In Stein gemeißelt (II.)
Das zweite der Reliefs zeigt die (erste) Schlacht von Guinegate im Jahre 1479 in atemberaubenden Detail.
Der französische König Ludwig XI. erklärte nach dem Tod Karls des Kühnen die Lehen, die an die Grafen von Burgund vergeben worden waren, für erledigt und betrachtete sie als an die französische Krone zurückgefallen. Seine Truppen besetzten das ursprüngliche Kerngebiet des Herzogtums Burgund und die Freigrafschaft, sowie Teile der Gebiete im Norden Frankreichs. Nach langem Ringen, diplomatisch wie militärisch, kam es zu einem einjährigen Waffenstillstand, der jedoch bereits während seines kurzen Bestehens gebrochen wurde. Es gelang Maximilian ein Heer aufzustellen, mit welchem er zur Offensive überging. Er hatte vor Artois als Kompensation für die verlorengegangene Freigrafschaft zu erobern. Man zog auf die Festung Therouanne um sie zu belagern, jedoch ohne Erfolg. Das französische Entsatzheer nahte heran und man zog sich in Richtung Aire zurück, um sich im Falle einer Niederlage sicher zurückziehen zu können.
Maximilians Heer, welches auf rund 25. – 30.000 Mann geschätzt wird. näherte sich dem Schlachtfeld von Nordosten, den Fluss Laquette in der linken Flanke. Das französische, geführt von Philippe de Crèvecœur, Herr von Cordes, zählte vermutlich in etwa 20.000 Mann, wobei Quellenangaben von 14. – 80.000 überliefert sind. Obwohl Maximilian demnach eine zahlenmäßige Überlegenheit auf seiner Seite wissen konnte, war das französische Heer an Kavallerie deutlich überlegen, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Konflikt mit der Eidgenossenschaft die Reihen der burgundischen Aristokratie ausgedünnt hatte. Die Schlacht begann ungünstig für die Truppen Maximilians, die überlegene französische Rittermacht schlug auf dem linken Flügel ihr burgundisches Gegenstück in die Flucht. In Hoffnung auf Beute und Lösegeld verfolgten sie jedoch den fliehenden Feind und verließen so das Schlachtfeld, unter den Verfolgern war auch der Kommandant des französischen Heeres. Maximilian befahl daraufhin die Bildung einer Wagenburg, um seine Infanterie nicht ungeschützt zu lassen. Auf der rechten Flanke gelang es den burgundischen Edelleuten, dem französischen Angriff standzuhalten, während das Zentrum ebenfalls in Bedrängnis kam. Als das Zentrum auf die Wagenburg zurückgedrängt wurde, saß Maximilian zusammen mit seinem Gefolge ab, um zusammen mit seinen Landsknechten zu Fuß zu kämpfen. Es gelang der dichten Infanterieformation die französischen Soldaten zurückzudrängen, die sich daraufhin zurückziehen mussten.
Maximilian konnte das Schlachtfeld behaupten, doch der Sieg war teuer erkauft worden – während das französische Heer vermutlich 10.000 Verluste zu beklagen hatte, fehlten nun auch 8.000 Mann in seinen Reihen. Während sich nun Artois in habsburgischer Hand befand, gelang es nicht, den Konflikt zu entscheiden. Teils durch Maximilians Politik, teils durch französische Zuwendungen kam es zu Aufständen in Flandern und den Niederlanden. Der Krieg setzte sich mit Unterbrechungen bis 1493 fort, in die Endphase der Auseinandersetzung fällt auch das nächste Ereignis, welches auf den Marmorreliefs verewigt wurde, die Eroberung von Arras 1492.
Team Stadtarchiv (Signaturen Ph-A-10171-002 & Ph-A-10171-003)