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Holzplatz, Brenner, Häfen, Kirche

Holzplatz, Brenner, Häfen, Kirche

Als zweites Bild unserer letzte Woche unverdient glücklich aus dem Volkskunstmuseum übernommenen und von Renate Erhart akribisch beforschten Serie von Glasplatten kommt heute ein Leckerbissen für Wiltenolog*innen. Aus dem nämlichen Hause – bereits teilgelöst im ersten Rätsel gestern – Leopoldstraße 2, dem Winklerhaus (das vor dessen Umbau in die heutige Dekopracht auch Romahaus genannt wurde) richtet der Fotograf seine Kamera geradeaus durch die Maximilianstraße, die im Bild-Vordergrund noch gar nicht zu existieren scheint. Die hier etwas später errichteten Häuser wurden zunächst vorläufig als Nummer 1a, 1b und 1c bezeichnet; zum Zeitpunkt der im Mai oder Juni entstandenen Aufnahme steht aber noch nichts davon. Man erkennt einen großen Holzlagerplatz (aus dem Bauch: des Sebastian Müssiggang, der in Wilten eine ganze Reihe davon unterhielt) und dann noch Gemüse. Von der Glasmalereistraße existiert noch kein Haus (die Glasmalerei-Anstalt selbst ist gut zu erkennen). Auf der Rückseite des Hauses Andreas-Hofer-Straße 3 ist „Brennerei“ zu lesen, das ist eine der vielen jüdischen Brennereien Innsbrucks (hier jene das Martin Steiner, der 1895 das Gewerbe von seinem Vater Sigmund Steiner übernommen hat).

Gut zu erkennen ist auch der alte Gerichts- und Gefängniskomplex. Am Ende der Maximilianstraße 6 (damals Nummer 34, zwischenzeitlich Nummer 26 und Nummer 4) scheint Baumeister Huter gerade sein x-tes Haus aufzuziehen (rechts der alten Grenzstraße liegt die Stadt Innsbruck, links die Gemeinde Wilten). Oder sind es noch die letzten Handgriffe an der Redemptoristenkirche (diese wurde laut Wikipedia 1898 eingeweiht).

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Der Herr Sebastian Müssigang war auch einmal der Kommandant der VI Kompagnie Innsbruck – FF-Wilten, wir glauben er war der Nachfolger von Herrn Anton Fritz. Sehr schöne „Wilten-„-Fotos!

    1. Vielen Dank für den interessanten Hinweis! Sebastian Müßiggang trat 1881 der FF Wilten bei und wurde im Mai 1908 im Rahmen einer außerordentlichen Generalversammlung (bei der die Mitglieder im Zuge einer „Probeabstimmung“ eine Fusionierung mit der FF Innsbruck mehrheitlich ablehnten) zum neuen Kdt. der FF Wilten gewählt ( vgl. https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19080527&query=%22Sebastian+M%c3%bcssiggang%22&ref=anno-search&seite=6). Er blieb bis 1914 im Amt und wurde schließlich zum Ehrenhauptmann der VI. Kompagnie ernannt. Sein Nachfolger als Kdt. der VI. Komp. wurde Josef Sailer.
      Im Jahresbericht der FF Innsbruck (1911) scheint er als einer von drei Kassaprüfern auf.
      Im Ersten Weltkrieg scheint er zu den Standschützen eingerückt zu sein und dürfte am 3./4. November 1918 in ital. Gefangenschaft geraten sein.
      Sebastian Müßiggang starb 1939 im Alter von 75 Jahren (https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19390704&seite=8&zoom=33)

  2. Das dürfte schon Haus Maximilianstraße 4 sein, das „hochgezogen“ wird (in dessen Erdgeschoß die Firma „Völk“ ihr Geschäftslokal hatte.
    Und von der Hauptpost noch nicht einmal der Hauch eines Schimmers….
    Ich hab ihn schon einmal erwähnt, jenen Konditorgesellen aus Deutschland, der (alles lt.TT) in den 90er Jahren „auf der Walz“ einige Zeit beim „Munding“ gearbeitet hat und der – in den 1950-er Jahren – das wunderbare Innsbruck seiner Jugend noch einmal sehen wollte –
    – und dann, wie am Foto zu sehen, in der Wiesengasse spazierte und traurig sagte „….weil hier ist es noch ein bißchen so wie damals“
    Jsa, wenn man an „damals“ denkt, ziehts einem schon manchmal den Boden unter den Füßen weg.

  3. Im Oculus der Herz-Jesu-Kirche scheinen die Fenster noch zu fehlen, demnach müsste dieses fabelhafte Bild noch vor der Weihe durch Fürstbischof Simon Aichner (consecratio am 25. Mai 1898) aufgenommen worden sein.

  4. Ui, war das Gefängnis duster!

    Ungern widersprochen, aber es ist schon die Fassade der Herz-Jesu-Kirche, an der noch gebaut wird, wie man an den hinter dem Gerüst sichtbaren Fensteröffnungen des an den Turm anschließenden Querbaues sieht. Das „Völk-Haus“ sieht ganz anders aus. Die K.u.k. Forst und Domänendirection an der Ecke fehlt natürlich auch noch.

    Den Müssiggang gab es als Brennstofflieferanten noch bis in unser Jahrhundert herein, zuletzt als Purner Müssiggang Wurzer draußen beim Huter gegenüber dem Ziegelstadel. Jetzt ist dort eine Firma WAF Wärme Austria Vertrieb, die – immer noch in der Branche – mit Pelletslieferungen ein Material anbietet, mit welchem ein Müssiggang der 1900erwende nichts anzufangen gewußt hätte. Beim Nachschnüffeln des Verlaufs der Fa. Müssiggang konnte ich auch feststellen, wieviele Kleinlieferanten es 1999/2000 für Heizlöl, Holz und Kohlen immer noch gegeben hat. Eine versunkene Welt.

    1. Ja, da haben Sie gewiß den besseren Blick dafür – und es gibt ja einen Verbindungsgang zwischen der Herz Jesu Kirche und dem Haus Maximilianstraße 4.
      Mir kommt nur der Abstand zwischen der Westmauer des Gefängnisareals und dem Bauzaun auf der „drüberen“ Seite sehr schmal vor – als ob es nicht allzu viel mehr wäre als eine Straßenbreite.
      Aber wir werdens ja erfahren. Am Ende zieht man gar schon die Bürgerstraße 33 hoch.

  5. Mich beeindrucken die riesigen Stapel von Meterscheitern! Wenn man bedenkt, welche Arbeit das zu jener Zeit bedeutete, mit den damaligen Hilfs- und Transportmitteln!
    Da schauen ja unsere in unserem Hof gerade mickrig aus, auch wenn sie mir als Bäckerbua ziemlich groß vorkamen. Für meinen Onkel war es der tägliche Nachmittagssport. Er musste die Scheiter nochmals spalten, abends in den Backofen schlichten, um vier Uhr anheizen und wenn das Wetter passte hatte er dann morgens genügend Hitze für Semmelen & Co.
    https://postimg.cc/VdxSYdxf

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