grundsatz mög­-
    lichsten Schutzes der Hochgebirgseigenart verstieße. Auch
    brächte sie der Nordkettenbahn und dem Fremdenverkehr
    keinen Vorteil, weil der Zumeist aus technisch übersättigter
    Großstadt kommende Fahrgast, sobald er mit der Nordketten­-
    bahn mühelos auf die Hafelekar-Kammhöhe gelangt ist, das
    Bedürfnis fühlt, in der ihm ungewohnten, neuartigen und des­-
    halb besonders reizvollen Hochgebirgsumgebung ruhig lagern
    oder spazieren gehen zu können, um die überwältigenden
    neuen Eindrücke ruhig in sich aufzunehmen und genießen zu
    können. Hiezu würde sich besonders der von Ing. Thurner
    erbaute Höhenweg eignen, für den K. E. Hirt den Namen
    „Goetheweg“ vorgeschlagen hat. Eine Kammbahn, die den
    Fahrgast gewissermaßen durch die Schrofen hetzt, brächte ihn
    um den ruhigen Genuß der Hochwelt.
    Mit Dankesworten des Vorsitzenden an alle Mitarbeiter und
    Förderer des D. u. Oe. Alpenvereins wurde die anregende
    Versammlung um Mitternacht geschlossen.“

  5. Es gab auch ein Projekt, den Patscherkofel mit einer Autostraße zu erschließen. Als Inselbetrieb mit Bussen von der Bergstation auf den Gipfel (schalg nach bei Kreutz). Die Busse hätte man dann wohl mit der Seilbahn raufgehievt.

    Kann man in den Ordner „Ballonbahn auf den Rigi, Fiztcarraldo u.dgl.“ einordnen. Umsomehr erstaunt es , was dann doch alles geht – z.B. bei Kraftwerks und Industriebauten (Petit train d´Artouste, Reißeck +, Vermunt +, Kraftwerk Linth-Limmern tlw. +, Magellitopp+, Den Sorte Engel tlw. +, Linibana Norsjö tlw. +) und was davon alles zum Leidwesen von uns Technikfreaks wieder verschwand. Insofern also unser ungebautes eine netter Traum – und der Goetheweg selbst ist ohnehin tlw trassiert, wie eine Eisenbahn. Natürlich wären die Tunnels wegen der für Faulpelze sinnlosen Höhemeter auf dem Weg zur Pfeishütte sehr praktisch 😉

    Und für alle, die sonst noch Besonderheiten in unserer Gegend suchen: Kennt jemand in der Runde die Anlagen der österreichischen Luftverwertungs AG und die längst verschwundene Standseilbahn dorthin? Würde sich möglicherweise bald wieder rentieren so etwas zu betreiben….

    1. Jetzt gehts in eine andere Richtung, aber es ist interessant: Mit der Österreichischen Luftverwertugsgesellschft scheint die Anlage um die Salpeterfabrik beim Pater Sillwerk tief unter der Europabrüke gemeint zu sein? Wenn nicht, dann bitte wo? Wenn ja, wo hat es eine Standseilbahn gegeben? Nach Patsch hinauf oder zur Brennerstraße?

      Die Straße auf den Patscherkofel gibt es jedesmal, wenn dort oben was gebaut wird, erstmals beim Bau des Senders, oder bei herrlichstem Schönwetter, wenn eine eigenartig zufällige Kolonne von ORF-beschrifteten Autos zu vermutlich unaufschiebbaren Besichtigungs-, Kontroll- oder Wartungsarbeiten zum Gipfel fährt. Ein Schelm, der Schlimmes dabei denkt. Und natürlich die Horden der Mountainbiker, die nicht merken, daß sie den Straßenverkehr nun überall in die Berge gebracht haben. Ohne Seitenhieb. In Italien wäre dort sicher eine Militärstraße mit Verlängerung zum Glungezer und irgendwie bis zum Loassattel :-). Ohne Seitenhieb.

      Die Nazis hatten – woher hab ich das nur? – den Plan, eine Panoramastraße quer über alle südlichen Tiroler Alpentäler zu bauen, also vom Kaunertal bis Zillertal, Glocknerstraße nichts dagegen. Aus dem Jahr 67 gibt es in der tirol.gv.at Luftbildsammlung eine natürlich rein zufällige Reminiszenz unter der Archivnummer 1967 093 STUBAITALSTRASSE / 1967. Zufälle gibts.

  6. Jetzt gehts in eine andere Richtung, aber es ist interessant: Mit der Österreichischen Luftverwertugsgesellschft scheint die Anlage um die Salpeterfabrik beim Pater Sillwerk tief unter der Europabrücke gemeint zu sein? Wenn nicht, dann bitte wo? Wenn ja, wo hat es eine Standseilbahn gegeben? Nach Patsch hinauf oder zur Brennerstraße?

    Die Straße auf den Patscherkofel gibt es jedesmal, wenn dort oben was gebaut wird, erstmals beim Bau des Senders, oder bei herrlichstem Schönwetter, wenn eine eigenartig zufällige Kolonne von ORF-beschrifteten Autos zu vermutlich unaufschiebbaren Besichtigungs-, Kontroll- oder Wartungsarbeiten zum Gipfel fährt. Ein Schelm, der Schlimmes dabei denkt. Und natürlich die Horden der Mountainbiker, die nicht merken, daß sie leider den Straßenverkehr nun endgültig überall in die Natur gebracht haben. Ohne Seitenhieb. In Italien wäre dort sicher eine Militärstraße mit Verlängerung zum Glungezer und irgendwie bis zum Loassattel :-). Ohne Seitenhieb.

    Die Nazis hatten – woher hab ich das nur? – den Plan, eine Panoramastraße quer über alle südlichen Tiroler Alpentäler zu bauen, also vom Kaunertal bis Zillertal, Glocknerstraße nichts dagegen. Aus dem Jahr 67 gibt es in der tirol.gv.at Luftbildsammlung eine natürlich rein zufällige Reminiszenz unter der Archivnummer 1967 093 STUBAITALSTRASSE / 1967. Zufälle gibts.

  7. Es sollte sogar einmal einen Plan gegeben haben mit einer Zahnradbahn von der Hungerburg Richtung Höttinger Alm und von dort mit einem sog. Switch weiter zur Seegrube und dann weiter bis zum Achensee.
    Kann hier wer mehr über dieses Projekt berichten?

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